Ausgezeichnete Lasertechnik
Deutsche und spanische Entwicklerteams in der Endausscheidung für den „Innovation Award Laser Technology 2018“.
Preisträger des mit 10.000 Euro dotierten Innovation Award Laser Technology 2018, der seitens des Arbeitskreises Lasertechnik e.V. und des European Laser Institute ELI gestern Abend im Rathaus zu Aachen verliehen wurde, ist Dr. Axel Luftvon der Laserline GmbH. Axel Luft und sein Team haben mit der Innovation Multi-Spot-Module zur Verbesserung von Fügeprozessen durch maßgeschneiderte Spot-Geometrien den ersten Platz in dem offenen Wettbewerb belegt. Die achtköpfige internationale Jury wählte drei herausragende Finalisten aus den zahlreichen eingegangenen Bewerbungen aus.
Abb.: Das Gewinner-Team des Innovation Award Laser Technology 2018 (v.l.n.r.): Dr. Markus Baumann, Laserline GmbH; Dipl.-Ing. Thorge Hammer, Volkswagen AG; Dr. Axel Luft, Laserline GmbH; Meinulf Hinz, Volkswagen AG; Dipl.-Ing. Andreas van Hove, Scansonic IPT GmbH, Berlin (Bild: A. Steindl, Fh.-ILT)
Den zweiten Platz belegte das Team um Dr. Gerald Jenke von der Saueressig GmbH + Co. KG in Vreden für die Entwicklung einer multi-parallelen ultraschnellen Laserablation für die Ultrapräzisionsfertigung in großem Maßstab. Auf dem dritten Platz folgte eine spanische Entwicklergruppe um M.Sc. Eng. Alejandro Bárcena vom Unternehmen Talens Systems S.L. Etxe-Tar Group in Elgoibar, die mit einem hochflexiblen dynamischen Strahlsteuerungssystem für die Laser-Wärmebehandlung und verwandte Hochleistungs-Laseranwendungen in den Wettbewerb gestartet waren.
Der Innovation Award Laser Technology wird vom Arbeitskreis Lasertechnik e.V. und dem European Laser Institute ELI alle zwei Jahre als europäischer Preis der angewandten Wissenschaft verliehen. Er richtet sich sowohl an Einzelpersonen als auch an Projektgruppen, deren Fähigkeiten und Engagement zu einer herausragenden Innovation auf dem Gebiet der Lasertechnik geführt haben. Die abgeschlossenen wissenschaftlichen und technologischen Arbeiten befassen sich im Kern mit der Nutzung und Erzeugung von Laserlicht zur Materialbearbeitung und haben zu einem belegbaren wirtschaftlichen Nutzen für die Industrie geführt.
Abb.: Alle Finalisten des Innovation Award Laser Technology 2018 gemeinsam mit Prof. Reinhart Poprawe, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Lasertechnik ILT (v. li.), Dr. Alexander Olowinsky (hi. 4.v.l.) und vorne rechts Dr. Ulrich Berners. (Bild: Wiley-VCH, -od)
Details zu den Entwicklungen der Preisträger:
1. Platz: Multi-Spot-Module zur Verbesserung von Fügeprozessen durch maßgeschneiderte Spot-Geometrien, Teamsprecher: Dr. Axel Luft, Laserline GmbH, Mülheim-Kärlich
Diodenlaser werden seit mehr als 18 Jahren in der Automobilproduktion eingesetzt und gewinnen immer noch an Bedeutung. Eine der etablierten Methoden zum Verbinden von verzinkten Stahlblechen in der Serienfertigung von Automobilkarosserien ist heute das& Laserlöten. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor der Laserlöttechnik ist vor allem die hohe ästhetische Qualität der Fugen. In jüngster Zeit haben sich Automobilhersteller jedoch zunehmend auf den Einsatz von feuerverzinkten Blechen (HDG-Blechen) in der Karosserie konzentriert, da sie korrosionsbeständiger sind und die Beschichtung kosteneffizienter ist. Die Qualität der Verbindung selbst nimmt jedoch ab, da sie oft sogenannte „Wavelets“ zeigt, bei denen das Los die vorgesehene Fuge übersteigt und in fugennahen Bereichen vermehrt Spritzer auftreten.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, entwickelte ein Expertenteam von Laserline, Scansonic und Volkswagen ein Multi-Spot-Modul mit einem optischen Kameratool für ein passendes Spot-In-Spot-Design und einer integrierten Robotersteuerung und qualifizierte im Jahr 2016 ein Triple-Spot-Modul als bevorzugte Lösung für feuerverzinkte Bleche in der Serienproduktion von Volkswagen. Für einen optimalen Lötprozess sind zwei Dinge entscheidend: Erstens eine exakte Anordnung der Spots zueinander und zweitens eine exakt angepasste Verteilung der Laserleistung, d.h. je nach Anwendung wie Dach oder Heckklappe oder je nach Gelenk Geometrien sind unterschiedliche Leistungsverteilungen zu den drei Spots notwendig.
