Farbdruck ohne Farbstoffe
Die Farbreflexion photonischer Metaoberflächen lässt sich per Laser kontrolliert verändern.
Einige Schmetterlinge brauchen keine Farbpigmente, um ihre Flügel in bunten Farben schillern zu lassen. Filigrane, mit Rillen durchzogene Schuppenstrukturen absorbieren ein Großteils des Sonnenlichts und reflektieren etwa nur blaues Licht. Dieses Phänomen nutzte nun eine dänische Forschergruppe, um bunte Bilder ganz ohne Farbstoffe allein über filigrane Nanostrukturen herzustellen. Diese Technologie könnte für fälschungssichere Farbetiketten, neuartige Farbdisplays oder auch zur optischen Datenspeicherung genutzt werden.
Abb.: Portraitserie von Niels Bohr – Diese Farbbilder bestehen aus filigranen, per Laser geformten Nanostrukturen und kommen ohne jedes Pigment aus. Jedes Bild mit bis zu 127.000 Bildpunkten pro Zoll (dpi) ist bisher nur wenige Dutzend Mikrometer groß. (Bild: DTU)
Xiaolong Zhu und seine Kollegen von der Technischen Universität Dänemarks in Kongens Lyngby entwickelten eine nachträglich veränderbare Fläche für solche Strukturfarben. Im Vergleich zu Farbpigmenten hängen die dauerhaften Farbeffekte vom Material und der Geometrie filigraner Schichten ab. Als Träger der bunten Bilder pressten die Wissenschafler tausende bis zu 90 Nanometer breite Säulen in einen transparenten, flexiblen Kunststoff, der sich nach der Strukturierung unter UV-Licht aushärten ließ (Ormocomp). Der Abstand zwischen den symmetrisch angeordneten Nanosäulen auf dieser Metaoberfläche betrug nur 200 Nanometer. Auf die Säulen deponierten sie mit einem Elektronenstrahl-Verdampfer eine 35 Nanometer dünne Schicht aus dem Halbleiter Germanium, das einen sehr hohen Brechnungsindex aufweist.
Abhängig von der Struktur der Nanosäulen und Dicke der Germaniumschicht veränderte sich das Absorbtionsverhalten für Licht. Über vielfache Totalreflexionen konnte ein Großteil des Lichtspektrums absorbiert werden, so dass nur noch Licht in einem schmalen Wellenlängenbereich reflektiert wurde. Um nun in diesen Rohling zahlreiche Bildpunkte verschiedener Farben quasi drucken zu können, nutzten die Forscher einen stark fokussierten Laserstrahl mit einer Energie von bis zu 1,8 Mikrojoule. Der Laserfokus ließ sich mit einem ausgeklügelten Rasterverfahren bis auf wenige Dutzende Nanometer zielgenau verschieben.
Bei einer Belichtungsdauer von etwa einer Nanoekunde konnte das Nanosäulen-Areal partiell bis auf 1200 Kelvin aufgeheizt werden. Dabei schmolzen die anvisierten Nanosäulen und es formten sich kontrolliert neue Strukturen. Abhängig von ihrer Form veränderte sich das Absorptionsspektrum über multiple Totalreflexionen. Nach dieser Strukturierung reflektierten die Nanosäulen wahlweise blaues, rotes oder gelbes Licht. Mit diesem Verfahren schufen Zhu und Kollegen zahlreiche farbige Bilder von einer Reproduktion der Mona Lisa über das Portrait des dänischen Physikers Niels Bohr bis zum Abbild des Colosseums in Rom.
Abb.: Strukturfarbbilder aus photonischen Metaoberflächen von einigen Baumonumenten. (Bild: DTU)
Bemerkenswert ist die enorme Auflösung dieser Strukturfarbbilder von bis zu 127.000 Bildpunkten pro Zoll (dpi). Allerdings waren die Kunstwerke ausgesprochen klein mit Kantenlängen von 35 bis 50 Mikrometern. So ließ sich die Farbenpracht ausschließlich unter dem Mikroskop bewundern. Einzig die Farbe grün konnten Zhu und Kollegen mit dieser Technik bisher nicht realisieren. Doch die Forscher hoffen, auch diese Lücke mit anderen dielektrischen Materialien stopfen zu können.
In Zukunft hält Zhu auch intensivere und kontrastreichere Farben und deutlich größere Bildformate für möglich. Anwendungen dieser pigmentfreien Strukturfarben sieht er in niemals ausbleichenden Außenplakaten, Tapeten oder farbigen Schichten für Autokarossen. Doch auch fälschungssichere Etiketten und neue Ansätze für eine optische Speicherung digitaler Daten könnten mit den Strukturfarben nach dem Vorbild von Schmetterlingsflügeln oder auch den blau-grün schimmernden Pfauenfedern entwickelt werden.
Jan Oliver Löfken
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