27.07.2017

Drei Sterngenerationen im Orionnebel

OmegaCAM-Aufnahme zeigt Helligkeit und Farben aller Sterne im Orionnebel-Haufen.

Der OmegaCAM – der op­tischen Weitwinkel­kamera am VLT Survey Tele­scope VST der ESO – ist eine eindrucks­volle und detail­reiche Aufnahme gelungen, auf der der Orionnebel und seine dazu­gehörigen Haufen aus jungen Sternen zu sehen sind. Mit einer Entfernung von 1350 Licht­jahren ist das Objekt eine der uns nächst­gelegenen Geburts­stätten für Sterne mit niedriger wie auch großer Masse. Ein Team unter der Leitung des ESO-Astro­nomen Giacomo Beccari hat mit diesen qualitativ einma­ligen Daten Hellig­keit und Farben aller Sterne im Orion­nebel-Haufen präzise bestimmt. Mithilfe dieser Messungen konnten die Forscher die Massen und das Alter der Sterne ermitteln. Zu ihrer Über­raschung fanden sie in den Daten drei verschiedene Sequenzen, die möglicher­weise auf ein unter­schiedliches Alter der Sterne hinweisen.

Abb.: Der Orionnebel und seine Haufen, aufgenommen mit dem VLT Survey Telescope. (Bild: G. Beccari, ESO)

„Als wir uns die Daten zum ersten Mal angesehen haben, war das einer dieser Wow!-Momente, wie man sie als Astronom vielleicht ein- oder zweimal im Leben hat“, erzählt Beccari. „Dank der unglaub­lichen Qualität der OmegaCAM-Auf­nahmen besteht kein Zweifel, dass wir es in den zentralen Bereichen von Orion mit drei unter­schiedlichen Stern­popula­tionen zu tun haben.“ Seine Kollegin Monika Petr-Gotzens ergänzt: „Diese Erkenntnis ist für uns sehr wichtig, da es bedeutet, dass nicht alle Sterne eines Haufens wirklich zur selben Zeit entstanden sind. Damit würde sich unser Ver­ständnis davon, wie sich Sterne in Haufen bilden, grund­legend ändern.“

Die Astro­nomen unter­suchten auch die Möglich­keit, dass die verschiedenen Hellig­keiten und Farben nicht auf ein unter­schiedliches Alter sondern auf versteckte Begleit­sterne zurück­zuführen sind, die die Sterne heller und rötlicher erscheinen lassen könnten, als sie es in Wahrheit sind. Diese Idee würde jedoch sehr unge­wöhnliche Eigen­schaften der Doppelsterne voraussetzen, die so noch nie zuvor beobachtet wurden. Andere Beobach­tungser­gebnisse, wie die Messung der Rotations­geschwindigkeit der Sterne und die Analyse ihrer Spektren, weisen ebenfalls auf ein unter­schiedliches Alter hin.

„Auch wenn wir die Möglich­keit, dass es sich um Doppel­sterne handelt, noch nicht offiziell wider­legen können, erscheint es plau­sibler, dass wir es mit drei Genera­tionen an Sternen zu tun haben, die nach­einander im Laufe von weniger als drei Millionen Jahren entstanden sind“, folgert Beccari. Die neuen Ergeb­nisse deuten darauf hin, dass Stern­entstehung im Orion­nebel in Schüben und deutlich schneller als bisher gedacht statt­findet.

MPA / JOL

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