Fachkräfte gesucht?
Eine Studie untersucht die Entwicklung des Fachkräfteangebots für die sog. MINT-Berufe.
Gut ausgebildete und hoch qualifizierte Fachkräfte sind eine wichtige Voraussetzung für die technologische Leistungsfähigkeit eines Landes. Wie es damit in Deutschland bestellt ist, hat das Konsortium "Bildungsindikatoren und technologische Leistungsfähigkeit" nun in seinem vierten Bericht untersucht, der gerade veröffentlicht wurde. Der Bericht beleuchtet die Entwicklung der Studierenden sowie berufliche Ausbildungswege im sog. MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). "Wir sehen in diesem Bereich ermutigende Entwicklungen, es bleibt aber noch viel zu tun", meint Michael Leszczensky, Geschäftsführender Leiter des HIS-Instituts für Hochschulforschung, das an dem Bericht mitgearbeitet hat.
Insgesamt ist die Studienanfängerquote in den letzten Jahren gestiegen und lag 2010 bei 46 Prozent. Damit erreichte sie hierzulande ihren bisherigen Höchstwert. International weist Deutschland allerdings weiterhin eine vergleichsweise niedrige Studienanfängerquote auf.
In der Physik hat die Zahl der Anfänger ebenfalls zugenommen. 2011 knackte die Anfängerzahl sogar die Rekordmarke von 10 000 neuen Physikstudierenden, wie René Matzdorf, Vorsitzender der Konferenz der Fachbereiche Physik, in der kommenden August/Septemberausgabe des Physik Journals berichtet. Im Vergleich zu anderen Fächern hat der Zuspruch zu Physik und Astronomie aber in den letzten Jahren eher abgenommen. 1992 entschieden sich noch 1,8 Prozent aller Studienanfänger dafür, 2009 waren es nur noch 1,4 Prozent. Deutlich zeigt sich, dass die Physik nach wie vor eine Männerdomäne ist, denn 2,1 Prozent der Männer wählten dieses Fach, aber nur 0,6 Prozent der Frauen. Der Frauenanteil in den MINT-Fächern wird als ein wichtiger Indikator für die technologische Leistungsfähigkeit und das Angebot an Fachkräften gewertet. Ist er sehr niedrig, bedeutet das ein ungenutztes Potenzial.
Für die Nachfrage nach Fachkräften aus den Naturwissenschaften berechnet die Studie ausgehend von einem Fachkräfteüberhang im Jahr 2005 eine Verknappung des Angebots in den für die technologische Leistungsfähigkeit zentralen Berufsfeldern bis 2025. Angesichts der Bedeutung der MINT-Fachkräfte sowie der künftig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt empfiehlt der Bericht weitere Maßnahmen, um die Auslastung der entsprechenden Studiengänge zu steigern. Insgesamt sei die Auslastung zwischen 2002 und 2008 von 86 auf 96 Prozent gestiegen. In der Physik betrug sie 2008 jedoch trotz Zuwachs nur 76 Prozent. Hier wären laut dem Bericht also noch Kapazitäten frei. Allerdings hatte der Wissenschaftsrat bereits 2008 darauf hingewiesen, dass es nicht reiche, allein die Anzahl der Studierenden zu erhöhen, sondern dass auch Mittel nötig seien, um die Qualität der Lehre zu verbessern.
Anja Hauck/Physik Journal