Buntes Mikrospektrometer
Optische Anregung von kolloidalen Quantenpunkten ermöglicht Messung von Spektren.
Ein kompaktes und relativ einfach herzustellendes Mikrospektrometer mit einem 300 nm großen Wellenlängenbereich hat ein Forscher-Duo am MIT entwickelt. Es beruht auf den unterschiedlichen optischen Eigenschaften unterschiedlich großer kolloidaler Quantenpunkte. Das Spektrometer von Jie Bao und Moungi Bawendi besteht aus einer bunten, etwa daumennagelgroßen Anordnung von 195 Lichtfiltern und einem CCD-Chip, der jeweils mit mehreren Pixeln die von einem Filter durchgelassene Lichtintensität misst. Als Filter dienen winzige Tropfen auf einem Glasplättchen, die aus einem Lösungsmittel mit kolloidalen Nanokristallen bestehen.
Abb.: Das Quantenpunkt-Spektrometer besteht aus seiner modifizierten Digitalkamera, in deren Objektivöffnung die daumennagelgroße Anordnung von 195 Filtern aus kolloidalen Quantenpunkten sichtbar ist. (Bild: J. Bao & M. G. Bawendi / NPG)
Jeder Tropfen enthält Halbleiterkristalle einer bestimmten Größe und chemischen Zusammensetzung – Cadmiumsulfid oder Cadmiumselenid –, die als Quantenpunkte wirkten. Da sie etwa so groß sind wie der Radius von Exzitonen, also gebundenen Elektron-Loch-Paaren, können in ihnen nur solche Exzitonen optisch angeregt werden, die in sie „hineinpassen“. Je kleiner ein Kristall ist, desto größer ist die aus dieser Einschränkung resultierende Bandlücke und desto stärker blauverschoben ist seine optische Absorption und Fluoreszenz.
Deshalb hat jeder Kolloidtropfen sein eigenes Absorptions- und Fluoreszenzspektrum. Er filtert also einfallendes Licht in charakteristischer Weise, wie systematische Messungen der Forscher zeigten. Fällt Licht mit unbekanntem Spektrum auf die Anordnung der 195 Filter, so gibt jeder von ihnen das in spezieller Weise veränderte Licht an bestimmte Pixel des CCD-Chips weiter. Aus den 195 vom CCD-Chip gemessenen Intensitäten konnten die Forscher bei ihren Versuchen so Spektren im Bereich von 390 nm bis 690 nm näherungsweise bestimmen. Dazu zerlegten sie das Spektrum in maximal 195 diskrete Frequenzen, für die sie die jeweilige Lichtintensität mit einem Algorithmus aus den gemessenen Intensitäten berechneten.
Bao und Bawendi testeten ihr Spektrometer zunächst für Licht mit verschiedenen Breitbandspektren, das sie aus weißem Licht durch spezielle Filter gewonnen hatten. Die berechneten Spektren stimmten mit den ursprünglichen hervorragend überein. Dann analysierten sie die schmalbandige Fluoreszenzstrahlung von fünf Proben aus unterschiedlichen kolloidalen Quantenpunkten, die sie mit UV-Licht zum Leuchten anregten. Auch hier war die Übereinstimmung überzeugend.
Schließlich untersuchten sie Spektren aus verschiedenen monochromatischen Komponenten. Hier zeigte es sich, dass das Quantenpunktspektrometer zwei Spektrallinien voneinander trennen kann, deren Abstand zwei bis drei Nanometer beträgt. Bao und Bawendi sind zuversichtlich, dass sich die spektrale Auflösung noch deutlich verbessern lässt, indem man mehr Filter aus kolloidalen Quantenpunkten nimmt, die einen größeren spektralen Bereich abdecken. Auch leistungsfähigere Rekonstruktionsalgorithmen sollten die Auflösung verbessern.
Die Forscher weisen darauf hin, dass die Quantenpunktfilter dauerhaft sind, weil die Quantenpunkte im Gegensatz zu Farbstoffmolekülen nicht ausbleichen. Da die verschiedenen Quantenpunkte trotz unterschiedlicher optischer Eigenschaften ähnliche chemische Zusammensetzungen besitzen, lassen sie sich problemlos in einem Array integrieren. Bei Filtern aus chemisch unterschiedlichen Farbstoffen stieße man hier schnell auf Schwierigkeiten.
Durch Tintenstrahldruck könnte man Arrays aus vielen winzigen Quantenpunktfiltern von einigen Mikrometern Größe schnell und einfach herstellen. Zusammen mit ähnlich großen CCD-Pixeln würde dies eine erhebliche Miniaturisierung des Quantenpunktspektrometers erlauben, ohne dass seine spektrale Auflösung und sein Wellenlängenbereich darunter leiden würden. Damit wären leistungsfähige Spektrometer möglich, die kleiner sind als der Bildsensor einer Smartphone-Kamera. Für solche miniaturisierten und integrierten Spektrometer auf einem Chip gibt es großen Bedarf, etwa in der Weltraumforschung, der Medizin oder auch in der Umweltforschung. Bao und Bawendi weisen außerdem darauf hin, dass man statt des giftigen Cadmiums in den Quantenpunkten auch umweltfreundlichere Stoffe wie Zinkselenid oder Indiumphosphid verwenden kann.
Rainer Scharf
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