29.02.2016

Auch unscharfe Röntgenquellen liefern scharfe Bilder

Neue Aufnahmetechnik und Rekonstruktion für Computer­tomo­grafie ent­wickelt.

Computertomografie mit Röntgenstrahlung liefert Bilder über die innere Struktur von Objekten und Körpern. Dabei wird die dreidimensionale Struktur durch eine Serie von Projektions­bildern errechnet. Ein Wissen­schaftler­team der Uni Göttingen hat nun erstmals eine bisher vernach­lässigte tomo­grafische Technik experimentell umgesetzt. Damit können viele Unter­suchungen, die bislang auf Synchro­tron­strahlung ange­wiesen waren, künftig auch mit Labor­quellen durchgeführt werden.

Abb.: Malte Vass­holz (links) und Tim Salditt am Mess­instru­ment im Institut für Röntgen­physik. (Bild: U. Göttingen)

Ein Objekt kann sowohl aus Projektionen über eine Schar von Linien als auch über eine Schar von Ebenen rekon­struiert werden. Der zweite Fall galt jedoch bislang für Mess­ver­fahren als nicht relevant und durch­führbar, da ein Röntgen­bild im Wesent­lichen als ein Projektions­bild über eine Schar paralleler Strahlen aufge­fasst werden kann. „Statt einer Drehung um eine Achse muss das Objekt bei der neuen Methode aller­dings um zwei Achsen rotiert werden. Die neue Mess­geo­metrie lässt sich nun vorteil­haft für eine detail­getreue Rekon­struktion des Objektes aus­nutzen“, so Malte Vassholz von der Uni Göttingen.

Bei der konventionellen tomografischen Messtechnik und Rekon­struktion muss die Strahlung in zwei Richtungen senkrecht zur optischen Achse unter anderem besonders parallel gerichtet sein oder für den Zweck einer hohen Auflösung in einem sehr kleinen Quell­fleck erzeugt werden. „Röntgen­licht muss beispiels­weise auch nicht absor­bierende Objekte sicht­bar machen. Dies lässt sich meist erst durch mühsames Filtern und Ausblenden der Strahlung auf Kosten der Intensität erreichen“, so Tim Salditt von der Uni Göttingen. „Da dies in beide Richtungen senkrecht zum Strahl erfolgen muss, geht bei besonders hohen Anfor­derungen so viel Intensität verloren, dass die Experimente mit herkömm­lichen Strahl­quellen gar nicht durchge­führt werden können.“

Das Filtern und Ausblenden von Strahlung muss mit dem neuen Verfahren aber nur noch in eine Raum­richtung erfolgen. „Die Auflösung, mit der das Objekt rekon­struiert werden kann, ergibt sich dabei aus der Richtung mit den besseren Strahl­eigen­schaften. Das Verfahren ist nämlich so gewählt, dass sich die Eigen­schaften dieser sauberen Richtung auf alle drei Raum­richtungen vererben“, so Vassholz. Dadurch kann wesentlich mehr Licht zur Abbildung der drei­dimen­sionalen Struktur genutzt werden. Die Forscher haben bereits einen Patent­antrag, sowie einen Antrag bei der Göttinger Photonik-Inkubator GmbH zum Bau von Instrumenten für die neue Röntgen­technik eingereicht.

GAU / RK

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