11.04.2017

Drei Photonen auf einen Streich

Dreiphotonen­interferenz bietet Schlüssel für Quanten­kryptographie.

In der Krypto­graphie werden „gemein­same Geheim­nisse“ (shared secrets) zum Beispiel dazu verwendet, um die Kommu­nikation zwischen zwei oder mehreren Personen zu schützen. Zugang zur Infor­mation haben die Teil­nehmer nur gemeinsam, in dem jeder Beteiligte seinen Schlüssel zur Verfügung stellt. Ver­gleichbar ist dies mit einem Tresor, der nur geöffnet werden kann, wenn das Schloss mit mehreren Schlüsseln gemeinsam betätigt wird. Einen vergleich­baren Quanten­schlüssel haben nun Forscher um Gregor Weihs vom Institut für Experimental­physik der Univer­sität Inns­bruck gemeinsam mit einem Team um den Öster­reicher Thomas Jenne­wein an der Univer­sity of Waterloo in Kanada erzeugt.

Abb.: Skizze des Experiments, um drei Lichtteilchen miteinander zu verschränken, ohne dass sie aber paarweise interferieren. (Bild: S. Agne et al., Phys. Rev. Lett.)

Um das Experiment zu reali­sieren, brachten die Inns­brucker Forscher ein von ihnen gebautes Inter­ferometer nach Kanada. Dort hat das Team um Thomas Jenne­wein eine Photonen­quelle realisiert, die drei Licht­teilchen gleich­zeitig aussendet. Es teilt ein blaues Photon in drei lang­welligere auf. Für die Messung solcher infra­roten Licht­teilchen benö­tigten die Forscher sehr empfind­liche Detek­toren. „Früher war es sehr schwierig, lang­wellige Photonen zu messen“, erzählt Experimental­physiker Gregor Weihs. „Seit kurzem gibt es aber sehr effiziente Detek­toren basierend auf supra­leitenden Drähten, ohne die unser Experiment gar nicht möglich gewesen wäre.“ Das Streben nach Erkenntnis­gewinn gab hier den Anstoß für eine techno­logische Ent­wicklung, die auch für die Anwendung interessant ist. „Solche empfind­lichen Detektoren sind etwa für die Quanten­kryptographie über lange Strecken unent­behrlich“, sagt Weihs.

Mit der Photonen­quelle in Kanada und dem Inter­ferometer aus Tirol war es den Wissen­schaftlern möglich, eine echte Drei­photonen­interferenz zu rea­lisieren. „Das Spannende daran ist, dass die drei Photonen nur gemeinsam inter­ferieren, nicht aber einzeln oder paarweise“, erläutert Thomas Kauten, der das von ihm in Innsbruck konzi­pierte Inter­ferometer nach Kanada begleitet hat und dort an den Messungen beteiligt war. Diese erfolg­reiche Ver­schränkung von drei Licht­teilchen öffnet den Blick auf futuris­tische Anwendungen. So könnten die Photonen­drillinge Träger eines „shared secret“ für die Quanten­kryptographie sein. „Das Verfahren könnte aber auch dazu genutzt werden, ganz grund­legende Annahmen der Quanten­mechanik zu überprüfen“, sagt Gregor Weihs.

Die Inns­brucker Physiker haben inzwischen eine neue Photonen­quelle gebaut – eben­falls gemeinsam mit kana­dischen Wissen­schaftlern, dieses Mal am National Research Council Canada in Ottawa. Die neue Quelle besteht aus einem Nano­draht, in den zwei, nahe beieinander­liegende Quanten­punkte einge­baut sind. „Einzelne Quanten­punkte funk­tionieren wie künst­liche Atome. Was wir hier gebaut haben, ist eigentlich ein künst­liches Molekül“, zeigt sich Gregor Weihs begeistert. „Mit diesem ist es möglich, beinahe gleich­zeitig drei Photonen unter­schiedlicher Farbe zu erzeugen.“ Da dieses Verfahren deutlich effi­zienter ist, wollen die Wissen­schaftler um Gregor Weihs nun weitere Verschränkungs­experimente mit der neuen Photonen­quelle unter­nehmen.

U Innsbruck / JOL

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