12.03.2021 • Materialwissenschaften

Element-Mischungen auf Silizium-Spitzen

Neues Verfahren zur Suche nach Hochentropie-Legierungen

Materialien, die aus fünf oder mehr Elementen in annähernd gleicher Menge zusammen­ge­setzt sind, könnten helfen, bis­herige Grenzen zum Beispiel bei der Katalyse zu über­winden. Theoretisch gibt es jedoch Millionen Kombi­na­tions­möglich­keiten – die Heraus­forderung liegt darin, die richtigen zu finden. Alfred Ludwig von der Uni Bochum und sein Team wählen für die Suche nach solchen Legie­rungen jetzt einen eher unkonven­tionellen Weg: Sie setzen darauf, dass sich interes­sante Element-Mischungen sozu­sagen von selbst ergeben.

Abb.: Auf der Suche nach Hoch­entropie-Legie­rungen: Alfred Ludwig blickt in...
Abb.: Auf der Suche nach Hoch­entropie-Legie­rungen: Alfred Ludwig blickt in ein Fenster der Sputter­anlage. (Bild: C. Nielinger / RUB)

Hochentropie­legierungen, englisch High Entropy Alloys, kurz HEAs, versprechen unter anderem die Entwicklung neu­artiger Elektro­kataly­sa­toren auf der Basis ungiftiger und reich­lich verfüg­barer Elemente, die dieselbe Leistungs­fähig­keit besitzen wie solche, die rar und teuer sind, weil sie zum Beispiel auf Platin oder Iridium basieren. „Es hat sich gezeigt, dass die Anzahl von fünf unter­schied­lichen Elementen für solche Materialien entscheidend ist“, erläutert Ludwig.

Für ihren Experi­menten verwenden die Forscher zwanzig bis dreißig ungiftige und leicht verfüg­bare Elemente. Diese Ausgangs­elemente werden in atomarer Form In einer Sputter­anlage auf ein Träger­material aufgebracht, das aus vielen winzigen Silizium­spitzen besteht. Auf den Spitzen bildet sich ein kleines Volumen, das in nahezu keinem direkten Kontakt zum Träger­material steht.

„Diese Ansammlungen von einigen Millionen Atomen auf jeder Spitze sind unser Nano­reaktor“, sagt Ludwig. Mittels Atom­sonden-Tomo­grafie können die Forscher an diesen beschichteten Spitzen das entstandene Material unter­suchen und zum Beispiel heraus­finden, ob es stabil ist und bei welcher Temperatur sich die einzelnen Elemente wieder trennen.

Die Atom­sonden-Tomo­grafie erlaubt es, viele Millionen Atome und deren drei­dimen­sionale Anordnung sichtbar zu machen und zwischen verschiedenen Elementen zu unter­scheiden. So hoffen die Wissen­schaftler, effizient eine große Anzahl neuer HEAs zu entdecken. Das Projekt wird von der Volkswagen-Stiftung für 18 Monate mit etwa 120.000 Euro gefördert.

RUB / RK

Weitere Infos

 

Sonderhefte

Physics' Best und Best of
Sonderausgaben

Physics' Best und Best of

Die Sonder­ausgaben präsentieren kompakt und übersichtlich neue Produkt­informationen und ihre Anwendungen und bieten für Nutzer wie Unternehmen ein zusätzliches Forum.

Jobbörse

Physik Jobbörse in Regensburg
Eine Kooperation von Wiley und der DPG

Physik Jobbörse in Regensburg

Regensburg, 18.-20.03.2025
Die Präsentationen dauern jeweils eine Stunde, am Ende der Veranstaltung ist Zeit für Q&A eingeplant.

Meist gelesen

Themen