13.05.2005

Berlin im Einsteinfieber

Von Pfingstmontag an ist in Berlin die Ausstellung «Albert Einstein - Ingenieur des Universums» zu sehen.


Berlin (dpa) - Berlin ist im Einsteinfieber: An den Regierungsgebäuden zieren Einstein-Zitate die Fassaden. Auf dem Boulevard Unter den Linden irritieren den Flaneur mannshohe und knallrot-leuchtende «E»-Buchstaben. Das sind Info-Tafeln, die an den großen Physiker erinnern. Und selbst die altehrwürdige Humboldt- Universität verkauft schon Einstein-T-Shirts. Von Pfingstmontag an ist nun auch das Herzstück des Einsteinjahrs in Berlin zu sehen: die mehr als eine Million Euro teure Multimedia-Ausstellung «Albert Einstein - Ingenieur des Universums» im Kronprinzenpalais.

«Woher kommt es, dass mich niemand versteht und jeder mag?» hat Albert Einstein (1879-1955) einst öffentlich gefragt. 50 Jahre nach seinem Tod ist diese Frage noch immer aktuell. Die gefürchtete «Berliner Schnauze» hat noch nichts hörbar Negatives zur Einstein- Invasion im historischen Stadtzentrum verlauten lassen. Ob der Mann mit der Mähne nun vom Riesenplakat Unter den Linden schaut oder in Kunstaktionen «verwertet» wird - Einstein-Überdruss bleibt aus.

Vielmehr gibt es mit der neuen Ausstellung Unter den Linden nun zusätzlich eine Art «Einstein-Erlebnispark». Mit Licht, Farbe, Ton und Bildern haben die Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte Leben und Werk des Physikers grell-modern in Szene gesetzt. Besucher wandern durch gläserne oder verspiegelte Räume, in denen Stimmen aus Lautsprechern wispern. Aristoteles, Newton und Einstein huschen als projizierte Dia-Gestalten über die Wände und führen Dialoge über die Erdanziehungskraft.

Der Besucher wandert zwischen den Weltbildern der Physik und Einsteins Lebenswegen hin und her. Und wenn er sich irgendwann fragt, was Licht eigentlich ist, haben die Ausstellungsmacher ihr Ziel erreicht. Sie wollen nicht den Mythos Einstein bedienen, sondern Fragen hervorlocken - nach der Physik und nach einem unkonventionellen Physiker, der Wissenschaft durchaus als Abenteuer sehen konnte.

Wohl keines der Wissenschaftsjahre, die Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) seit dem Jahr 2000 ausgerief, erregte bisher so viel Aufmerksamkeit wie dieses permanente Einstein-Fest. Das mag daran liegen, dass zum ersten Mal ein weltberühmter Mensch im Mittelpunkt steht, und nicht allein abstrakte Begriffe wie Physik, Chemie oder Lebenswissenschaften. Es mag auch am Geldsegen liegen: Allein die Bundesregierung fördert das Einsteinjahr mit 13 Millionen Euro, die Kulturstiftung gab noch einmal 1,25 Millionen Euro dazu.

Für die Politik schient es auch ganz praktisch, sich mit Albert Einstein zu schmücken. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) eröffnete im Januar persönlich das Festjahr, das erste Einstein-Zitat prangte am Bundeskanzleramt. Dafür, dass der Physiker viel Aufhebens um sich nicht mochte und nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten 1933 bewusst nie wieder nach Berlin zurückkehrte, wirken die vielen Inszenierungen gewagt. Doch die einzige Enkelin, Aude Einstein, übt Nachsicht. «Es hätte ihn vielleicht auch ein bisschen amüsiert», sagte sie bereits zur Eröffnung des Wissenschaftsjahres.

Ulrike von Leszczynski, dpa

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