Feshbach-Resonanzen zwischen einzelnem Ion und ultrakalten Atomen
Experimente zeigen Möglichkeiten zur Kontrolle quantenmechanischer Eigenschaften des Wellen-Teilchen-Dualismus.
Einem Team der Universitäten Freiburg, Warschau und Hannover ist es gelungen, magnetische Feshbach-Resonanzen zwischen einem einzelnen Barium-Ion und Lithium-Atomen in der Nähe des absoluten Nullpunkts der Temperatur zu demonstrieren. Wie die Forscher dabei feststellten, lässt sich die Ausdehnung des Ions und der Atome dabei je nach Stärke des äußeren Magnetfelds steuern.
„Bei diesen ultrakalten Temperaturen offenbaren die Zusammenstöße zwischen Teilchen ihre quantenmechanische Natur“, erklärt Tobias Schätz von der Uni Freiburg. „Unsere Forschung hat gezeigt: Wir lernen etwas besser, welche Möglichkeiten es gibt, die quantenmechanischen Eigenschaften des Wellen-Teilchen-Dualismus zu kontrollieren.“
In der klassischen Physik verlangsamt sich die Molekülbildung von Atomen und Ionen üblicherweise mit abnehmender Temperatur, bis es schließlich so kalt wird, dass die einzelnen Teilchen stillstehen und es zu keiner Kollision beziehungsweise Reaktion mehr kommen kann. Die Gesetze der Quantenphysik prognostizieren jedoch, dass bei ultraniedrigen Temperaturen nicht die klassischen Gesetze, sondern Quanteneffekte dominieren und das Aufeinandertreffen von Atomen und Ionen plötzlich anderen Regeln folgt.
Im Quantenbereich, in dem der Welle-Teilchen-Dualismus vorherrscht, führt eine ultrakalte Temperatur – kurz über dem absoluten Nullpunkt bei -273,15 Grad Celsius – wieder zu einer Erhöhung der Kollisionsraten. Der Grund: Die Teilchen können nicht mehr als kollidierende Kugeln beschrieben werden, sondern als Wellenpakete, die sich überlagern und damit verstärken oder aufheben können. Durch die Überlagerung der Wellen kommen Resonanzen zustande, die das Team untersucht hat.
„Wir fanden unter anderem Feshbach-Resonanzen zwischen Barium-Ionen und Lithium-Atomen, indem wir ihre Wechselwirkungsprozesse mit Hilfe eines Magnetfelds steuerten“, so Schätz. Feshbach-Resonanzen wurden bisher bereits bei der Kollision langsamer Atome demonstriert. Der Forschergruppe gelang das jetzt aber auch in einem völlig neuen Regime einer erheblich stärkeren Wechselwirkung, die durch die Ladung des Ions vorherrscht. Neben den Magnetfeldern nutzten die Wissenschaftler in ihrem Labor Ultrahochvakuum und Käfige aus Licht, um die lasergekühlten Atome und Ionen zu isolieren.
„Grundlagenforschung zur Quantenmechanik verlässt nun zunehmend das Labor und nimmt Einzug in Anwendungen“, so Schätz. „Durch das Studieren der Effekte unter idealisierten Bedingungen im Labor können wir diese besser verstehen und kontrolliert breitbandig nutzen – von Neugier getrieben und von der Perspektive der Steuerung und Effizienzerhöhung chemischer Reaktionen, bis hin zu neuen Wegen für den Ladungsfluss in Festkörpern.“
ALU / RK
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung
P. Weckesser et al.: Observation of Feshbach resonances between a single ion and ultracold atoms, Nature 600, 429 (2021); DOI: 10.1038/s41586-021-04112-y - Experimentelle Atom-, Molekül- und optische Physik (T. Schätz), Physikalisches Institut, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg