03.04.2017

Datenspeicher aus einzelnen Molekülen

Dysprosium-Atome behalten ihre Magnetisierungsrichtung.

Ein inter­nationales Forscher­team unter der Leitung von Chemikern der ETH Zürich hat eine neue Methode entwickelt, um eine Oberfläche mit einzelnen magne­tisierbaren Atomen zu bestücken. Damit könnten auf kleinstem Platz riesige Daten­mengen gespeichert werden, wenn man für eine Informations­einheit nur ein einziges Atom oder ein kleines Molekül bräuchte. Theoretisch ist dies möglich, denn bestimmte Atome lassen sich so magne­tisieren, dass die Magne­tisierung nur zwei Richtungen annehmen kann. In der Abfolge der Magneti­sierungs­richtung vieler Moleküle liessen sich so Infor­mationen speichern.

Abb.: Die Magnetisierung von Dysprosium-Atomen (grün) auf der Nanopartikel-Oberfläche kann genau zwei Richtungen annehmen. (Bild: ETHZ / U. Rennes)

Auf dem Weg zu Einzel­molekül­magnet-Daten­speichern gibt es allerdings noch einige Hürden zu über­winden. Moleküle zu finden, die die magne­tische Information nicht nur kurz­fristig, sondern auch dauerhaft speichern, ist nicht einfach. Und noch schwieriger ist es, solche Moleküle für den Bau von Daten­speichern auf einer festen Unterlage anzuordnen. Für letzteres hat die Arbeits­gruppe nun eine neue Methode geschaffen, die gegenüber anderen Ansätzen zahlreiche Vorteile bietet.

Christophe Copéret, Professor am Labora­torium für Anor­ganische Chemie, und sein Team entwickelten ein Molekül, in dessen Zentrum ein Dysprosium-Atom sitzt. Umgeben ist dieses Atom von einem Molekül­gerüst, das als Transport­vehikel dient. Außerdem ent­wickelten die Wissen­schaftler eine Methode, um die Moleküle auf der Oberfläche von Silizium­dioxid-Nano­partikeln zu deponieren und mit diesen bei 400 Grad Celsius zu fusionieren. Das Transport­gerüst zerfällt dabei, es entstehen Nanopartikel, deren Oberfläche mit einzelnen frei­stehenden Dys­prosium-Atomen durchsetzt ist. Wie Tests ergaben, können diese Atome magne­tisiert werden und sie behalten ihre Magneti­sierungs­richtung aufrecht.

Die Magneti­sierung funk­tioniert derzeit nur bei rund minus 270 Grad Celsius. Sie hält maximal etwas mehr als eineinhalb Minuten an. Die Wissen­schaftler suchen daher nach Ansätzen, die Magneti­sierung auch bei höheren Temperaturen und über längere Zeit stabil zu halten. Und sie sind auf der Suche nach Methoden, die Atome statt mit Nano­partikeln mit einer flachen Unterlage zu fusionieren. Zu den Vorteilen der neuen Methode gehört, dass sie denkbar einfach ist. „Dysprosium-bestückte Nano­partikel lassen sich in jedem Chemie­labor herstellen. Es braucht dazu weder einen Reinraum noch komplexe Apparaturen“, sagt Florian Allouche, Doktorand in Copérets Gruppe. Außerdem können die magneti­sierbaren Nano­partikel bei Raum­temperatur aufbewahrt werden und sind wieder­verwendbar.

Alter­native Herstellungs­methoden bestehen zum Beispiel darin, eine Fläche mit einzelnen Atomen zu bedampfen. So herge­stellte Materialen sind jedoch nur bei sehr tiefen Tempera­turen stabil. Oder es können Moleküle mit idealen magne­tischen Eigen­schaften auf eine Unterlage gebracht werden. Bei diesem Prozess werden die magnetischen Eigen­schaften jedoch oft negativ beein­flusst.

ETHZ / JOL

Sonderhefte

Physics' Best und Best of
Sonderausgaben

Physics' Best und Best of

Die Sonder­ausgaben präsentieren kompakt und übersichtlich neue Produkt­informationen und ihre Anwendungen und bieten für Nutzer wie Unternehmen ein zusätzliches Forum.

Weiterbildung

Weiterbildungen im Bereich Quantentechnologie
TUM INSTITUTE FOR LIFELONG LEARNING

Weiterbildungen im Bereich Quantentechnologie

Vom eintägigen Überblickskurs bis hin zum Deep Dive in die Technologie: für Fach- & Führungskräfte unterschiedlichster Branchen.

Meist gelesen

Themen