27.03.2020

Durchdringend und bescheiden

Vor 175 Jahren wurde Wilhelm Conrad Röntgen, der erste Physik-Nobelpreisträger, geboren.

Wilhelm Conrad Röntgen war 1901 der erste Physik-Nobelpreisträger. 1919 wurde er das fünfte Ehrenmitglied der DPG, die in seinem Geburtsjahr gegründet wurde und der er seit 1899 angehörte. Mit der Entdeckung der nach ihm benannten Strahlen vor fast 125 Jahren, genau am 8. November 1895, hat er sofort für Aufsehen in Wissenschaft und Öffentlichkeit gesorgt.

Die Röntgenstrahlen eröffneten den Blick ins Innere des Körpers und der Struktur der Materie, später wurden sie zu einem wichtigen Beobachtungsfenster ins Universum, insbesondere bezüglich besonders energiereicher Prozesse. Aktuell spielt hochintensives Röntgenlicht eine wichtige Rolle, um Wirkstoffe gegen SARS-CoV-2 zu entwickeln: Die energiereichen Strahlen ermöglichen Strukturanalysen von Makromolekülen, die im Virus eine Funktion ausüben.

Wilhelm Conrad Röntgen (hier um 1900) nahm kurz nach der Entdeckung der...
Wilhelm Conrad Röntgen (hier um 1900) nahm kurz nach der Entdeckung der später nach ihm benannten Strahlen im Jahr 1895 ein Bild der Hand seiner Frau auf.

Das Röntgen-Doppeljubiläum wird insbesondere in Würzburg gewürdigt, wo Röntgen seine berühmteste Entdeckung gelang und wo er von 1888 bis 1901 Professor war. Die Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg hatte zusammen mit der Stadt Würzburg und weiteren Partnerinstitutionen zahlreiche öffentliche Veranstaltungen geplant, die sie nun teilweise wegen der Corona-Krise abgesagen musste. Dazu gehört insbesondere das offizielle Auftakt-Event zum Röntgenjahr mit Harald Lesch und den Physikanten am 6. April.

Die Eröffnung der Sonderausstellung „Durchleuchtet! Augenblicke, Einblicke, Durchblicke“ im Universitätsgebäude am Sanderring findet nicht am 9., sondern am 20. April statt. Die Ausstellung soll kostenfrei bis 8. November 2020 zu sehen sein. Sie thematisiert wissenschaftliche Aspekte zu Röntgens Entdeckung, macht aber auch den Forscher selbst als Rektor, Ehemann, Freund, Jäger, Wanderer und Kartenspieler greifbarer.

Nach seiner Zeit in Würzburg ging Röntgen nach München, wo er 1923 kurz vor seinem 78. Geburtstag verstarb. Auf den großen Rummel um seine Person reagierte der bescheidene Forscher mit großer Zurückhaltung. Er hat selbst einen großen Teil seiner Aufzeichnungen und persönlichen Dokumente vernichtet – eine großes Hindernis für seine Biographen.

Im Jubiläumsjahr ist auch eine Erweiterung der Röntgen-Gedächtnisstätte geplant, welche die Europäische Physikalische Gesellschaft 2016 als „EPS Historic Site“ ausgezeichnet hat: Dazu gehören ein zusätzlicher großer Ausstellungsraum mit neuen Exponaten und eine Multimedia-Präsentation. Auch die diesjährigen „Highlights der Physik“ werden in Würzburg stattfinden. Die Auftakt-Show mit Ranga Yogeshwar ist für den 21. September in der s.Oliver Arena geplant. An den fünf folgenden Tagen lädt das Festival in der Würzburger Innenstadt zu einem bunten Veranstaltungsprogramm mit Mitmachexperimenten, Vorträgen und Ausstellungen für Jung und Alt ein.

Bei der Pressekonferenz zur Ankündigung des Röntgenjahres betonte JMU-Präsident Alfred Forchel, der selbst Physiker ist, dass die erstmalige Beschreibung der Röntgenstrahlen kein einzelner Glücksfall im Schaffen des bedeutenden Experimentalphysikers gewesen: „Er hatte schon vorher einige physikalisch bedeutsame Entdeckungen gemacht.“ So wies er mit August Kundt die Drehung der Polarisationsebene des Lichtes in Gasen nach.

Wilhelm Conrad Röntgen verzichtete seinerzeit darauf, die neue Art von Strahlen patentieren zu lassen. Er wollte, dass seine Entdeckung der Menschheit uneingeschränkt zur Verfügung steht, ganz im Sinne der Nobelpreise, die „als Preis denen zugeteilt werden, die […] der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben“.

Alexander Pawlak

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