Erdbeobachtung per Radar
Nutzen und Potenziale von TerraSAR-X und TanDEM-X.
Die deutschen Satellitenmissionen TerraSAR-X und TanDEM-X prägen seit 2007 und 2010 die internationale Forschungslandschaft mit einzigartigen Erdbeobachtungsdaten. Wissenschaftliche Nutzer aus der ganzen Welt sind am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Oberpfaffenhofen zusammengekommen, um im Rahmen des „TerraSAR-X und TanDEM-X Science Meetings“ die aus den Daten gewonnenen Ergebnisse auszutauschen und Anforderungen an künftige Fernerkundungstechnologien zu formulieren. In etwa zweihundert Präsentationen offenbart sich vom 17. bis 20. Oktober der aktuelle Stand der Forschung – in den Bereichen Glaziologie, Hydrologie, Permafrost, Meereis, Hangrutschung, Landwirtschaft, Wald, Vulkanologie, Küsten und Ozeane, Georisiken und Methoden zur Erstellung digitaler Geländemodelle.
Abb.: TanDEM-X-Radarbild grönländischer Gletscher. (Bild: DLR)
Radarsensoren haben für die Erdbeobachtung besondere Bedeutung, da sie unabhängig vom Wetter und zu jeder Tages- oder Nachtzeit Aufnahmen liefern. Vom Weltall aus können sie große Gebiete, mehr als hundert Kilometer lang, erfassen. Die zivilen Radarsatelliten TerraSAR-X und TanDEM-X haben die Erde zudem hochgenau vermessen – entscheidend für die wissenschaftliche Verwertbarkeit der Daten. Die Satelliten befinden sich aktuell noch im Betrieb und könnten noch mehrere Jahre für die Forschung genutzt werden. „Internationale Forschungseinrichungen und Organisationen verwenden die bisherigen Daten, um beispielsweise Naturgefahren wie Erdbeben, Vulkanausbrüche und Tsunamis zu analysieren. Je genauer Einflussfaktoren und Zusammenhänge bekannt sind, umso gezielter können im Anschluss auch Strategien und Maßnahmen entwickelt werden, Krisenfällen vorzubeugen oder besser zu bewältigen“, erklärt Achim Roth vom DLR.
Der Blick aus dem All kann auch sehr genaue Auskünfte über die Veränderungen von Gletschern und Eisschilden geben. Einen wahren Datenschatz liefert hier das neue TanDEM-X-
TerraSAR-X und TanDEM-X haben mit dem erfolgreichen Betrieb der Satelliten im Formationsflug sowie der herausragenden Qualität der Daten einen Meilenstein in der Erdbeobachtung gesetzt. In Erweiterung des deutschen Radarsatellitenprogramms strebt das DLR ein Nachfolgesystem „High Resolution Wide Swath“ an, um die Kontinuität der Erdbeobachtung im bewährten X-Band Frequenzbereich sicherzustellen. Der Start von HRWS ist für 2022 geplant. Ein neuartiges Erdbeobachtungssystem erarbeitet das DLR außerdem intensiv im Rahmen des Missionsvorschlags Tandem-L.
Ziel der hochinnovativen Radarmission Tandem-L ist es, wichtige Umwelt- und Klimaparameter global und in hoher zeitlicher Auflösung zu erfassen: Alle acht Tage sollen zwei Radarsatelliten die Landmasse der Erde dreidimensional abbilden. Dadurch können dynamische Prozesse der Erde zeitgerecht und systematisch erfasst werden. Erdbebenforscher und Risikoanalysten wären in der Lage Deformationen der Erdoberfläche millimetergenau zu verfolgen. Gletscherbewegungen und Schmelzprozesse in den Polarregionen könnten regelmäßig und dadurch noch genauer ermittelt werden. Die Erdbeobachtungsdaten der drei Radarsysteme sollen sich komplementär ergänzen.
Im Vergleich zu den beiden aktuellen Missionen wird Tandem-L mit einer längeren Wellenlänge betrieben. Mit der Wellenlänge von rund 24 Zentimeter kann die Vegetation durchdrungen werden, so dass die Flächenstrukturen des Untergrunds sichtbar werden. Dank neuer Technologien und Aufnahmeverfahren, wie der polarimetrischen SAR-Interferometrie, kann auch ein Wald dreidimensional kartiert werden. Hieraus werden dann die Waldhöhen berechnet und die Biomasse indirekt abgeschätzt – auf globaler Ebene ist dies bisher nicht möglich.
DLR / RK