24.01.2023

Drohnen sammeln Umweltdaten

Hochaufgelöste Daten zu Hitzeinseln in Städten und Vitalität des Baumbestands.

Die Erdbeobachtung liefert über Satelliten­daten weltweit täglich hoch relevante Informationen über den Zustand und den Wandel unseres Planeten. Mit Hilfe der Daten können beispiels­weise Informationen über Hitzeinseln in Städten, Dürren oder den Zustand von Wäldern gesammelt werden. Aktuell erschließt sich die Erdbeo­bachtung zusätzliche Daten­quellen: Mit Sensoren, die auf handels­üblichen Drohnen installiert sind, erhält sie weitere detaillierte Umwelt­informationen – und das in einer so hohen räumlichen Auflösung, wie sie sich mit Satelliten­daten nicht erreichen lässt.

Abb.: Multispektral­aufnahme des Würzburger Ringparks am Sanderring. Aus den...
Abb.: Multispektral­aufnahme des Würzburger Ringparks am Sanderring. Aus den Daten lassen sich die Vitalität oder Wasser­stress bei einzelnen Bäumen ableiten. (Bild: U. Würzburg)

„Die sehr hohen Auflösungen im Zentimeter­bereich eröffnen neue Anwendungs­gebiete und Forschungs­fragen“, sagt Mirjana Bevanda vom Earth Observation Research Hub der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, einem Zusammenschluss der beiden JMU-Lehrstühle für Fernerkundung sowie für Globale Urbanisierung und Fern­erkundung. „Wir gewinnen damit hoch relevante Infor­mationen für die urbane Forschung, für Ökologie und Naturschutz.“ Für eine Machbarkeitsstudie hat Mirjana Bevanda mit Antonio Castañeda und weiteren Kollegen im Jahr 2022 die Neue Universität am Sanderring und Teile des Würzburger Ringparks mit Drohnen aufgenommen. Zum Einsatz kamen dabei Lidar, sowie Wärme- und Multispektral­sensoren. Letztere erfassen fünf bis zehn Lichtwellenlängen und damit deutlich mehr als eine einfache Fotokamera.

Ziel der Studie ist es zu erkunden, welchen Mehrwert die gewonnen Daten für Forschungen im städtischen Raum bieten, etwa zur Erfassung und Analyse der urbanen Struktur oder zur Kartierung von Stadtbäumen oder Hitzeinseln. „Wir können damit einen Beitrag leisten, um beispiels­weise den Hitzeinsel­effekt mit gezielten Gegenmaßnahmen zu verringern“, erklärt Hannes Taubenböck. Dieser Effekt tritt auf, wenn sich Städte mit ihren vielen Steinen und Asphaltflächen im Sommer stärker aufheizen als das Umland. Das belastet nicht nur die Menschen in der Stadt, sondern auch Tiere und Pflanzen. Drohnen eröffnen auch bei der Kartierung von Stadtbäumen neue Optionen. „Wir könnten jeden Baum einzeln beschreiben, auch in seiner vertikalen Struktur, und Rückschlüsse auf seine Vitalität ziehen“, sagt Tobias Ullmann.

Das Team ist mit Drohnen auch in Kanada und anderen Studien­gebieten aktiv und dokumentiert deren Veränderungen über die Zeit. Mit Partnern nimmt es auch ökologische Aspekte in den Blick. So werden unter anderem Umweltdaten aus dem JMU-Univer­sitätsforst im Steigerwald, von Kalk­magerrasen in Unterfranken oder von hochalpinen Strukturen der Zugspitze bearbeitet. „Die Datenaufnahme mit Drohnen ist zwar sehr aufwendig, unter anderem wegen der nötigen Genehmigungs­verfahren. Aber die gewonnenen Daten und besonders deren Detailgrad ist für viele Forschungs­fragen sehr relevant“, sagt Tobias Ullmann.

Im Mittelpunkt der Würzburger Studien stehen methodische Ansätze, um die Datenaufnahme und deren Verarbeitung effizienter zu machen. Außerdem sollen die für die einzelnen Forschungs­fragen relevanten Umwelt­informationen identifiziert werden. „Aus dieser Arbeit wollen wir langfristig neue Erkenntnisse für die Erdbeo­bachtung gewinnen, die sich wiederum auf weltraum­gestützte Systeme übertragen lassen“, so Mirjana Bevanda. Kontakte bestehen auch zur Informatik. „Wir machen Feldarbeit und werten die gewonnenen Daten für die Umweltforschung aus. Aber die Entwicklung neuer Sensoren und Systeme ist nicht unsere Expertise. Hier sehen wir großes Potential in der Zusammenarbeit mit verschiedenen Arbeits­gruppen der Informatik”, sagt Hannes Taubenböck.

U. Würzburg / JOL

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