Eiskalte Neutronen in allen Variationen
Mainzer TRIGA-Reaktor steigert Ausbeute an ultrakalten Neutronen nach Update deutlich.
Vor rund zehn Jahren hat die Johannes Gutenberg-
Abb.: Blick in die Reaktorhalle mit Strahlrohr C vorne links und Strahlrohr D hinten links (Bild: T. Hartmann)
Neutronen liegen normalerweise nicht in freier Form vor, sondern sind als neutrale Teilchen im Atomkern gebunden. Freie Neutronen sind instabil und zerfallen mit einer Lebensdauer von etwa 15 Minuten. Am Forschungsreaktor TRIGA Mainz können freie Neutronen erzeugt und durch Wechselwirkung mit festem Deuterium bei etwa minus 270 Grad Celsius so verlangsamt werden, dass sie nur noch eine Geschwindigkeit von zirka fünf Metern pro Sekunde aufweisen. In diesem abgebremsten Zustand lassen sich freie Neutronen speichern und stehen für Experimente zur Verfügung.
Grundlagenforscher interessieren sich besonders dafür, durch Hochpräzisionsmessungen die Eigenschaften des freien Neutrons genau zu bestimmen, vor allem die Lebensdauer und das elektrische Dipolmoment. Neuerdings kommen Untersuchungen zur elektrischen Ladung des Neutrons und Messungen zum Neutronzerfall hinzu. „Für all diese Experimente und Messungen ist die vorhandene Dichte an ultrakalten Neutronen der limitierende Faktor“, erklärt Werner Heil, einer der verantwortlichen Wissenschaftler der UCN-
Neue Quellen zur Produktion von UCN werden derzeit weltweit entwickelt. Am TRIGA Mainz besteht die Möglichkeit, Neutronen im Pulsbetrieb zu erzeugen, das heißt der Reaktor kann alle fünf Minuten gepulst werden und liefert dabei einen hohen Neutronenfluss. Diese Neutronen werden nach dem Abbremsen an einem Block aus festem Deuterium durch einen Neutronenleiter, ähnlich einem Lichtleiter in der Optik, zum Experiment außerhalb des Reaktors geleitet.
Die Anlage wurde nun durch das jüngste Upgrade noch verbessert. Die Installation eines Heliumverflüssigers direkt vor Ort ermöglicht eine bessere Kühlung des Deuteriumkristalls und schafft die Voraussetzung, um Langzeitexperimente durchführen zu können. Der Transport der Neutronen vom Reaktor zum Experimentierplatz erfolgt durch elektropolierte Edelstahlrohre mit extrem glatter Oberfläche, um Neutronenverluste zu vermeiden. Diesem Zweck dient auch eine neue Beschichtung der Rohrinnenwände mit einer Nickel-58-
Mit diesem Maßnahmenbündel ist es gelungen, 8,5 ultrakalte Neutronen pro Kubikzentimeter zu speichern. „Gegenüber der letzten Messung vor einem halben Jahr haben wir die Ausbeute um das Dreieinhalbfache gesteigert“, erklärt Norbert Trautmann vom Institut für Kernchemie. Als Speichergefäß diente jeweils ein standardisierter Zylinder aus Edelstahl, den das Paul-
„Die höhere UCN-Dichte ist besonders für die Lebensdauerexperimente wichtig, die Ende des Jahres starten sollen“, erläutert Tobias Reich, Leiter des Instituts für Kernchemie, das den TRIGA-
Die UCN-
U. Mainz / DE