Astro-Tipps Mai 2007
Kurz nach Sonnenuntergang leuchtet halbhoch im Nordwesten ein heller Lichtpunkt auf - die Venus.
Hamburg (dpa) - Kurz nach Sonnenuntergang leuchtet halbhoch im Nordwesten ein heller Lichtpunkt auf. In der zunehmenden Dunkelheit wird dieser Lichtpunkt zum dominierenden Gestirn. Es handelt sich um den Planeten Venus, der zurzeit seine Rolle als Abendstern spielt. Nach Sonne und Mond ist Venus das hellste Gestirn am irdischen Firmament. Sie beherrscht die Himmelsszene in der ersten Hälfte der nun kurzen Nächte.
Zu Monatsbeginn passiert Venus fünf Vollmondbreiten nördlich den Stern Al Nath, der das nördliche Stierhorn markiert. Am 19. Mai erhält sie abends Besuch vom zunehmenden Mond. Im Juli zieht Venus sich vom Abendhimmel zurück, um im Herbst als Morgenstern vor Sonnenaufgang am Osthimmel aufzutauchen.
In der ersten Maiwoche leuchten die Sternschnuppen der Eta- Aquariden auf. Ihr Ausstrahlungspunkt liegt im Sternbild Wassermann. Im Maximum sind in der Nacht vom 5. auf 6. Mai rund 20 Meteore pro Stunde zu erwarten. Beste Beobachtungszeit sind die Stunden nach Mitternacht. Es handelt sich bei diesem Strom um schnelle Objekte mit 216 000 Kilometern pro Stunde. Ihren Ursprung führen die Aquariden- Meteore auf den Halleyschen Kometen zurück.
Der Große Wagen steht jetzt abends hoch über unseren Köpfen, fast im Zenit. Seine Deichsel weist auf den hellen, orange-roten Stern Arktur im Sternbild Rinderhirt. Im Süden passiert gerade die Jungfrau mit ihrem bläulichen Hauptstern Spica den Meridian. Arktur, Spica und Regulus im Löwen bilden das so genannte Frühlingsdreieck. Im Nordosten blinkt die helle Wega im Sternbild der Leier.
Die Sonne strebt dem Gipfelpunkt ihrer Jahresbahn zu, den sie im Juni erreichen wird. Am 14. Mai verlässt sie das Sternbild Widder und wechselt in das Sternbild Stier, in dem sie bis 22. Juni bleibt. Am 21. Mai tritt sie in das Tierkreiszeichen Zwillinge. Die Mittagshöhe der Sonne wächst um knapp sieben Grad an, die Tageslänge nimmt um fast eineinhalb Stunden zu. Die Nächte werden immer kürzer, dafür auch wärmer, was den nachtwandelnden Sternguckern entgegenkommt.
Am Westhimmel ist noch der Ringplanet Saturn zu sehen. Er wandert gemächlich durch das Sternbild Löwe und nähert sich dem Löwenhauptstern Regulus. In den Abendstunden des 22. Mai wird Saturn vom Mond bedeckt, ein seltenes Himmelsereignis. Die Bedeckung beginnt - je nach Standort - im deutschsprachigen Raum zwischen 21.14 Uhr und 21.28 Uhr. Saturn taucht dann wieder zwischen 22.25 Uhr und 22.35 Uhr am Westrand des Mondes wieder auf. Der Mondlauf erfolgt von West nach Ost. Die Bedeckung beginnt somit am dunklen Ostrand des Mondes, von der Nordhalbkugel der Erde betrachtet der linke Rand, denn der Mond nimmt gerade zu. Ein Fernglas erleichtert die Beobachtung dieser Planetenbedeckung ungemein.
Jupiter kann fast die gesamte Nacht über gesehen werden, sieht man von der ersten Nachtstunde ab. Der Riesenplanet wandert rückläufig durch das Gebiet der Sternbilder Schlangenträger und Skorpion. Nach Untergang der Venus ist Jupiter der hellste Planet am Nachthimmel. Schon in einem Fernglas sind seine vier großen Monde zu sehen.
Merkur bietet von Mitte Mai bis Anfang Juni seine zweite und damit auch letzte Abendsichtbarkeit in diesem Jahr. Am 18. Mai gesellt sich die extrem schmale Sichel des zunehmenden Mondes zum flinken Planeten. Merkur und Mond sind tief am Westhimmel etwa eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang auszumachen.
Unser äußerer Nachbarplanet, der rötlich-gelbe Mars, kann am Morgenhimmel tief im Osten erkannt werden. Er wandert durch das Gebiet der Sternbilder Fische und Walfisch. Am Morgenhimmel des 13. Mai steht die Sichel des abnehmenden Mondes etwa drei Grad nordöstlich von Mars.
Der Kleinplanet Vesta ist nur selten so günstig zu beobachten wie in diesem Jahr. Unter ausgezeichneten Sichtbedingungen ist er im Sternbild Schlangenträger sogar schon mit bloßen Augen zu erkennen, auf alle Fälle in einem Fernglas. Vesta wurde im März 1807 von dem Bremer Arzt und Liebhaberastronomen Wilhelm Heinrich Olbers als vierter Kleinplanet entdeckt. Planetoid Nr. 4 wandert zwischen der Mars- und der Jupiterbahn in drei Jahren und siebeneinhalb Monaten um die Sonne. Die beste Zeit, um Vesta zu beobachten ist die Geisterstunde, also zwischen Mitternacht und ein Uhr morgens. Da ihr Durchmesser nur rund 500 Kilometer beträgt, so ist Vesta auch in großen Teleskopen nur als Pünktchen zu erkennen.
Vollmond ist am 2. Mai um 12.09 Uhr, Neumond am 16. Mai um 21.27 Uhr. Einen Tag vor Neumond steht der Mond mit 359.400 Kilometer Distanz in Erdnähe, während ihn am 27. Mai in Erdferne immerhin 405.460 Kilometer von uns trennen.
Hans-Ulrich Keller, dpa