Drei photonische Komponenten auf einem Chip
Wichtiger Schritt auf dem Weg zum Quantencomputer gelungen.
Einer der vielversprechendsten Ansätze für Quantencomputer basiert auf der Verwendung einzelner Photonen zur Übertragung und Verarbeitung von Quanteninformation. Wissenschaftlern der Uni Stuttgart und des Karlsruher Institutes für Technologie ist es jetzt erstmals gelungen, drei notwendige Hauptkomponenten – Einzelphotonenquellen, Strahlteiler und Einzelphotonendetektoren – auf einem einzigen Chip zu integrieren und diesen auf dem Level einzelner Photonen zu betreiben. Das Experiment demonstriert die Funktionstüchtigkeit der grundlegenden Komponenten und legt den Grundstein für komplizierte Systeme.
Im Gegensatz zur weit verbreiteten Siliziumtechnologie wurde das Experiment auf Galliumarsenid-Basis durchgeführt. Das ermöglicht die direkte Einbindung von Quantenpunkten, die als effiziente On-Demand-Quellen von Einzelphotonen dienen. Zusätzlich erlaubt die GaAs-Plattform, die Einzelphotonen zu optischen Logik-Schaltkreisen und speziellen Detektoren aus supraleitenden Nanodrähten zu leiten, welche auf demselben Chip platziert werden können. In dem Experiment wurden von einem optisch gepumpten Quantenpunkt emittierte Einzelphotonen in einem photonischen Wellenleiter geführt und von einem Strahlteiler in zwei mit jeweils einem Detektor ausgerüstete Wellenleiterarme aufgeteilt.
„Eine der bisherigen Herausforderungen in einem solchen komplett auf einem Chip durchgeführten Experiment war die Nähe des Anregungslasers zu den Detektoren auf dem Chip“, erklärt Mario Schwartz von der Uni Stuttgart. Er hat über die letzten Jahre an einem Grundsatz-Experiment gearbeitet, um zu zeigen, dass alle Hauptkomponenten auf einem einzigen photonischen Chip kombiniert werden können. Das Projekt wurde in enger Zusammenarbeit mit Ekkehart Schmidt vom KIT durchgeführt, einem Experten für das Design und die Implementierung der On-Chip Detektoren ist.
„Die Detektoren können nicht unterscheiden, welche Photonen vom Laser und welche vom Quantenpunkt kommen, was zu unerwünschten Detektionen führt“, erläutert Schmidt. Den Wissenschaftlern gelang es, den Einfluss der Laserphotonen deutlich zu verringern, indem sie reflektierende Metallschichten auf dem Chip platzierten. Diese Idee ermöglichte es, die quantenmechanische Natur der QD-Emission zu zeigen, wobei nur die On-Chip-Komponenten verwendet wurden. „Das erfolgreiche Experiment ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung und zeigt das Potenzial von komplett integrierten photonischen Schaltkreisen mit allen Hauptkomponenten auf einem einzigen Chip“, sagt Peter Michler, der das Institut für Halbleiteroptik und funktionelle Grenzflächen der Uni Stuttgart leitet. „Wir sehen klare Möglichkeiten, die Komplexität des Chips in naher Zukunft zu erhöhen.“
U. Stuttgart / RK
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung
M. Schwartz et al.: Fully On-Chip Single-Photon Hanbury-Brown and Twiss Experiment on a Monolithic Semiconductor–Superconductor Platform, Nano Lett. 18, 6892 (2018); DOI: 10.1021/acs.nanolett.8b02794 - Institut für Halbleiteroptik und funktionelle Grenzflächen (P. Michler), Universität Stuttgart
- Institut für mikro- und nanoelektronische Systeme, Karlsruher Institut für Technologie