Durchbruch für Photonik-Chips
Licht emittierende Silizium-Germanium-Legierungen öffnen Weg zum Silizium-Laser.
Elektronische Chips heizen sich auf, wenn Daten übertragen werden. Abhilfe schaffen könnte die Photonik, denn Lichtpulse erzeugen keine Abwärme. Seit fünfzig Jahren bemüht sich die Forschung daher, Laser aus Silizium oder Germanium zu bauen. Bisher vergeblich. Silizium, das Arbeitspferd der Chip-Industrie, kristallisiert normalerweise in einem kubischen Kristallgitter. In dieser Form ist es für die Umwandlung von Elektronen in Licht nicht geeignet.
Zusammen mit Kollegen der TU München sowie der Unis in Jena und Linz ist es Forschern der TU Eindhoven in den Niederlanden jetzt gelungen, Legierungen aus Germanium und Silizium zu entwickeln, die Licht emittieren können. Entscheidend dafür war es, Germanium und Legierungen aus Germanium und Silizium mit hexagonalem Kristallgitter zu erzeugen. „Dieses Material hat eine direkte Bandlücke und kann daher selbst Licht erzeugen“, sagt Jonathan Finley von der TU München.
Schon 2015 gelang es Erik Bakkers und seinem Team an der TU Eindhoven, hexagonales Silizium zu erzeugen. Dafür züchteten sie zunächst Nanodrähte aus einem anderen Material mit einer hexagonalen Kristallstruktur und überzogen diese mit einer Schicht aus Germanium und Silizium. Das darunter liegende Material zwang dabei auch der Germanium-Silizium-Legierung eine hexagonale Struktur auf.
Doch die Strukturen ließen sich zunächst nicht zum Leuchten anregen. Im Austausch mit den Kollegen von der TU München, die während der Optimierung Generation für Generation die optischen Eigenschaften analysierten, gelang es schließlich das Herstellungsverfahren so zu verbessern, dass die Nanodrähte schließlich tatsächlich Licht ausstrahlen konnten.
„Inzwischen haben wir optische Eigenschaften erzielt, die fast mit Indiumphosphid oder Galliumarsenid vergleichbar sind“, sagt Bakkers. Einen Laser aus Germanium-Silizium-Legierungen zu bauen, der noch dazu in die gängigen Herstellungsprozesse integriert werden kann, erscheint damit nur noch eine Frage der Zeit.
„Wenn wir die elektronische Kommunikation auf einem Chip und von Chip zu Chip optisch erledigen können, so kann das die Geschwindigkeit um einen Faktor von bis zu 1000 erhöhen, sagt Finley. „Darüber hinaus könnten durch die direkte Kopplung von Optik und Elektronik Chips für laserbasiertes Radar für selbstfahrende Autos, für chemische Sensoren zur medizinischen Diagnose oder zur Messung der Luft- und Lebensmittelqualität dramatisch günstiger werden.“
TUM / RK
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung
E. M. T. Fadaly et al.: Direct Bandgap Emission from Hexagonal Ge and SiGe Alloys, Nature 580, 205 (2020); DOI: 10.1038/s41586-020-2150-y - Advanced Nanomaterials & Devices, Center for Quantum Materials and Technology Eindhoven, Department of Applied Physics, Eindhoven University of Technology, Niederlande
- Semiconductor Nanostructures and Quantum Systems (J. J. Finley), Walter-Schottky-Institut, Physik-Department, Technische Universität München