Eine neuartige Quantenflüssigkeit
Ultrakalte magnetische Atome bilden stabile Tropfen.
Über ein tropfenbildendes Quantenferrofluid aus magnetischen Atomen in einer Atomfalle hatten Forscher der Uni Stuttgart bereits Anfang des Jahres berichtet. Doch offenbar kann diese ungewöhnliche Flüssigkeit selbst außerhalb von Atomfallen stabile Tröpfchen bilden. Tilman Pfau und seine Kollegen haben selbststabilisierende Atomtropfen aus magnetischen Dysprosiumatomen hergestellt. Deren magnetisches Dipolmoment ist fast zehnmal so groß wie das Bohrsche Magneton und damit eines der stärksten im Periodensystem der Elemente. Dadurch üben die Atome auch in einer Atomwolke von geringer Dichte starke magnetische Dipolkräfte aufeinander aus.
Abb.: Der Ablauf des Experiments: (a) der Tropfen wird in einer optischen Falle hergestellt, der Magnetfelder überlagert sind; (b) nachdem die optische Falle abgeschaltet wurde, schwebt der Tropfen im inhomogenen Magnetfeld; (c) der Tropfen wird optisch mit einer speziellen CCD-
Diese magnetischen Kräfte können die Atome zu räumlichen Strukturen anordnen, wie man sie von klassischen Ferrofluiden her kennt. So hatten die Forscher die quantenmechanische Entsprechung des Rosensweig-
Beim quantenmechanischen Rosensweig-Effekt zerfällt ein pfannkuchenförmiges Bose-
Hier stellt sich die Frage, ob die magnetische Anziehungskraft zwischen den Dy-
Dazu haben sie ein Bose-Einstein-Kondensat aus etwa 6000 Dy-164-
Abb.: Ein großer Tropfen (links) lebte deutlich länger als ein kleiner (rechts), bis er durch stetigen Verlust von Atomen die kritische Größe erreichte. Dann flog er abrupt auseinander. (M. Schmitt et al. / NPG)
Für die nötigen Abstoßungskräfte sorgte ein äußeres Magnetfeld, das die Atome in einen Zustand nahe einer Feshbach-
Unter dem Einfluss des äußeren Magnetfeldes wandelte sich das Kondensat in einen etwa sechshundert Nanometer großen Tropfen um, der von einer Atomwolke umgeben war, die wiederum von der optischen Falle zusammengehalten wurde. Wurde die optische Falle abgeschaltet, so dehnte sich die Atomwolke schnell aus und ihre Atome konnten schließlich entweichen, während der Tropfen zunächst erhalten blieb.
Hatte das äußere Magnetfeld den richtigen Wert, so konnte der sich selbst stabilisierende Tropfen bis zu neunzig Millisekunden lang überdauern. Wie lange er tatsächlich erhalten blieb, hing von der anfänglichen Zahl seiner Atome ab. Je geringer sie war, desto kleiner war die Lebensdauer. Das lag daran, dass der Tropfen fortwährend Atome verlor, bis er eine kritische Größe erreicht hatte, unterhalb der er sich nicht mehr selbst zusammenhalten konnte und auseinander flog. Diese Größe war vom äußeren Magnetfeld abhängig und betrug sechshundert bis siebenhundert Atome.
Die Forscher fanden zudem heraus, dass in den selbststabilisierenden Tropfen das Gleichgewicht zwischen den anziehenden und abstoßenden Kräften eigentlich instabil sein müsste, sodass die Tropfen hätten kollabieren und anschließend explodieren müssen. Doch quantenmechanische Schwankungen der zwischen den Atomen wirkenden van-der-
Rainer Scharf
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