14.09.2015

Auf der Suche nach Leichtgewichten

Überarbeiteter Detektor des CRESST-Experi­ments stellt Mess­rekord für leichte dunkle Mate­rie­teil­chen auf.

In zahlreichen Experimenten fahnden Wissenschaftler nach den Teilchen der dunklen Materie – bisher vergeb­lich. Mit dem CRESST-Experi­ment lässt sich der Such­radius jetzt deutlich ausweiten: Die Forscher überar­beiten seine Detek­toren und können nun Teilchen nach­weisen, deren Masse unter­halb des heutigen Mess­bereichs liegt. Somit steigt die Chance, der dunklen Materie auf die Spur zu kommen.

Abb.: Einbau von Detektormodulen in das CRESST-Experiment (Bild: MPP)

„Als wahrscheinlichster Kandidat für das dunkle Materie­teilchen galt bisher ein schweres Teilchen, das WIMP“, erklärt Federica Petricca, Wissen­schaft­lerin am Max-Planck-Institut für Physik und Sprecherin des Experiments. „Daher unter­suchen die meisten Experimente derzeit einen Mess­bereich zwischen 10 und 1000 GeV/c²”

Allerdings gibt es in der Dunkle-Materie-Forschung inzwischen neue theore­tische Modelle, die einige Ungereimt­heiten beseitigen – zum Beispiel den Unter­schied zwischen der simulierten und der tatsächlich beobachteten dunklen Materie in Galaxien. Einige dieser Modelle schlagen dunkle Materie­teilchen vor, die deutlich leichter sind als die klassischen WIMPs.

Einen wichtigen Schritt zum Aufspüren dieser „Leicht­gewichte“ hat CRESST jetzt geleistet. In einem Langzeit-Versuch mit einem Detektor erreichten die Wissen­schaftler eine Energie­schwelle von 307 eV. „Dieser Detektor eignet sich insbe­sondere für Messungen zwischen 0,5 und 4 GeV/c² und hat in diesem Bereich seine Sensiti­vität um das Hundert­fache verbessert“, sagt Petricca. „Wir können so Teilchen mit geringerer Masse als die des WIMP entdecken.“

Der nächste Messzyklus soll Ende 2015 beginnen und ein bis zwei Jahre dauern. Auf Grundlage der jetzt gewonnenen Erkennt­nisse statten die Wissen­schaftler das Experiment mit neuartigen Detektoren aus. „Die neuen Detektor­module machen die Messungen einerseits präziser, zum anderen werden wir damit in neue Masse­regionen vorstoßen: Wir können dunkle Materie­teilchen auch dann entdecken, wenn sie leichter als 0,5 GeV/c² sind. So steigt auch die Chance, endlich zu erklären, woraus dunkle Materie besteht“, hofft Petricca.

Kernstück der Detektoren ist ein Kristall aus Kalzium­wolframat. Treffen die gesuchten Teilchen auf eines der drei Kristall­atome Kalzium, Wolfram und Sauerstoff, messen die Detektoren gleich­zeitig die Energie und ein Licht­signal der Kollision, das Aufschluss über die Art des Teilchens liefert. Damit sich die minimalen Temperatur- und Licht­signale aufzeichnen lassen, sind die Detektor­module bis fast auf den absoluten Nullpunkt gekühlt. Um störende Hinter­grund­ereignisse auszuschalten, verwenden die Wissenschaftler zum einen Materialien mit geringer natür­licher Radio­aktivität. Zum anderen steht das Experiment im größten Unter­grund­labor der Welt im italie­nischen Gran-Sasso-Massiv und ist daher weitgehend vor kosmischer Strahlung abgeschirmt.

MPP / OD

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