Die präziseste Waage der Welt
Internationales Netzwerk für Neutrinoforschung bündelt Aktivitäten zur Massenbestimmung mit Teilchenwaagen.
Die präziseste Waage der Welt nimmt Ende dieses Jahres in Karlsruhe ihren Betrieb auf und wird fünf Jahre lang Daten aufnehmen, um die Masse des Neutrinos präzise zu bestimmen. Aber schon jetzt machen sich die Teilchenforscher des KIT und der Universität Heidelberg Gedanken, auf welcher Technologie die nächste Generation von Teilchenwaagen basieren könnte. Die gemeinsamen Forschungsaktivitäten bündeln sie mit nationalen und internationalen Partnern nun im Netzwerk Neutrinomasse und unterzeichneten ein entsprechendes Memorandum of Understanding.
Abb.: Präzisere Sensoren und Detektoren für teilchenphysikalische Experimente wie KATRIN sind das Ziel des internationalen Netzwerks Neutrinomasse. (Bild: KIT)
Neutrinos spielen eine wichtige Rolle bei der Untersuchung des Ursprungs der Materie und bei der Gestaltung der sichtbaren Strukturen im Kosmos. Ihre Masse, die über eine Milliarde Mal kleiner sein muss als die eines Wasserstoffatoms, ist ein wichtiger, aber noch ungenau bestimmter Parameter. Um diesen zu messen, entwickeln Forscher in Karlsruhe und Heidelberg zusammen mit ihren nationalen und internationalen Partnern extrem präzise Sensoren und Detektoren für teilchenphysikalische Experimente wie KATRIN und ECHo.
„Wir stellen nun die Weichen, damit Deutschland noch lange ein Mekka der Neutrinoforschung bleibt“, freut sich Guido Drexlin vom KIT, einer der beiden Sprecher von KATRIN – dem KArlsruhe TRItium Neutrino Experiment. „Die Technologien, die von KATRIN und ECHo entwickelt werden, werden von Relevanz sein für das ganze Forschungsfeld der Teilchenphysik.“
„Durch die Zusammenarbeit der Experimente aus Karlsruhe und Heidelberg erhöhen wir die Schlagkraft und internationale Sichtbarkeit“, unterstreicht Christian Enss von der Universität Heidelberg und Sprecher der DFG-
Um die bestehenden Kontakte zu bündeln und zu intensivieren haben die Kooperationen nun die Leitlinien der zukünftigen Zusammenarbeit mit einem Memorandum of Understanding festgelegt. Im nun gegründeten internationalen Netzwerk Neutrinomasse werden sich rund 230 Wissenschaftler aus Deutschland, Frankreich, Indien, Russland, der Schweiz, der Slowakei, Spanien, Tschechien, und den USA einbringen. Zentrales Ziel ist es, neue Technologien auf den Gebieten der Sensorentwicklung und Probenaufbereitung zu entwickeln und in gemeinsamen Experimenten zu testen.
Auch Workshops und Nachwuchsförderung soll gemeinsam abgestimmt werden. Die Leitung des internationalen Netzwerks Neutrinomasse (Absolute neutrino mass scale from nuclear ß-decay and electron capture) werden gemeinschaftlich Katrin Valerius, Leiterin der Helmholtz-
Das Experiment ECHo in Heidelberg möchte im nächsten Jahrzehnt die Neutrinomasse aus dem Elektroneneinfangprozess am Isotop Holmium-163 bestimmen. Dazu arbeitet die ECHo-
Zahlreiche Technologien und Komponenten spielen bei KATRIN zusammen. Auf dem siebzig Meter langen Weg eines Elektrons durch das gesamte Experiment liegen supraleitenden Magnete und Kältefallen, gasgefüllte Bereiche und Vakuum, Zonen mit Temperaturen unter 4 Kelvin und mit Raumtemperatur, deren Betrieb optimal aufeinander abgestimmt werden muss, damit nach einer Flugzeit von wenigen Millionstel Sekunden Elektronen auf den Detektor treffen. Der Detektor aus Silizium-
Das internationale Experiment KATRIN wird die Neutrinomasse mit einer Genauigkeit eingrenzen, die mehr als eine ganze Größenordnung besser sein wird als bislang. Dazu werden ab dem Jahreswechsel 2017/18 Elektronen aus dem Beta-
Die endgültige, geplante Sensitivität erreicht KATRIN aber erst nach fünf Kalenderjahren Messzeit. Die Technologien für die Zeit danach werden nun im internationalen Netzwerk Neutrinomasse zwischen den nordbadischen Standorten Karlsruhe und Heidelberg sowie ihren nationalen und internationalen Partnern entwickelt. Die nationalen Partner des Netzwerkes sind die Max-
KIT / DE