Erstes erfolgreiches Experiment am SwissFEL
Zusammenspiel der Einzelkomponenten der hochkomplexen Anlage optimiert.
Wenn gleich das erste Experiment an einer neuen Großforschungsanlage gelingt, gönnt man den Forschern ihre Freude. So ist es Ende November am neuen Freie-
Abb.: Die SwissFEL-Projektleiter Hans Braun (l.) und Luc Patthey vor der Experimentierstation, an der das Experiment stattgefunden hat. (Bild: M. Dzambegovic, PSI)
Titanpentoxid ist ein möglicher Kandidat für elektronische Bauteile der Zukunft. Zum Beispiel für wiederbeschreibbare Datenspeicher mit hoher Schreibdichte. Die Nanokristalle aus Titanpentoxid lassen sich mit geeigneten Laserpulsen gezielt zwischen zwei Zuständen – elektrisch leitend oder elektrisch halbleitend – verändern. Genau diesen herbeigeführten Übergang untersuchten die Wissenschaftler im ersten Experiment mit den hochenergetischen Röntgenlichtpulsen des SwissFEL.
Dieses und weitere Pilotexperimente dienen auch dazu, den Betrieb der gesamten Anlage immer wieder zu optimieren, bevor im Januar 2019 der reguläre Nutzerbetrieb am SwissFEL starten wird. „Nach vielen Jahren der Planung und des Aufbaus kennen wir alle Teile des 740 Meter langen SwissFEL in- und auswendig“, sagt Luc Patthey, Projektleiter für Photonik am SwissFEL. „Mit dem ersten Experiment mussten die Teile erstmals wie in einem gigantischen Puzzle auch im Zusammenspiel funktionieren und ineinandergreifen. Es ist schön zu sehen, dass das gelungen ist. Denn das Ziel ist klar: Ab Ende 2018 wollen wir den Nutzern des SwissFEL eine Forschungsplattform von internationalem Rang zur Verfügung stellen, die mit Schweizer Präzision und Zuverlässigkeit funktioniert.“
Der SwissFEL wurde vor einem Jahr – im Dezember 2016 – offiziell eingeweiht. Seither wurden nach und nach alle Komponenten in Betrieb genommen und deren Einstellung optimiert. Parallel dazu wurden die Experimentierstationen aufgebaut. An einer davon fand das erste Experiment statt. Insgesamt sind drei Phasen von Pilotexperimenten geplant, die sich bis Ende 2018 erstrecken. „Parallel zu den Pilotexperimenten wird die Energie und Leistung des SwissFEL erhöht“, erklärt Hans Braun, Projektleiter für den Beschleuniger am SwissFEL. „Bis Sommer 2018 werden wir auch dieses Ziel erreicht haben.“
Der SwissFEL erzeugt kurze Pulse von Röntgenlicht mit Lasereigenschaften. Mit diesen Lichtpulsen lassen sich extrem schnelle Vorgänge verfolgen, darunter die Entstehung neuer Moleküle bei chemischen Reaktionen, die detaillierte, sich verändernde Struktur lebenswichtiger Proteine oder der genaue Aufbau von Materialien. Die Forscher werden am SwissFEL Einblicke gewinnen, wie sie mit bislang verfügbaren Methoden nicht möglich sind. Die Erkenntnisse werden unser Verständnis der Natur erweitern und zu praktischen Anwendungen führen wie etwa neuen Medikamenten, effizienteren Prozessen in der chemischen Industrie oder neuen Materialien in der Elektronik. Wie die anderen Großforschungsanlagen des PSI wird auch der SwissFEL für externe Forscher zugänglich sein, wobei die Bedürfnisse der Schweizer Hochschulen und der Industrie schon bei der Planung besonders berücksichtigt wurden. Weltweit sind nur vier vergleichbare Anlagen in Betrieb.
PS / RK