eRosita geht auf erste Reise
Das Röntgenteleskop wird das All mit einer viel höheren Empfindlichkeit als Rosat durchsuchen.
Heute wurde das eRosita-Röntgenteleskop, gebaut am Max-Planck-Institut für Extraterrestrische Physik, am Münchener Flughafen in ein Frachtflugzeug verladen und nach Russland transportiert. eROSITA wird voraussichtlich am 25. Januar bei der Firma Lavochkin im Moskauer Vorort Khimki ankommen und in den kommenden Monaten zur Vorbereitung auf den Raketenstart weiter getestet und mit der Raumfähre SRG integriert. Sobald es dann 2018 an seinem Beobachtungspunkt, etwa 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt, angelangt ist, wird eRosita eine hochempfindliche Durchmusterung des gesamten Himmels im Röntgenlicht durchführen.
Abb.: Nach einer Entwicklungs- und Bauzeit von rund zehn Jahren ist das eRosita-Röntgenteleskop komplett: es besteht aus sieben Spiegelmodulen mit je 54 Spiegelschalen und sieben Spezialkameras. (Bild: MPE)
„Es ist sehr spannend, eRosita nach so vielen Jahren der intensiven Entwicklung und Integration jetzt auf den Weg zu bringen“, sagt Peter Predehl, Projektleiter am Max-Planck-Institut für Extraterrestrische Physik MPE. „Seit dem offiziellen Start des Projekts 2007 haben mehr als hundert Personen an den verschiedenen Komponenten gearbeitet. Viele davon mussten ganz neu entwickelt werden, um sie exakt auf unsere wissenschaftlichen Bedürfnisse und die sehr unwirtliche Umgebung im All anzupassen. Es ist wahrscheinlich eines der größten Projekte, das unser Institut jemals in Angriff genommen hat, und sich wird hoffentlich als würdiger Nachfolger von Rosat erweisen.“eRosita wird 25-mal empfindlicher sein als das Rosat Röntgenteleskop, das ebenfalls unter der wissenschaftlichen Leitung des MPE gebaut wurde und in den 1990er Jahren die erste tiefe Himmelsdurchmusterung bei Röntgenstrahlen durchführte.
Das Röntgen-Weltraumteleskop eRosita besteht aus sieben identischen Spiegelmodulen mit jeweils 54 verschachtelten, vergoldeten Spiegeln, die sehr präzise gefertigt wurden, um die hochenergetischen Photonen zu sammeln und an die für Röntgenstrahlung empfindlichen Kameras weiterzuleiten, die im Fokus eines jeden Spiegelmoduls platziert sind. Diese Kameras wurden ebenfalls am MPE entwickelt und maßgeschneidert. Insbesondere wurden sie mit speziellen Röntgen-CCDs aus hochreinem Silizium ausgestattet. Für maximale Leistung müssen diese Kameras mit einem komplexen Rohrsystem auf -90 °C gekühlt werden.
„Mit seiner viel höheren Empfindlichkeit als bei früheren Himmelsdurchmusterungen wird eRosita eine Vielzahl neuer Röntgenquellen entdecken“, so Andrea Merloni, Projektwissenschaftler für eRosita. Nicht nur die Verteilung von Galaxienhaufen wird eRosita untersuchen und laut den Erwartungen mehr als 100.000 dieser extrem massereichen Objekte im Universum finden. Sondern das Teleskop soll auch Millionen aktive Schwarze Löcher in den Zentren von Galaxien aufspüren, sowie seltene Objekte in der Milchstraße, wie isolierte Neutronensterne. Diese Himmelsdurchmusterung liefert damit neue Einblicke in ein breites Spektrum energiereicher astrophysikalischer Phänomene und entdeckt vielleicht sogar völlig neue Phänomene. Auch neue Hinweise auf die Dunkle Energie, die die beschleunigte Expansion des Universums antreibt, erwarten die Forscher.
Nach der Endmontage reiste eRosita zunächst 30 Kilometer vom MPE zur IABG in Ottobrunn für die letzten Tests auf deutschen Boden, anschließend weitere 50 Kilometer zum Münchner Flughafen und nun rund 2300 Kilometer nach Khimki und zur Firma Lavochkin. Dort wird es mit der Raumfähre Spectrum-Roentgen-Gamma (SRG) integriert, die auch das russische Teleskop ART-XC ins All bringt. Beide Instrumente werden nach einer weiteren Reise von rund 2600 Kilometern mit einer Proton-Rakete vom russischen Startplatz Baikonur in Kasachstan gestartet. Damit verlässt eRosita die Erde und fliegt rund 1,5 Millionen Kilometer bis es auf eine Umlaufbahn um den zweiten Lagrange-Punkt (L2) des Sonne-Erdsystems einschwenkt. Dort wird eRosita über einen Zeitraum von vier Jahren insgesamt acht Scans des gesamten Himmels durchführen.
MPE / JOL