20.01.2017

eRosita geht auf erste Reise

Das Röntgenteleskop wird das All mit einer viel höheren Empfindlichkeit als Rosat durchsuchen.

Heute wurde das eRosita-Röntgen­teleskop, gebaut am Max-Planck-Institut für Extra­terres­trische Physik, am Münchener Flug­hafen in ein Fracht­flugzeug verladen und nach Russland trans­portiert. eROSITA wird voraus­sichtlich am 25. Januar bei der Firma Lavochkin im Moskauer Vorort Khimki ankommen und in den kommenden Monaten zur Vorbe­reitung auf den Raketen­start weiter getestet und mit der Raumfähre SRG integriert. Sobald es dann 2018 an seinem Beobachtungs­punkt, etwa 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt, angelangt ist, wird eRosita eine hoch­empfindliche Durch­musterung des gesamten Himmels im Röntgen­licht durch­führen.

Abb.: Nach einer Entwicklungs- und Bauzeit von rund zehn Jahren ist das eRosita-Röntgenteleskop komplett: es besteht aus sieben Spiegelmodulen mit je 54 Spiegelschalen und sieben Spezialkameras. (Bild: MPE)

„Es ist sehr spannend, eRosita nach so vielen Jahren der inten­siven Entwick­lung und Inte­gration jetzt auf den Weg zu bringen“, sagt Peter Predehl, Projekt­leiter am Max-Planck-Institut für Extra­terres­trische Physik MPE. „Seit dem offi­ziellen Start des Projekts 2007 haben mehr als hundert Personen an den ver­schiedenen Kompo­nenten gearbeitet. Viele davon mussten ganz neu entwickelt werden, um sie exakt auf unsere wissen­schaftlichen Bedürfnisse und die sehr unwirt­liche Umgebung im All anzupassen. Es ist wahr­scheinlich eines der größten Projekte, das unser Institut jemals in Angriff genommen hat, und sich wird hoffent­lich als würdiger Nachfolger von Rosat erweisen.“eRosita wird 25-mal empfind­licher sein als das Rosat Röntgen­teleskop, das ebenfalls unter der wissen­schaftlichen Leitung des MPE gebaut wurde und in den 1990er Jahren die erste tiefe Himmels­durchmus­terung bei Röntgen­strahlen durch­führte.

Das Röntgen-Weltraum­teleskop eRosita besteht aus sieben iden­tischen Spiegel­modulen mit jeweils 54 verschach­telten, vergol­deten Spiegeln, die sehr präzise gefertigt wurden, um die hoch­energe­tischen Photonen zu sammeln und an die für Röntgen­strahlung empfind­lichen Kameras weiter­zuleiten, die im Fokus eines jeden Spiegel­moduls platziert sind. Diese Kameras wurden ebenfalls am MPE entwickelt und maßge­schneidert. Ins­besondere wurden sie mit speziellen Röntgen-CCDs aus hoch­reinem Silizium ausge­stattet. Für maximale Leistung müssen diese Kameras mit einem komplexen Rohr­system auf -90 °C gekühlt werden.

„Mit seiner viel höheren Empfind­lichkeit als bei früheren Himmels­durchmus­terungen wird eRosita eine Vielzahl neuer Röntgen­quellen entdecken“, so Andrea Merloni, Projekt­wissen­schaftler für eRosita. Nicht nur die Verteilung von Galaxien­haufen wird eRosita unter­suchen und laut den Erwar­tungen mehr als 100.000 dieser extrem masse­reichen Objekte im Universum finden. Sondern das Teleskop soll auch Millionen aktive Schwarze Löcher in den Zentren von Galaxien aufspüren, sowie seltene Objekte in der Milch­straße, wie isolierte Neutronen­sterne. Diese Himmels­durch­musterung liefert damit neue Einblicke in ein breites Spektrum energie­reicher astro­physika­lischer Phänomene und entdeckt vielleicht sogar völlig neue Phänomene. Auch neue Hinweise auf die Dunkle Energie, die die beschleunigte Expansion des Universums antreibt, erwarten die Forscher.

Nach der Endmontage reiste eRosita zunächst 30 Kilometer vom MPE zur IABG in Ottobrunn für die letzten Tests auf deutschen Boden, an­schließend weitere 50 Kilometer zum Münchner Flug­hafen und nun rund 2300 Kilo­meter nach Khimki und zur Firma Lavochkin. Dort wird es mit der Raumfähre Spectrum-Roentgen-Gamma (SRG) integriert, die auch das rus­sische Teleskop ART-XC ins All bringt. Beide Instru­mente werden nach einer weiteren Reise von rund 2600 Kilometern mit einer Proton-Rakete vom rus­sischen Startplatz Baikonur in Ka­sachstan gestartet. Damit verlässt eRosita die Erde und fliegt rund 1,5 Millionen Kilometer bis es auf eine Umlauf­bahn um den zweiten Lagrange-Punkt (L2) des Sonne-Erd­systems einschwenkt. Dort wird eRosita über einen Zeitraum von vier Jahren insgesamt acht Scans des gesamten Himmels durch­führen.

MPE / JOL

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