Atlantis gestartet - zum letzten Flug eines Spaceshuttles
Der bemannte Zugang zur Internationalen Raumstation ist vorerst nur noch mit Sojus-Kapseln möglich.
Atlantis gestartet – zum letzten Flug eines Spaceshuttles
Der bemannte Zugang zur Internationalen Raumstation ist vorerst nur noch mit Sojus-Kapseln möglich.
Der Start der US-Raumfähre läutet nun endgültig das Ende der Shuttle-Ära ein. Dreißig Jahre nach dem Jungfernflug des Orbiters Columbia ist die Raumfahrtnation USA damit vorerst auf die russischen Sojus-Kapseln angewiesen, um den erdnahen Weltraum zu erreichen.
Abb.: Historische Aufnahme – erste und letzte Fotogelegenheit der Internationalen Raumstation mit gedocktem Orbiter, der Endeavour, beim vorletzten Shuttleflug überhaupt. Ebenfalls angekoppelt: das ATV-2 Johannes Kepler (Bild: Nasa / Roskosmos / Esa, Paolo Nespoli)
Dies gilt sogar bereits für den Fall, dass die Atlantis im Falle einer Beschädigung nicht zur Erde zurückkehren kann. Die Astronauten können dann nicht mehr von einem Schwesterschiff abgeholt werden, sondern müssten bis Mitte 2012 sukzessive auf Sojus-Kapseln ausweichen, die dann nur mit einer zweiköpfigen Besatzung starten würden. Abhilfe schaffen dann erst die aufstrebenden neuen Raumfahrtunternehmen, allen voran die Firma SpaceX von Paypal-Mitbegründer Elon Musk, mit ihren „kommerziellen Transportmitteln“, was sich allerdings noch hin zieht.
Nicht nur für die Raumfahrer, auch für die Versorgung der ISS hat dies Konsequenzen. Zunächst liefern nur noch die kleinen russischen Progress-Frachter oder die europäischen bzw. japanischen ATV- und HTV-Cargoschiffe Vorräte und Treibstoff. Daher packten die Flugleiter so viel wie möglich in das Logistikmodul Raffaello, das sich im Heck der Atlantis befindet und das die Besatzung zum Ausladen an die Station dockt.
Auch große wissenschaftliche Instrumente wie das AMS lassen sich auf absehbare Zeit nicht mehr zur Station bringen, die noch mindestens zehn weitere Jahre betrieben werden soll. Der Nachfolger PK-4 für das derzeitige Plasmakristall-Experiment „PKE Nefedov“, an dem das Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching maßgeblich beteiligt ist, passt jedoch locker in eine Progress-Kapsel. Und die Computerfestplatten mit den Daten der Versuche bringen die Raumfahrer an Bord einer Sojus zurück zur Erde – unter ihren Sitzen.
Für das Nachfolgemodell des Solar Auto-Calibrated EUV-Spectrometer (SolACES) denken die Forscher vom Fraunhofer-Institut für Physikalische Messtechnik (IPM) in Freiburg jedoch eher an ein HTV. Denn das europäische ATV ist derzeit weniger geeignet, da die Astronauten seine Fracht nur ins Innere der ISS entladen können und anschließend mühsam ausschleusen müssen.
Vom japanischen HTV hingegen lassen sich Experimente mit dem Roboterarm der Station direkt entnehmen und zu einem Ort an der Außenhülle der Station bugsieren. Die Wissenschaftler würden ihr erstes Instrument zwar nach dessen Dienstende gerne unter die Lupe nehmen, um die Degradation und Abnutzung zu bestimmen. Doch selbst wenn die Esa entscheidet, ihre ATVs für eine Rückkehr zur Erde auszurüsten, dürften bis dahin noch einige Jahre ins Land gehen. Und unter den Sitz einer Sojus passt das Experiment einfach nicht.
Oliver Dreissigacker
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