Blick in den Kreißsaal der Sterne
Das Millimeter-Radioteleskop NOEMA in den französischen Alpen liefert die erste Aufnahme.
Astronomen, die Beobachtungen im Millimeterbereich durchführen, ist das schwer zugängliche und 2550 Meter hohe Plateau de Bure rund hundert Kilometer südlich von Grenoble längst ein Begriff. Dort bilden seit den 1990er-Jahren sechs 15 Meter große Antennenschüsseln ein Interferometer, betrieben vom Institut für Radioastronomie im Millimeterwellenlängenbereich (IRAM).
Das NOEMA-Observatorium auf dem 2550 Meter hohen Plateau de Bure in den französischen Alpen mit seinen aktuell sieben 15-Meter Antennen. (Quelle: IRAM/André Rambaud)
Bis 2019 sollen sechs neue Antennen hinzukommen, die erste davon wurde im September 2014 eingeweiht. Bereits jetzt ist das Northern Extended Millimeter Array (NOEMA) das leistungsfähigste und empfindlichste Radioteleskop im Millimeterbereich der nördlichen Hemisphäre, wie die Mitte Juni veröffentlichte erste Aufnahme eindrucksvoll unter Beweis stellt. Sie zeigt eine bisher unbekannte Region massiver Sternentstehung im Medusa Merger (NGC 4194) – einem hell strahlenden, kollidierenden Galaxienpaar. Die über 500 Lichtjahre ausgedehnte Region ist dicht besiedelt mit jungen, gerade erst geborenen Sternen. Eingehüllt von den kosmischen Gas- und Staubwolken, in deren Innern sie entstanden, bleiben diese Sterne für optische Teleskope unsichtbar. Der erste Blick auf die versteckte Region des „Auges der Medusa“ gelang dank der NOEMA-Antennen, welche die Moleküle Blausäure (HCN) und Formylkation (HCO+) aufzuspüren vermögen. Roberto Neri, wissenschaftlicher Leiter des NOEMA-Observatoriums, zeigt sich sehr zufrieden: „Diese Beobachtungen beweisen, dass wir die Kapazitäten unseres neuen Instruments voll ausschöpfen können.“
Direkt unterhalb des Zentrums von NGC 4194, einem Paar kollidierender Galaxien (weiß und grün), befindet sich das „Auge der Medusa“ (orange), eine Region massiver Sternentstehung. Das Bild beinhaltet Beobachtungen mit NOEMA und dem Hubble Space Teleskop beinhaltet. (Quelle: IRAM/NASA/ESA Hubble Space Telescope, Hubble Legacy Archive)
Die große Leistungsfähigkeit von NOEMA werde in den nächsten Jahren einen zentralen Beitrag dazu leisten, Prozesse der Sternentstehung selbst in weit entfernten Regionen des Alls zu erforschen. NOEMA ist das derzeit größte bodengestützte astronomische Projekt in Europa mit einem Gesamtbudget von 48 Millionen Euro. Finanziert wird es von den IRAM-Partnerorganisationen, der Max-Planck-Gesellschaft, dem Centre National de la Recherche Scientifique in Frankreich und dem Instituto Geographico Nacional in Spanien.
Stefan Jorda / MPG / IRAM