Das entwickelte Triple-Spot-Modul bietet den Vorteil der stufenlosen Leistungsverteilung zwischen dem Hauptspot und den vorderen Spots einerseits und zwischen den vorderen Frontpunkten andererseits. Auch neue Features wie die robotergesteuerte Energieverteilung sind enthalten. Daher ist es auch möglich, vordere Punkte etwa in flexiblen Linien für Autos mit galvanisierter Beschichtung, oder den Abstand zwischen den vorderen Stellen einzustellen. Neben dem Löten setzte das Team das Multispot-Modul erfolgreich beim Schweißen von Aluminium ein, der zweithäufigsten industriellen Anwendung für Diodenlaser. Durch den Einsatz des Multi-Spot-Moduls war es möglich, das Schlüsselloch- und Wärmeleitungsschweißen zu kombinieren und somit die Vorteile beider Verfahren auszuschöpfen. Dadurch wurden auch beim Aluminiumschweißen in der industriellen Serienproduktion von Karosserien glattere Oberflächen, gerade Kanten, höhere Eindringtiefen, höhere Geschwindigkeiten sowie eine reduzierte Spritzerbildung erreicht.
2. Platz: Multi-parallele ultraschnelle Laserablation für die Ultrapräzisionsfertigung in großem Maßstab, Teamsprecher: Dr. Gerald Jenke, Saueressig GmbH + Co. KG, Vreden
Ultrakurzpulslaser im fs- und ps-Pulsdauerbereich bieten eine hervorragende Laserbearbeitungsqualität für Replikationswerkzeuge, Funktionsteile aus der Elektronik- und Automobilindustrie, Medizintechnik und anderen Anwendungen. Aufgrund der kalten Ablation ist dies jedoch ein langsamer Prozess, da nur eine begrenzte Laserleistung und begrenzte Laserfluenzen – typischerweise kleiner als das Dreifache der Ablationsschwellenfluenz – verwendet werden können, um Teile oder Komponenten ohne Beeinträchtigung der Funktionalität zu bearbeiten. Mit diesen Grenzen hat die Bearbeitung von Großteilen, wie großformatigen Spritzgusswerkzeugen, großflächigen Präge- und Druckwalzen sowie großflächigen Funktionsflächen, aufgrund der enormen Bearbeitungszeit von mehreren Tage und Wochen mit der heute aktuellen Single-Spot-Ablationstechnologie keinen wirtschaftlichen Wert.
Innerhalb des Konsortiums wurde durch die Firmen Saueressig, Schepers und LIMO sowie des Fraunhofer-Instituts für Lasertechnik ein neuer programmierbarer Mehrstrahl-Bearbeitungskopf und die dazugehörige Prozesstechnologie entwickelt, die eine großflächige ultraschnelle Laserbearbeitung mit 100-mal höherer Verarbeitungsgeschwindigkeit ermöglicht. Das System basiert auf einem optischen Multipunkt-Beugungselement mit hohem Wirkungsgrad (> 90 Prozent) und einem mehrkanaligen akustooptischen Modulationssystem, das eine mehrfache ultrakurze Laserstrahlbearbeitung mit individueller Strahlumschaltung und Modulation mit einer Datenrate von sechs Megahertz pro Strahl zusammen mit einem 500 Watt-ps-Laser ermöglicht.
