Elektronen in extremer Umgebung
Kombination von zwei Modellen ermöglicht präzise Beschreibung hoch angeregter Elektronen.
Es ist die Drosophila der modernen Physik: das homogene Elektronengas. So wie die Fruchtfliege als Modellorganismus unter anderem dafür genutzt wird, die Prinzipien der Genetik zu beschreiben, lassen sich mit diesem Modell eines Gases wichtige Eigenschaften von Elektronen erforschen. Einem Forschungsteam vom Institut für theoretische Physik und Astrophysik der Christian-
Abb.: Die Kieler Physiker Tobias Dornheim, Simon Groth und Michael Bonitz haben zwei Simulationsverfahren entwickelt, mit deren Kombination sie die bisher genauesten thermodynamischen Daten hochangeregter Elektronen erzielen konnten. (Bild: J. Siekmann)
Das auch „Jellium“ genannte Modell beschreibt das Verhalten von Elektronen in Metallen, in Molekülen sowie in Clustern von Atomen. Elektronen bestimmen aber auch das Verhalten von Sternen und Planeten oder auch die Struktur des Erdkerns. Dort sind sie extremen Bedingungen ausgesetzt, wie Temperaturen von einigen Tausend bis Millionen Grad Celsius oder Drücken, die Elektronen bis zu tausendmal stärker komprimieren als in Metallen. Ähnlich extreme Bedingungen werden inzwischen auch in einigen Laboren erzeugt: Mit Hilfe von Hochintensitätslasern oder Freien-
Seit mehr als sechzig Jahren versuchen Physiker weltweit, das Verhalten von Elektronen zu verstehen und vorherzusagen. Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Modelle für das homogene Elektronengas, die Eingang gefunden haben in komplexere Theorien, wie etwa die sogenannte Dichtefunktionaltheorie. Sie hat sich inzwischen als Grundlage der Beschreibung von Atomen, Molekülen und Festkörpern etabliert. Die Genauigkeit der ihr zugrunde liegenden Modelle war allerdings lange Zeit unklar.
In den letzten fünf Jahren hat ein Team um Michael Bonitz, in Zusammenarbeit mit Kollegen vom Imperial College London (Großbritannien) und vom Los Alamos National Laboratory (USA) hier einen Durchbruch erzielt. Sie entwickelten zwei neue Computersimulationsverfahren, deren Kombination es ermöglicht, das Verhalten der Elektronen für alle relevanten Bedingungen exakt vorherzusagen. Mit diesen Quanten-
Die berechneten Daten stehen Wissenschaftlern weltweit über das Programm „LDA_XC_GDSMFB“ zur Verfügung, das in die Programmbibliothek „libxc“ aufgenommen wurde. Die dort gesammelten Funktionen der Dichtefunktionaltheorie sind frei zugänglich.
CAU / DE