Ein Atombaukasten für das Quantencomputing
Dutzende von Atomen nach Wunsch dreidimensional angeordnet.
Wie weit die kontrollierte Manipulation von Atomen schon fortgeschritten ist, zeigen zwei Forschergruppen aus Frankreich und den USA. Die Teams haben eine größere Zahl von einzelnen Atomen zu einem fehlerfreien räumlichen Kristall angeordnet und dadurch neue Möglichkeiten für das Quantencomputing eröffnet. Bisher hat man ein- oder zweidimensionale künstliche Kristalle hergestellt, bei denen die Atome durch ein Lichtgitter festgehalten wurden und perfekt geordnet waren, sodass an jedem Gitterplatz genau ein Atom saß. Dazu musste man überprüfen, wo sich die einzelnen Atome befanden, und sie nötigenfalls an die vorgesehene Position im Gitter transportieren oder sie ganz entfernen. Diese atomphysikalische Meisterleistung ist jetzt auch in drei Dimensionen gelungen.
Abb.: Perfekt geordnete Atome in drei Dimensionen. Ein Hologramm weist jedem Atom (grüne Punkte) einen festen Platz zu. So lassen sich viele Kristallgitterarten aber auch andere dreidimensionale Objekte (etwa der Eiffelturm in klein) realisieren. (D. Barredo et al. / Springer Nature)
Bei der Lösung des Problems sind die Forscher um Antoine Browaeys von der Université Paris-
Die Ergebnisse beider Experimente sind zwar im Wesentlichen vergleichbar, doch es gibt auch Unterschiede, die für zukünftige Anwendungen interessant sind. So konnten in Saclay die Atome mit der holographischen Methode in nahezu beliebig geformte räumliche Muster oder Kristallstrukturen gebracht werden. An der PSU wurden hingegen nur kubische Lichtgitter realisiert. Doch die Atome waren so kalt, dass sich ihre Entropie erheblich verringern ließ, indem sie im Gitter perfekt angeordnet wurden.
Beide Teams haben ihre Atome – Rubidium-87 in Saclay, Caesium-133 an der PSU – aus einer magneto-
Abb.: Anfangs sind die fünfzig Atome völlig ungeordnet auf 5×5×5 Gitterplätze verteilt (obere Reihe), doch nach zwei Schritten sind sie perfekt in der 2. und 3. Kristallebene angeordnet, wobei die anderen Ebenen leer bleiben (untere Reihe; A. Kumar et al. / Springer Nature)
Nach einem automatischen Programm, das in Sekundenbruchteilen ablief, wurden diejenigen Atome verschoben, die nicht an der richtigen Stelle im Gitter saßen. In Saclay benutzte man dazu eine optische Pinzette, die die Atome einzeln bewegte. An der PSU regte man die zu verschiebenden Atome in einen anderen internen Zustand an und hielt sie mit einem zweiten Lichtgitter fest. Dann wurden die beiden Lichtgitter um einen Gitterplatz gegeneinander verschoben, sodass die angeregten Atome um eine Position im ersten Gitter gewandert waren. Auf diese Weise ordneten beide Teams einige zehn Atome perfekt zu dreidimensionalen künstlichen Kristallen an, wobei sie einige Gitterebenen gezielt unbesetzt lassen konnten.
Beim PSU-Experiment wurden extrem kalte Atome benutzt, sodass sie sich an ihren Gitterplätzen nahezu im Schwingungsgrundzustand befanden und die Schwingungsentropie relativ klein war. Deshalb ließ sich die Gesamtentropie durch das Anordnen der Atome erheblich verringern. Das Experiment realisierte somit einen Maxwellschen Dämon, der durch Eingriffe in die molekularen Vorgänge die Entropie eines Systems verkleinert. Tatsächlich wurde diese Entropieabnahme mehr als ausgeglichen durch die Entropiezunahme der Umwelt. Doch die Forscher spekulieren, dass man durch Anordnen der Atome im Gitter die Entropie soweit verringern könnte, dass es zur Bose-
Beim Saclay-Experiment waren die Atome nicht so kalt, doch immerhin kalt genug, dass sie etwa zehn Sekunden an ihrem Gitterplatz blieben. So konnten die Forscher mit den geordneten Atomen experimentieren und sie in hochangeregte Rydberg-
Rainer Scharf
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