Falten glätten mit Infrarotstrahlung
Smartes Material absorbiert Strahlung und verändert dadurch seine Oberflächenstruktur.
Intelligente Werkstoffe sollen ohne Regelung von außen auf veränderte Umweltbedingungen reagieren. Forscher der Universität Schanghai haben jetzt ein neuartiges Material entwickelt, das auf Infrarotstrahlung reagiert, indem es seine Oberflächenstruktur verändert. So lassen sich nicht nur optischen Eigenschaften wie der Transmissionsgrad einstellen, was letztendlich zu smarten Displays oder dynamischen Beugungsgittern führen könnte. Auch Anwendungen in der Elektronik in Form lichtempfindlicher Widerstände scheinen möglich.
Abb.: Schematische Darstellung der reversiblen Veränderung der Oberflächenstruktur durch Infrarotbestrahlung (oben). Atomkraftmikroskopieaufnahme der Oberfläche mit und ohne Falten (unten; Bild: F. Li et al. / AAAS)
Als Ausgangsmaterial diente den Forschern ein transparentes Elastomer, das sie mit einer geringen Menge einwandiger Kohlenstoffnanoröhrchen versetzten, die auftreffende Infrarotstrahlung effektiv absorbieren und in Wärme umwandeln. Während das reine Elastomer durch Bestrahlung kaum erhitzt werden kann, führte die Beimengung der Röhrchen dazu, dass sich das Material nach dreiminütiger Bestrahlung bei einer Wellenlänge von 808 Nanometern und einer Intensität von 1,5 Watt pro Quandratzentimeter von Raumtemperatur auf über hundert Grad Celsius erhitzt und sich entsprechend ausdehnt.
Auf ein solches Substrat brachten die Forscher mittels Spincoating eine dünne Schicht eines anderen Polymers auf, das sowohl steifer war, als auch einen anderen thermischen Ausdehnungskoeffizienten hatte. So entstand an der Oberfläche eine Struktur aus einigen Mikrometer breiten und etwa einen halben Mikrometer hohen Falten, die sich durch Bestrahlung wieder glätten ließen: Erwärmte sich das Substrat aufgrund der Strahlung, dehnte es sich aus und spannte die obere Schicht zu einer glatten Fläche. Wurde die Strahlung ausgeschaltet, kühlte das Material ab und die Falten kamen wieder zum Vorschein. Dieser Prozess konnte über tausendmal wiederholt werden, ohne die charakteristische Morphologie der Falten zu zerstören.
Als Beschichtung kamen dabei unterschiedliche Polymere zum Einsatz. So ließ eine 122 Nanometer dicke Schicht eines Copolymers Falten entstehen, die schon nach zwanzigsekündiger Bestrahlung und einer Ausdehnung des Substrats um 0,6 Prozent wieder verschwanden. Aufgrund der geringen Wärmeleitfähigkeit des Materials dauerte die Wiederherstellung der Faltenstruktur nach Abschalten der Strahlungsquelle dagegen etwa dreißig Sekunden.
Um hierarchisch strukturierte Oberflächen zu generieren, die Bereiche mit reversiblen Falten aufwiesen und daneben solche, die immer glatt blieben, nutzten die Forscher für die Beschichtung PAN, ein Copolymer, dessen Elastizitätsmodul sie mittels ultravioletter Strahlung beeinflussen konnten. PAN bildet unter Bestrahlung mit einer Wellenlänge von 365 Nanometern Crosslinks und wird dadurch steif, während Strahlung mit 254 Nanometern den Effekt rückgängig macht und das Material wieder weich werden lässt.
Zunächst wurde eine 180 Nanometer dicke Schicht PAN auf das Substrat aufgebracht und anschließend bei einer Temperatur von achtzig Grad Celsius für vierzig Minuten mit 365 Nanometer-
In ihrer Studie präsentieren die Forscher auch einige Beispiele für mögliche Anwendung ihrer smarten Oberflächen. So zeigen sie zum Beispiel, dass eine gleichmäßig mit Falten durchsetzte Oberfläche als Transmissionsbeugungsgitter verwendet werden kann, das bei Bestrahlung mit grünem Laserlicht eindeutige Beugungsmuster in Form konzentrischer Kreise auf einem Schirm erzeugte. Den Wissenschaftlern zufolge handelt es sich dabei um die erste bekannte Realisierung eines mit Infrarotlicht gesteuerten Beugungsgitters. Da auch der Transmissionsgrad des Materials leicht vom Zustand der Oberfläche abhängt, könnte es darüber hinaus auch als schaltbares optisches Fenster eingesetzt werden.
Indem sie die Oberfläche mit PAN beschichteten und durch verschiedene Masken in Form von Buchstaben mit UV-
Thomas Brandstetter
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RK