03.07.2008

Energiebranche testet CO2-Abtrennung

Mit der sogenannten CO2-Abtrennung in Kraftwerksprozessen arbeiten die deutschen Stromriesen derzeit fieberhaft daran, ihre Steinkohle- und Braunkohlekraftwerke für den Klimaschutz fit zu machen.

- Tief in Erde versenken

Maasvlakte/Rotterdam (dpa) - Ob 1000 Meter tief unter dem Meeresgrund, in geleerten Gas- oder Erdöllagerstätten - die deutschen Kraftwerksbetreiber wollen den Klimakiller CO2 für immer versenken. Nicht in der Atmosphäre soll das gefährliche Treibhausgas künftig sein Unheil anrichten, sondern tief in der Erde eine dauerhafte Ruhestätte finden. Mit der sogenannten CO2-Abtrennung in Kraftwerksprozessen arbeiten die deutschen Stromriesen E.ON, RWE, Vattenfall und EnBW derzeit fieberhaft daran, ihre Steinkohle- und Braunkohlekraftwerke für den Klimaschutz fit zu machen.

Die Entwicklung von sauberen Kraftwerkstechnologien «ist angesichts der weltweit enormen Zahl von über 2000 Kohlekraftwerken und der gewaltigen Kohlereserven eine der größten Herausforderungen für unsere Branche», sagte E.ON-Chef Wulf Bernotat. Und er orakelt: «Wenn uns das nicht gelingt, wird Kohle aus klimapolitischen Gründen keine gesellschaftlich Akzeptanz finden». Bis zum Jahr 2020 will der größte deutsche Energiekonzern die sogenannte CCS-Technik (Carbon Capture and Storage) bis zur kommerziellen Reife vorangetrieben haben. Auch RWE und Vattenfall, die in Deutschland vor allem Braunkohle verstromen, haben sich mit CCS ähnlich Ziele gesetzt.

Auf dem Kraftwerksgelände in Maasvlakte in der Nähe von Rotterdam betreibt E.ON eine von mehreren Pilotanlagen zur CO2-Abtrennung. Anders als die Konkurrenten RWE und Vattenfall arbeitet der Konzern dabei mit dem sogenannten Post Combustion-Verfahren. Mit dieser Technik, einer Art Rauchgaswäsche, lassen sich bestehende Anlagen prinzipiell nachrüsten. Doch bis dahin ist noch ein langer Weg.

Ob diese oder andere Techniken der CO2-Abtrennung sich durchsetzen werden, ist unter Experten umstritten. Allen Verfahren ist gemein, dass sie zusätzlich Energie benötigen und damit die Wirkungsgrade verringert werden. Moderne Kohlekraftwerke kommen heute auf Wirkungsgrade von rund 45 Prozent. In wenigen Jahren soll, wie beim E.ON-Kraftwerkprojekt in Wilhelmshaven, die 50 Prozent-Marke geknackt werden. Und für die kommenden Jahre hat E.ON ein milliardenschweres Modernisierungsprogramm für bestehende Anlagen bereitgestellt.

Der von den Betreibern genannte Zeitplan 2020 bis zum kommerziellen Einsatz der CCS-Technik wird allgemein als sehr ambitioniert bezeichnet. Das Verfahren werde zudem nur dann auf dem Strommarkt eingesetzt, «wenn es wettbewerbsfähig ist mit anderen Erzeugungsoptionen», heißt es in einem Bericht aus dem Büro für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag. Klimaschonende Energieerzeugung müsse zudem ökonomisch belohnt werden.

Für die ausgegebenen EU-Klimaschutzziele, bis 2020 die CO2- Emissionen gegenüber 1990 um 20 Prozent zu verringern, werden die kohlendioxid-armen Kraftwerke ohnehin nicht mehr beitragen können. Dazu kommen sie zu spät. Umweltorganisationen wie Greenpeace oder der BUND halten die Technik ohnehin für ein Alibi oder gar ein Feigenblatt der Energieriesen, die sich nur vor machbaren Alternativen drücken wollten.

Solche Anschuldigungen weist E.ON-Chef Bernotat indes zurück und mahnt: Den Energiebedarf in absehbarer Zeit mit Solar- und Windstrom decken zu können, sei ein Irrglaube. «Wir müssen erkennen, dass wir noch viele Jahrzehnte einen breiten Energiemix brauchen: Kohle, Kernkraft und Gas werden weiterhin eine große Rolle spielen», sagt er, auch wenn der Anteil der regenerativen Energien stärker wächst. Und er blickt weiter nach vorne.

Schon 2030, ist sich Bernotat sicher, werde auf CCS-Anlagen im E.ON-Konzern ein bedeutender Anteil der Stromerzeugung entfallen. Aber ihm dräut, dass die Unternehmen in Sachen gesellschaftlicher Akzeptanz bei der Speicherung von Treibhausgas noch eine Menge Überzeugungsarbeit leisten muss. Risiken und Umweltauswirkungen bei der langfristigen Lagerung von CO2 seien in Fachkreisen noch umstritten. Und Umweltschützer befinden ohnehin: «CO2-Endlager werden zur Bürde für künftige Generationen».

Von Peter Lessmann, dpa

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