Dunkle Materie zuhauf
Neurales Netzwerk gewinnt photometrische Rotverschiebungen von mehr als einer Million Galaxien.
Astronomen aus Italien und den Niederlanden haben die ersten Ergebnisse einer großen neuen Durchmusterung nach dunkler Materie am Südhimmel veröffentlicht. Der Kilo-Degree Survey KiDS mit dem VLT Survey Telescope VST am Paranal-Observatorium der ESO in Chile erlaubt es den Forschern, Messungen von dunkler Materie, dunkler Energie, der Struktur des Halos von Galaxien und der Evolution von Galaxien und Galaxienhaufen durchzuführen. Die ersten KiDS-Resultate zeigen, wie die unsichtbaren, riesengroßen Klumpen dunkler Materie die Charakteristiken der beobachteten Galaxien bestimmen, die sie umgeben.
Abb.: Bei den statistisch meisten Galaxiengruppen ist die Verteilung der dunklen Materie (pink) um das massereichste Sternsystem der Ansammlung zentriert. (Bild: KiDS Coll. / A. Tudorica & C. Heymans, ESO)
Die Wissenschaftler verwenden Bilder des VLT Survey Telescopes und dessen riesiger OmegaCAM, um die dunkle Materie durch ihre gravitative Wirkung auf Sterne und Galaxien aufspüren. Das Teleskop befindet sich am Paranal-Observatorium der ESO und ist der Durchmusterung des Nachthimmels im sichtbaren Licht gewidmet – ergänzt durch das Infrarot-Teleskop VISTA. Eines der Hauptziele des VST ist es, dunkle Materie zu kartieren und die entstandenen Karten zu verwenden, um die mysteriöse dunkle Energie zu verstehen. Der beste Weg, die dunkle Materie auszumachen, ist anhand von Gravitationslinsen. Durch diesen Effekt ist es möglich, diejenigen Orte zu identifizieren, an denen die Gravitation am stärksten wirkt und damit, wo Materie liegt – dunkle Materie eingeschlossen.
Angeführt von Koenraad Kuijken von der Sterrewacht Leiden hat ein Team Aufnahmen von mehr als zwei Millionen Galaxien mit Hilfe des „Multi Layer Perceptron with Quasi Newton Algorithm“-Modells MLPQNA analysiert, die typischerweise 5,5 Milliarden Lichtjahre entfernt liegen. Die Arbeit machte dabei von einer 3D-Karte des Galaxien- und Massenansammlungs-Projekts Galaxy and Mass Assembly Project GAMA Gebrauch. Die ersten Resultate kommen aus nur sieben Prozent des endgültigen Durchmusterungsgebiets und konzentrieren sich auf Galaxiengruppen. Denn die Kartierung von dunkler Materie in solchen Gruppen ist ein entscheidender Test der ganzen Theorie, wie Galaxien sich im „kosmischen Netz“ bilden. Den Ergebnissen zufolge enthalten die untersuchten Gruppen etwa dreißig Mal mehr dunkle als sichtbare Materie.
„Interessanterweise sitzt die hellste Galaxie nahezu immer in der Mitte des Klumpens dunkler Materie“, erläutert Kuijkens Kollege Massimo Viola. „Die Vorhersage der Theorie der Galaxienentstehung, nach der Galaxien fortwährend in Gruppen eingesaugt werden und sich im Zentrum häufen, ist damit so klar noch nie zuvor durch Beobachtungen demonstriert worden“, fügt Kuijken hinzu. Die Astronomen sehen die Erkenntnisse als Spitze des Eisbergs eines größeren Programms, das die immensen Datensätze von den Durchmusterungs-Teleskopen nutzt, die den Wissenschaftlern weltweit durch das ESO-
ESON / OD