Erdatmosphäre: Erste spektrale Bestimmung der langwelligen Rückkopplung
Messreihen von Satelliten liefern zentrale Klimagröße.
Wie viel Wärmeenergie strahlt von der Erde zurück ins All? Das ist eine zentrale Klimagröße, über die der langwellige Rückkopplungsparameter Auskunft gibt. Ein Forschungsteam um Florian Römer von der Uni Hamburg hat diesen jetzt erstmals spektral bestimmt – mit Messreihen von Satelliten.
Wenn sich die Atmosphäre mit dem Klimawandel erwärmt, entsteht zusätzlicher Wasserdampf. Dieser wiederum ist selbst ein Treibhausgas, hält die Wärmestrahlung nahe der Erdoberfläche fest und lässt die Temperatur auf der Erde weiter steigen – eine sich selbst verstärkende Rückkopplung. Der Wert der Klimasensitivität zeigt in Grad Celsius an, wie empfindlich die Erde auf Treibhausgase reagiert, wenn sich das CO2 in der Atmosphäre verdoppelt. Um ihn zu berechnen, muss bekannt sein, wie Rückkopplungsprozesse auf der Erde genau ablaufen.
Solche Prozesse lassen sich mit dem langwelligen Rückkopplungsparameter berechnen. Römer und seine Kollegen konnten diesen Wert jetzt mithilfe von Satellitendaten spektral berechnet. Spektral bedeutet: Die neue Methode zeichnet erstmals ein detailliertes Bild der Rückkopplung bei verschiedenen Strahlungsfrequenzen.
„Durch die spektrale Auflösung sehen wir genau, welche Strahlungsfrequenzen wie viel zur Rückkopplung beitragen“, erläutert Römer die neue Methode. „Dadurch können wir die physikalischen Prozesse des Erdklimas sehr viel besser verstehen.“ Frühere Studien haben nur die gesamte Energie zur Berechnung des Parameters herangezogen. Dadurch gingen jedoch wertvolle Informationen verloren. Auch die Berechnung des Werts mithilfe von Klimamodellen beruhte oft auf stark vereinfachten Annahmen. Durch die neue Methode verstehen die Forscher besser, welche Prozesse die Klimasensitivität beeinflussen. Sie bestimmt, wie die Klimazukunft der Erde aussehen wird.
Römer und sein Team haben dabei auch überraschende Erkenntnisse gewonnen: Bisher gaben Klimamodelle an, dass bei Strahlungsfrequenzen, die besonders effektiv von Wasserdampf zurückgehalten werden, die Rückstrahlung ins Weltall bei einer Temperaturerhöhung konstant bleibt. Der Rückkopplungsparameter beträgt somit ungefähr Null. „Die Daten des analysierten Zeitraums zeigen: Die Strahlung nimmt leicht zu, wenn es wärmer wird“, so Römer. Klimamodelle können mit diesen Daten Schritt für Schritt immer genauer werden. „Unsere Studie zeigt, dass Satellitendaten auch auf diesem Gebiet ein sehr leistungsfähiges Instrument sind. Das ist ein großer Schritt nach vorne.“
UHH / RK
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung
F. E. Roemer et al.: Direct observation of Earth’s spectral long-wave feedback parameter, Nat. Geosci. 16, 416 (2023); DOI: 10.1038/s41561-023-01175-6 - Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit, Universität Hamburg