Attosekunden-Interferometrie an Festkörpern
Mittels Interferometrie hoher Harmonischer im extremen Ultraviolett lässt sich ein direkter Zugang zur Dynamik von Bandlücken gewinnen.
Zu verfolgen, wie sich die Bandlücke eines isolierenden Festkörpers unter starker Laseranregung verändert, war lange Zeit eine Herausforderung, da die zugrunde liegenden Prozesse auf Femtosekunden-Zeitskalen ablaufen und insbesondere in Dielektrika mit großer Bandlücke nur schwer direkt beobachtbar sind. In einer Zusammenarbeit zwischen dem Max-Born-Institut, dem ARCNL Amsterdam und der Aarhus Universität haben Forschende nun gezeigt, dass mittels Interferometrie hoher Harmonischer im extremen Ultraviolett (XUV) direkter Zugang zu diesen Dynamiken gewonnen werden kann.

Mit Hilfe phasenstabilisierter Paare von nahinfraroten Laserpulsen ließen sich Interferenzmuster und deren intensitätsabhängige Verschiebung in den hohen Harmonischen aus Quarzglas (SiO2) und Magnesiumoxid (MgO) messen. Diese Verschiebungen kodieren zeitlich veränderliche elektronische Bandlücken, wobei SiO2 auf eine Verkleinerung der Bandlücke und MgO auf eine Vergrößerung hindeutet.
Die Experimente werden durch analytische Modellierungen und Simulationen auf Basis der Halbleiter-Bloch-Gleichungen unterstützt, die bestätigen, dass die beobachteten Phasenänderungen konsistent mit anregungsinduzierten Modifikationen der elektronischen Struktur sind.
Diese Ergebnisse etablieren interferometrische Messungen hoher Harmonischer als vielfältig anwendbare, vollständig optische Methode zur Untersuchung von Bandstruktur-Dynamiken in Festkörpern. Über den fundamentalen Erkenntnisgewinn hinaus eröffnet dieser Ansatz neue Wege für die ultraschnelle Halbleitermetrologie und zukünftige elektro-optische Technologien im Petahertz-Bereich. [MBI / dre]
Weitere Informationen
- Originalpublikation
L.-M. Koll et al., Extreme ultraviolet high-harmonic interferometry of excitation-induced bandgap dynamics in solids, Optica 12, 1606–1614, 20. Oktober 2025; DOI: 10.1364/optica.559022 - Bereich Attosekundenphysik (Marc Vrakking, Prof., Freie Universität Berlin), Max-Born-Institut (MBI) im Forschungsverbund Berlin e.V.










