Fairer Klimaschutz senkt Kosten
Bei fair verteilten Klimaschutz-Maßnahmen in der Europäischen Union werden deutsche Verbraucher und Wirtschaft nach Experten-Berechnungen Milliarden-Kosten einsparen.
Fairer Klimaschutz senkt Kosten
Berlin (dpa) - Bei fair verteilten Klimaschutz-Maßnahmen in der Europäischen Union werden deutsche Verbraucher und Wirtschaft nach Experten-Berechnungen Milliarden-Kosten einsparen. Die Aufwendungen für den sparsamen Umgang mit Strom, Wärme und Sprit dürften je nach Verteilung in der EU und je nach Energiesparmaßnahmen bis 2020 in Deutschland zwischen 1,9 und 5,7 Milliarden Euro pro Jahr ausmachen, berichtete das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) am Mittwoch in Berlin. Voraussetzung für den niedrigeren Wert sei jedoch, dass die effizientesten Einspartechniken zur Verringerung des Kohlendioxid-Ausstoßes verwendet würden. Andernfalls könnte sich die Belastung der Volkswirtschaft auf 5,7 Milliarden Euro verdreifachen.
Fair verteilt sind laut DIW die Maßnahmen und Kosten der 27 EU-Mitgliedstaaten dann, wenn berücksichtigt wird, welche Länder nach dem bisher praktizierten Kyoto-Protokoll in welchem Umfang zur Verringerung der Klimagase beigetragen haben. Während die EU sich danach zu einer Verringerung um 8 Prozent von 1990 bis 2012 verpflichtete, liegt die Marke für das Industrieland Deutschland bei 21 Prozent. Davon sind laut Bundesregierung bisher bereits etwa 19 Prozentpunkte erfüllt. Auch wenn sich mit dem Wirtschaftswachstum seit 2006 der CO2-Anteil wieder erhöhe, müsse Deutschland bei fairer Verteilung seine Klimagase von jetzt bis 2020 nur noch um etwa 12 Prozentpunkte verringern, meint das DIW. Dies entspreche einem CO2-Rückgang von insgesamt 31 Prozent.
Die EU hat bisher nur grobe Ziele vorgegeben wie die CO2-Verringerung von 1990 bis 2020 um im Schnitt 20 Prozent. 30 Prozent sollen es sein, wenn es mit anderen Staaten wie den USA zu weitergehenden Klimaschutz-Verhandlungen kommt. Um weitere Festlegungen geht es beim G8-Gipfel Anfang Juni in Heiligendamm und bei weiteren Verhandlungen Anfang Dezember in Bali (Indonesien).
Anders als Deutschland seien EU-Staaten wie Spanien «weit entfernt» von ihren Emissionszielen, heißt es in dem DIW-Bericht. «Spanien dürfte das Ziel (2012) um 27,4 Prozent verfehlen. Italien wird sein Ziel nur unter Berücksichtigung von zusätzlichen Maßnahmen ... erreichen.» Großbritannien habe es geschafft, die Emissionen deutlich zu verringern und werde sein Ziel voraussichtlich übererfüllen.
Zur Steigerung der Effizienz zählt das Institut verbesserte Gebäude-Isolierungen, den Rückgang von Stromverlusten wie durch stand-by-Schaltungen bei Elektrogeräten sowie einen wirkungsvolleren Einsatz von Auto-Motoren und Kraftstoffen. Nötig neben dem Ausbau erneuerbarer Energien seien auch eine C02-bezogene Kfz-Steuer (statt Hubraum), Aufforstungsprogramme und ökologischen Landbau.
Nach den am Wochenende in Washington von EU und USA erzielten Annäherungen bei der Bekämpfung des Klimawandels setzt die Bundesregierung auf weitere konkrete Schritte Washingtons. So sei neben Energiespartechnologien weiterhin über den Emissionshandel mit Kohlendioxid-Zertifikaten zu sprechen, sagte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm. Das sei aber kein einfaches Thema, das man nur bei einer Konferenz erreichen kann, sondern «ein dickes (schwer zu bohrendes) Brett», sagte Wilhelm. Dieses Thema und andere Klimafragen, die beim G8-Gipfel eine Rolle spielen sollen, wollen die Gipfel-Beauftragten an diesem Freitag in Berlin mit ihren Kollegen aus den fünf Schwellenländern China, Indien, Brasilien, Mexiko und Südafrika besprechen.
Weitere Infos:
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Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW):
http://www.diw.de