Ein alltagstaugliches Atominterferometer
Mit warmen Atomen lassen sich Beschleunigungen schnell und präzise messen.
Ein Atominterferometer, das mit einer Dampfzelle arbeitet und bei dem die Atome weder ultrakalt noch in einem Ultrahochvakuum sind, haben Forscher der Sandia National Laboratories in den USA entwickelt. Es misst auch sehr große Beschleunigungen überraschend genau. Grant Biedermann und seine Mitarbeiter haben viel Erfahrung mit dem Bau von Atominterferometern, in denen Laserpulse die Rolle von Spiegeln und Strahlteilern spielen. Vor vier Jahren hatten sie die de-
Abb.: Aus der breiten Geschwindigkeitsverteilung der Atome werden mit Raman-
Indem die Forscher das Experiment vielfach wiederholten und nach der Interferenz der beiden Teilwellen den Anregungszustand der Atome abfragten, konnten sie den Phasenunterschied der Teilwellen bestimmen. Daraus wiederum ließ sich sehr genau die absolute Beschleunigung ermitteln, die die frei fallenden Atome im irdischen Schwerefeld erfahren hatten. Noch genauer arbeiten Atominterferometer, die von vielen Atomen gleichzeitig durchlaufen werden. Doch in beiden Fällen ist der Aufwand erheblich, da die Atome auf Millikelvin-
Dass es auch einfacher geht, zeigen die Forscher jetzt mit ihrem neuen Atominterferometer. Es arbeitet mit Rubidiumatomen in einer 39 Grad Celsius warmen Dampfzelle, in der zwar ein Unterdruck, aber kein Ultrahochvakuum herrscht. Wegen ihrer hohen Temperatur hatten die Atome eine breite Geschwindigkeitsverteilung, aus der für das Interferenzexperiment Atome in einem schmalen Geschwindigkeitsintervall ausgewählt werden mussten. Das geschah mit Laserstrahlen, die aufgrund des Doppler-
Diese angeregten Atome wurden dann in der schon beschriebenen Weise einer Folge von Laserpulsen ausgesetzt, die wie ein Mach-
Verglichen mit einem ultrakalten Hochvakuum-Atominterferometer arbeitet das warme Interferometer natürlich längst nicht so präzise. Doch durch einige Maßnahmen konnten die Forscher die Präzision verbessern. Wegen der hohen Temperatur in der Dampfzelle kollidierten die angeregten Atome sehr oft mit der Zellenwand und änderten dabei ihren Anregungszustand, wodurch das Interferenzsignal verfälscht wurde. Durch eine geeignete Beschichtung ließ sich diese Relaxation des atomaren Zustands jedoch stark unterdrücken.
Die schnell fliegenden Atome durchquerten den Laserstrahl in einer viel kürzeren Zeit als es ultrakalte Teilchen täten. Außerdem war die Kohärenzlänge ihrer de-
Doch die kurze Messdauer hat auch ihre guten Seiten. Statt einmal pro Sekunde könnte man Beschleunigungen mit einer ultrahohen Rate von 10 kHz messen. Außerdem wäre der Messbereich sehr groß und würde bis 88 g reichen, wobei g die Erdbeschleunigung ist. Biedermann und seine Kollegen sind zuversichtlich, dass man mit ihrem Verfahren vereinfachte und robuste Beschleunigungsmesser bauen kann. Verglichen mit elektromechanischen oder Laser-
Rainer Scharf
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