Integriert in ein hochpräzises Zylindergraviersystem wurden 16 Spots generiert und mit einer Genauigkeit von unter zwei Mikrometern synchronisiert. Die Strahlabgabe mit dem Multispot-Kamm wird mit einer Genauigkeit von 200 Nanometern positioniert. Dieses System wurde in einem kommerziellen Walzengraviersystem zur Herstellung von Hochpräzisionsprägewalzen
realisiert und industriell integriert. Mit der entwickelten Technologie konnte die Präzisionsprägung von Prägewalzen und anderen Bauteilen mit den geforderten Oberflächenfunktionalitäten im Vergleich zur konventionellen Bearbeitungsgeschwindigkeit um den Faktor 100 erhöht werden. Auf diese Weise werden neue Produktfunktionalitäten bei Verbraucherprodukten, z.B. Reibungsreduzierung, erhöhte Lebensdauer, verbesserte Softtouch- oder antibakterielle Wirkung oder Lichtstreuung erreicht. Diese lassen sich dank der stark gestiegenen Bearbeitungsgeschwindigkeit auch auf großen Teilen wirtschaftlich realisieren.
3. Platz: RAIO DSS: Ein hochflexibles dynamisches Strahlsteuerungssystem für die Laser-Wärmebehandlung und verwandte Hochleistungs-Laseranwendungen, Teamsprecher: M.Sc. Eng. Alejandro Bárcena, Talens Systems S.L. Etxe-Tar Group, Elgoibar, Spanien
Der entwickelte innovative Ansatz beinhaltet ein Verfahren, bei dem mit sehr hoher Flexibilität eine Anpassung der Laserenergieverteilung möglich ist. Insbesondere kann dies bei einer vollständig vorgeschriebenen Strahl-Energie-Verteilung in Echtzeit so angepasst werden, dass eine homogene Laserbehandlung von kritischen Bereichen wie Ecken oder kleineren Bauteilzonen mit geringer Masse bei gleichzeitig voller Kontrolle der Materialbearbeitung und einer präzisen Anpassung der Laserenergie für jedes geometrisches Detail von Werkstücken möglich ist. Auf der Basis von Referenzdaten, die durch ein integriertes Überwachungs- und Kontrollsystem geliefert werden, ist RAIO DSS in der Lage, mit Hilfe eines schnell oszillierenden Zwei-Achsen-Scanners eine schnelle und genaue 2D-Bewegung des unabhängig einstellbaren Laserpunkts auf dem Werkstück zu ermöglichen und die Erzeugung extrem präziser und vollständig steuerbarer dynamischer Laserenergieverteilungsmuster zuzulassen, die den strengsten Anforderungen in Bezug auf den lokalen Heizzyklus entsprechen.
Obwohl auf ähnlichen Prinzipien beruhend, ist das System nicht als ein herkömmlicher Laserspot-Shaper zu betrachten, insbesondere in Bezug auf die Fähigkeit von RAIO DSS, das erforderliche Bestrahlungsmuster für jede lokale Zone jeder einzelnen Komponente und auf jede erforderliche Weise anzupassen, d.h. in Echtzeit die Laserenergieverteilung auf dem Werkzeug gemäß den erfassten Referenzdaten der Bauteiloberfläche zu steuern. Zu diesem Zweck wurde eine komplett neue Steuerungssoftware entwickelt, die die Probleme mit hoher Oszillationsfrequenz überwindet, die in kommerzieller Software typischerweise beschränkt sind auf vorgefertigte Abtastmuster mit einfachen geometrischen Formen und niedrigen Oszillationsgeschwindigkeiten.
Auf diese Weise können durch Abtasten eines einfachen kleinen Gauß-Strahls durch verschiedene Hochfrequenzpfade beliebige Freiform-Energieverteilungen auf dem behandelten Werkstück erzeugt werden. Die beschriebene innovative Lösung RAIO DSS wurde ursprünglich auf der Basis von kundenspezifischen Arbeitsplätzen zum Laserhärten entwickelt und vermarktet, die für die Laserbehandlung von verschiedenen Motorbauteilen mit gewundener Geometrie, wie Kurbelwellen, neuartigen Nockenwellen und verschiedenen Arten von Antriebsstranggetrieben erforderlich sind, aber sie kann grundsätzlich auch für andere Laserbearbeitungsanwendungen eingesetzt werden.
Fh.-ILT / AKL e.V. / JOL