Dreifachkrater auf dem Mars
Offenbar gab es über einen längeren Zeitraum flüssiges Wasser auf der Oberfläche.
Die aktuellen Bilder der vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR betriebenen, hochauflösenden Stereokamera HRSC an Bord der ESA-Raumsonde Mars Express zeigen einen Dreifachkrater in der Region Terra Sirenum auf dem Mars. Am Boden des Kraters befinden sich geschichtete Ablagerungen. Diese sind auch in vielen weiteren Einschlagskratern in der Umgebung zu finden und lassen darauf schließen, dass über einen längeren Zeitraum in dieser Gegend flüssiges Wasser auf der Marsoberfläche vorhanden war.
Abb.: Dreifachkrater in der Region Terra Sirenum. (Bild: ESA / DLR / FU Berlin)
Im Nordwesten von Terra Sirenum, einer ausgedehnten, sehr alten Hochlandregion im Südwesten der Vulkanprovinz Tharsis, wurden außerdem Spektralsignaturen von Tonmineralen innerhalb zahlreicher Einschlagskrater und auf den dazwischenliegenden Ebenen gefunden. Ermöglicht wurden diese Detektionen mit den Spektrometern OMEGA an Bord der Mars Express-Mission und CRISM auf dem Mars Reconnaissance-Orbiter der NASA. Sowohl geschichtete Ablagerungen als auch Tonminerale deuten auf ein längeres Einwirken flüssigen Wassers auf den Gesteinsuntergrund hin.
Es gibt Hinweise darauf, dass in der Marsvergangenheit Grundwasser aus dem Boden austrat und verdunstete. Hydrologische Modellrechnungen für diese Marsregion lassen auf einen ehemals hohen Grundwasserspiegel schließen, aus dem stellenweise die tiefer liegenden Senken von Einschlagskratern geflutet wurden. Dies könnte zur Bildung von Seen in den Kraterbecken geführt haben. Die große Vielfalt an heute sichtbaren Mineralspuren und Ablagerungen, bietet Wissenschaftlern die Möglichkeit eine mehr als 3,7 Milliarden Jahre alte durch Wasser veränderte Marslandschaft zu erforschen.
In Terra Sirenum - wie im südlichen Hochland generell - gibt es mehr Einschlagskrater an der Oberfläche als in den nördlichen Tiefländern. Die Topographie der Oberfläche ist also älter, auch wenn man im Norden ebenfalls einige große und alte Einschlagskrater sieht, die allerdings von jüngerem Material überdeckt sind. Man nimmt an, dass das Alter der Marskruste in beiden Fällen gleich ist, dass aber im Norden spätere Prozesse die alte Kruste noch mit relativ jüngerem Material überzogen haben. Deswegen scheinen die Ränder der darunterliegenden alten Krater nur noch verschwommen durch diese dünne Deckschicht durch, weil sie fast vollständig von Sedimenten überdeckt und zu einem großen Teil abgetragen worden sind. Die eigentliche Oberfläche ist daher im Norden jünger.
Abb.: Falschfarbendarstellung der Topographie des Dreifachkraters in der Region Terra Sirenum. (Bild: ESA / DLR / FU Berlin)
Auf den ersten Blick wirkt die ungefähr 45 Kilometer lange und 24 Kilometer breite Vertiefung unspektakulär. Tatsächlich handelt es sich dabei jedoch um drei sich gegenseitig überlagernde Einschlagskrater, die vermutlich durch einen einzigen Asteroiden gebildet wurden, der vor dem Aufprall in drei Meteoritenbruchstücke zerbrach – möglicherweise, weil es ihn beim Durchdringen der Marsatmosphäre zerrissen hat. Für diese Theorie spricht, dass die drei Krater sehr eng beieinander liegen. Die andere Möglichkeit, dass die Krater durch drei zeitlich weiter auseinanderliegende Einschlagsereignisse entstanden sind, ist weniger wahrscheinlich, da alle drei Krater den gleichen Zustand zeigen, also vermutlich gleich lang der Erosion ausgesetzt waren.
Der Dreifachkrater ist von einer charakteristischen mehrlagigen Auswurfdecke umgeben, wobei durch die Überlappung des Auswurfmaterials der drei Krater eine Art Schmetterlingsform entstand. Um eine derartige Auswurfdecke zu bilden, muss der Einschlag auf der Oberfläche unter einem flachen Winkel erfolgt und im Untergrund wahrscheinlich Bodeneis vorhanden sein, dass beim Einschlag verflüssigt oder verdampft wird und sich mit dem angrenzenden Gestein zu einer schlammigen Auswurfmasse vermengt. Das führt zu der auf dem Mars häufigen und typischen Form von Rampart-Kratern (nach dem englischen Wort für Wall, rampart).
DLR / JOL