Brennstoffzellen-Flugzeug hebt über Hamburg ab
DLR-Motorsegler Antares ist ein fliegendes Testlabor für die Weiterentwicklung der Brennstoffzelle in der Luftfahrt.
DLR-Motorsegler Antares ist ein fliegendes Testlabor für die Weiterentwicklung der Brennstoffzelle in der Luftfahrt.
Hamburg (dpa) - Das erste Brennstoffzellen-Flugzeug hat seinen Einsatz am Dienstag geräuschlos über Hamburg absolviert. Der Öffentlichkeit wurde am Flughafen erstmals der 20 Meter lange Motorsegler Antares DLR-H2 vorgestellt. Das erste pilotengesteuerte und ausschließlich mit Brennstoffzellen angetriebene Flugzeug ist vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sowie den Projektpartnern Lange Aviation, BASF Fuel Cells und Serenergy (Dänemark) und in enger Zusammenarbeit mit Airbus in 15 Monaten entwickelt und hergestellt worden.
Abb.: Um 13.00 Uhr am 7. Juli 2009 hob das weltweit erste pilotengesteuerte, mit Brennstoffzellen startfähige Flugzeug Antares DLR-H2 vom Flughafen Hamburg ab. Der Vorteil bei der Verwendung von Brennstoffzellen-Antrieben: Während der partikelfreien Reaktion entsteht als Reaktionsprodukt nur Wasser. Wird der Wasserstoff durch regenerative Energien hergestellt, fliegt der Motorsegler ohne den Ausstoß von CO2. (Bild&Text: DLR)
Luftfahrtwissenschaftler und -manager sowie Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust beobachteten gebannt den zehnminütigen Rundflug über dem Flughafen Fuhlsbüttel. Gesteuert wurde der Segler von Pilot Axel Lange (46), geschäftsführender Teilhaber des Luftfahrtunternehmens Lange Aviation. Der Propeller der Antares DLR-H2 wird nicht von einem herkömmlichen Verbrennungsmotor oder einer Turbine angetrieben, sondern elektrisch.
Eine 25 kW leistende Brennstoffzelle, die in einer der beiden Flügelgondeln des Motorseglers untergebracht ist, sorgt für die Energie. Mittels einer kontrollierten chemischen Reaktion von Wasserstoff und Sauerstoff produziert diese Brennstoffzelle soviel Energie, dass Antares DLR-H2 aus eigener Kraft starten und fliegen kann. Der Motorsegler kann mit 95 Stundenkilometern abheben, fliegt mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von gut 115 Stundenkilometern und ist für maximal etwa 170 Stundenkilometer zugelassen.
Abb.: Der Wasserstofftank unter dem rechten Tragflügel hat ein Fassungsvermögen von wahlweise zwei oder 4,9 Kilogramm. Unter dem linken Tragflügel ist die Brennstoffzelle angebracht. Das Brennstoffzellensystem zum Antrieb von Antares liefert bis zu 25 Kilowatt elektrische Leistung, im Geradeausflug benötigt das Flugzeug aber nur zirka zehn Kilowatt Leistung. Die Gesamteffizienz des Antriebs vom Tank bis zum Antriebsstrang inklusive Propeller liegt mit bis zu 44 Prozent etwa doppelt so hoch wie bei herkömmlichen, auf Verbrennungstechnik basierenden Antriebstechniken. (Bild&Text: DLR)
Das High-Tech-Flugzeug wurde am 19. Mai erstmals in Zweibrücken probeweise geflogen, damit Hersteller und Pilot sich auf die Premiere vorbereiten konnten. «Wir haben Anfang 2008 mit dem Bau des Flugzeuges begonnen, anfangs mit fünf Mitarbeitern. Später waren wir acht bis zehn engagierte Kollegen», berichtete Projektleiter Josef Kallo, verantwortlich für die Brennstoffzellenentwicklung am DLR- Institut für Technische Thermodynamik der Universität Stuttgart.
Hans Müller-Steinhagen, Direktor des Stuttgarter DLR- Instituts, warnte vor übertriebenen Erwartungen: «Wir stehen erst am Anfang einer neuen Technologie. Wer glaubt, große Flugzeuge könnten morgen mit Brennstoffzellen fliegen, verkennt die Wirklichkeit.» Aber Brennstoffzellen seien ein willkommenes Energiehilfsgerät und könnten beispielsweise als Hilfsaggregat für die Bordelektronik und Stromversorgung Energie liefern. «Mehr aber ist auf absehbare Zeit nicht möglich.»
Die DLR-Wissenschaftler werden auch künftig eng mit Airbus und Lufthansa Technik kooperieren. Die Technik-Werft wird die Antares DLR-H2, die auf der Lufthansa-Basis in Hamburg stationiert wird, technisch betreuen. Das Knowhow von Lufthansa Technik als führender Wartungs-, Reparatur- und Instandhaltungsbetrieb sei für die Forschungsflugzeuge von großem Wert, ergänzte Kallo. Auch der Brennstoffzellen-Versuchsträger der DLR, der Airbus A320 ATRA, in dem eine Brennstoffzelle die Aufgaben der Hilfsgasturbine APU übernimmt, wird von der Werft betreut.
Karl Morgenstern, dpa/
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
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KP