Ein Jahrhundert Luftfahrtforschung in Berlin
DLR-Standort Berlin blickt zurück auf die Gründung der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL) vor 100 Jahren.
Die DVL wurde als eine Vorgängerorganisation des DLR auf dem ehemaligen Gelände des Flughafens Johannisthal gegründet und entwickelte sich zu einem wichtigen europäischen Forschungsstandort für die Luftfahrt. „Der heutige DLR-Standort Berlin steht für eine lange Tradition in der Luft- und Raumfahrtforschung. In einer ereignisreichen Geschichte wurden hier immer wieder technische und wissenschaftliche Grenzen zum Nutzen der Menschen überschritten“, sagt Johann-Dietrich Wörner, Vorstandsvorsitzender des DLR. War es damals die Luftfahrt, so bilden heute Weltraum und Verkehr die Forschungsschwerpunkte des Standorts. „Damals wie heute werden hier wissenschaftliche Höchstleistungen erbracht. Diese sind die logische Fortsetzung der Arbeit und das Erbe der frühen Aviatiker“, erklärt Wörner.
Abb.: Am 2. März 1910 beschloss der deutsche Reichstag die Gründung der Reichsanstalt für Luftschifffahrt und Flugtechnik. Zunächst in Friedrichshafen geplant, fiel die Entscheidung zu Gunsten des im September 1909 in Betrieb genommenen zweiten europäischen Motorflugplatzes in Berlin-Johannisthal. (Bild: DLR; CC-BY 3.0)
Der Wunsch nach einer wissenschaftlichen Einrichtung für die Luftfahrt war bereits um die Jahrhundertwende laut geworden. Zu dieser Zeit war man in Deutschland der Auffassung, mit dem lenkbaren Luftschiff die technische Lösung für das Luftfahrzeug schlechthin gefunden und darüber hinaus weltweit einen Vorsprung auf diesem Gebiet zu haben. Angeregt durch Graf von Zeppelin wurde nach der Inbetriebnahme des zweiten europäischen Motorflugplatzes in Berlin-Johannisthal am 20. April 1912 die Gründungsurkunde der DVL unterzeichnet. Das Deutsche Reich bewilligte dafür 250.000 Mark.
Schon bald darauf gehörten 57 Konstruktionswerkstätten und Fliegerschulen, 15 mittelständische Flugzeugfabriken und mehrere Luftschiffhallen zum Flugplatzgelände. Mit den Abteilungen für Motoren und Flugzeuge sowie Physik des Fliegens begann die Arbeit der DVL, wobei die Teilnahme am „Wettbewerb um den Kaiserpreis für den besten deutschen Flugzeugmotor“ 1912 den Bau der Versuchsanstalt enorm beflügelte. So entwickelte sich die DVL zur zentralen Anlaufstelle für die Lösung wissenschaftlicher Probleme bei der Entwicklung der Luftfahrttechnik und gehörte in den Dreißigerjahren mit ihren Versuchsanlagen zu den modernsten in Europa.
Abb.: Blick in die Werfthalle der DVL in Adlershof (1936). Hier wurden die Flugzeuge für Tests vorbereitet oder danach auch untersucht. (Bild: DLR; CC-BY 3.0)
Die Auswirkungen des zweiten Weltkriegs brachten die Arbeit der Versuchsanstalt in Berlin zum Erliegen. Eine neue Blütezeit erlebte die Forschung in Berlin Adlershof in den 1950er Jahren, als sich hier die Institute der Akademie der Wissenschaften der DDR ansiedelten. Ausgangspunkt bildete das 1950 eingerichtete Heinrich Hertz-Institut für Schwingungsforschung sowie die Forschungsstelle für kosmische Elektronik und das Institut für Elektronik. 1981 wurde das Institut für Kosmosforschung (IKF) ins Leben gerufen, dessen Gründung eng mit der Beteiligung am Interkosmos-Programm verbunden war. Vor allem die Fernerkundung der Erde und die Materialforschung unter Weltraumbedingungen standen für das Institut im Vordergrund. Ebenfalls in den 1950er Jahren entstand im Westteil der geteilten Stadt das Institut für Turbulenzforschung der DVL.
Nach den politischen Veränderungen 1989 kehrte das DLR nach Berlin-Adlershof zu einem seiner Ursprungsorte zurück. In einer 1990 unterschriebenen Vereinbarung stimmten DLR und IKF ihre wissenschaftlichen Arbeiten aufeinander ab und das IKF wurde in die Strukturen der gesamtdeutschen Forschungslandschaft eingebunden, wurde Teil des DLR. Heute konzentriert sich der DLR-Standort Berlin-Adlershof vor allem auf die Forschungsschwerpunkte Weltraum und Verkehr. Auch die in Charlottenburg gegründete Abteilung Triebwerksakustik des DLR-Instituts für Antriebstechnik ist heute Teil des Standorts Berlin.
DLR / OD