Crowdfunding für die Wissenschaft
Die Plattform Sciencestarter erschließt einen zusätzlichen Weg für die Förderung von Forschungsprojekten.
Was tun, wenn einem für ein Projekt partout die Geldgeber fehlen? Getreu dem Grundsatz „Kleinvieh macht auch Mist“ kann vielleicht Crowdfunding helfen, bei dem jeder einen Beitrag zur Finanzierung leisten kann. Auf diese Weise wurden z. B. bereits Filme realisiert. Auch Forschungsprojekte, die aus dem üblichen Förderraster herausfallen, können von einer solchen Finanzierung profitieren. Die Initiative Wissenschaft im Dialog hat kürzlich die Crowdfunding-Plattform Sciencestarter gegründet, die es Wissenschaftlern ermöglichen soll, kleinere wissenschaftliche Projekte schnell und einfach umzusetzen.
Zu den erfolgreichsten Vorbildern für Sciencestarter zählt die 2008 gegründete Plattform Kickstarter über die bereits Projekte mit einem Finanzvolumen von bis zu 10 Millionen US-Dollar finanziert wurden. Dazu zählt die Entwicklung einer zu iPhone und Android kompatiblen Smartwatch („Pebble“) mit E-Paper-Display, die über 68 000 Unterstützer fand. Aber auch Wissenschaftler nutzen das Crowdfunding. Ein englischer Physiker warb auf der Plattform Petridish beispielsweise erfolgreich um Geld für einen kleinen Supercomputer, der Exomonde in den Daten des Kepler-Teleskops aufspüren soll.
In der Regel haben Wissenschaftler bei Sciencestarter einen Monat Zeit, ähnlich wie bei Facebook Fans für ihr Projekt zu gewinnen. Je nach Finanzbedarf gilt es dabei, eine bestimmte Zahl von Fans zu gewinnen, damit das Projekt in die dreimonatige Finanzierungsphase übergehen kann. Während dieser Zeit können Interessierte den Stand des Projekts verfolgen und über Social-Media-Tools selbst Input geben. Nach dem „Alles-oder-nichts“-Prinzip erhält der Projektverantwortliche das Geld nur dann, wenn das Ziel vor Ablauf der Frist erreicht ist; ansonsten geht es zurück an die Unterstützer.
Bei zwei vorgestellten Projekte steht die Finanzierung bereits. In der ersten Februarhälfte waren sieben Projekte ausgeschrieben mit einem Finanzierungsziel von 600 bis 20 000 Euro. Das Themenspektrum reicht dabei von der Trennung von Pferdemist für die Energiegewinnung über eine Nutzerstudie zu neuen, intuitiven Körpergesten, etwa für das berührungslose Arbeiten mit digitalen Karten, bis hin zu einem drahtlosen Sensorknoten für medizinische Zwecke.
Ob als Student oder Forscher an einem Institut oder in einem Unternehmen, jeder kann bei Sciencestarter mitmachen. Ein Projekt auf der Plattform zu starten, ist kostenfrei. Nur bei erfolgreicher Finanzierung behalten die Betreiber 4,5 Prozent zur Deckung der Transaktionsgebühren ein. Die Plattform soll auch den Dialog zwischen Forschern und Öffentlichkeit fördern. „Mittels Crowdfunding kann Jeder Wissenschaft als Prozess erleben und unmittelbar mitgestalten“, ist Thorsten Witt, Projektleiter von Sciencestarter, überzeugt.
Katja Paff