02.12.2016

Blick in ein Majorana-Fermion

Exotische Teilchen gelten als Kandidaten für zukünftige Quantencomputer.

Majorana-Fer­mionen gelten als Teilchen, mit denen sich möglicher­weise die Informations­einheiten eines Quanten­computers realisieren lassen. Physiker vom Swiss Nano­science Institute und Departement Physik der Universität Basel konnten im Experiment die Theorie bestätigen, dass am Ende von Drähten aus einzelnen Eisen­atomen auf einem Supra­leiter Majorana-Fer­mionen erzeugt und gemessen werden können. Den Forschern gelang es zudem, die Wellen­eigen­schaften der Majorans zu beobachten und somit zum ersten Mal das Innere eines Majoranas sichtbar zu machen.

Abb.: Rasterkraftmikroskopische Aufnahme des Endes eines mono-atomaren Eisendrahtes. Deutlich zu sehen sind die einzelnen Eisenatome und am Ende das „Auge“ der Majorana-Fermionen (Bild: U Basel)

Vor rund 75 Jahren vermutete der italienische Physiker Ettore Majorana die Existenz von exotischen Teilchen, die gleich ihrem eigenen Anti­teilchen sind. Das Interesse an diesen Majorana-Fer­mionen ist seither enorm gestiegen, da sie bei der Realisierung eines Quanten­computers eine Rolle spielen könnten. Theo­retisch sind die Majoranas bereits recht gut beschrieben. Ihr experimenteller Nachweis und ihre Unter­suchung gestalten sich jedoch schwierig, da sie immer in Paaren vorkommen müssen, aber dann meistens zu einem normalen Elektron vereint sind. Es braucht daher sehr ausge­klügelte Kombi­nationen und Anord­nungen von verschiedenen Materialien, um zwei Majoranas zu erzeugen und auf Abstand zu halten.

Basierend auf Vorher­sagen und Berech­nungen der theo­retischen Physiker Jelena Klinovaja und Daniel Loss hat nun die Gruppe um Ernst Meyer Zustände experi­mentell gemessen, die Majoranas entsprechen. Die Forscher haben dazu auf einem Supraleiter aus Blei einzelne Eisen­atome mit Spin aufgedampft, die sich aufgrund der reihen­förmigen Struktur der Bleiatome zu einem winzigen Draht bestehend aus einer Reihe einzelner Atome anordnen. Die Drähte erreichten dabei eine erstaunliche Länge von bis zu 70 Nanometern. Die Forscher unter­suchten diese mono-atomaren Nano­drähte mithilfe von Rastertunnel­mikroskopie und erstmals auch mit einem Rasterkraft­mikroskop. Anhand der Aufnahmen und Messungen fanden sie unter bestimmten Bedingungen und ab einer bestimmten Draht­länge an den Enden der Drähte klare Hinweise auf das Vorhan­densein von einzelnen Majorana-Fer­mionen.

Die beiden Majoranas an den Drahtenden sind dabei trotz ihrer räumlichen Trennung mit­einander verbunden. Dadurch bilden sie gemeinsam einen neuen über den ganzen Draht ausge­dehnten Zustand, der entweder durch ein Elektron besetzt oder nicht besetzt sein kann. Diese binäre Eigen­schaft kann dann als Basis für ein Quanten-Bit dienen und macht die Majo­ranas, die zudem sehr robust gegen etliche Umwelt­einflüsse sind, zu viel­versprechen­den Kandidaten für die Reali­sierung eines zukünf­tigen Quanten­computers.

Die Basler Forscher haben nicht nur gezeigt, dass sich an den Enden des Eisen­drahtes einzelne Majoranas erzeugen und messen lassen. Wie sie zudem berechnet hatten, konnten sie erstmals experi­mentell belegen, dass die Majoranas eine Aus­dehnung mit innerer Struktur aufweisen. Über einen Bereich von einigen Nanometern zeigten sie in den Messungen die erwartete Wellen­funktion mit charak­teristischen Oszil­lationen und zweifachen Zerfalls­längen, die nun zum ersten Mal deutlich sichtbar gemacht wurden.

U Basel / JOL

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