Flache Metalinsen fokussieren sichtbares Licht
Areal mit Nanoflossen aus Titandioxid erreicht sehr hohe Auflösung und könnte zu extrem flachen und günstigen Linsen führen.
Tarnkappen aus Metamaterialien mit ihren streng symmetrisch aufgebauten Nano- und Mikrostrukturen gibt es bereits für weite Spektralbereiche. Weniger Aufmerksamkeit erregten bislang die für Anwendungen viel relevanteren Linsen, die sich ebenfalls aus Metamaterialien konzipieren lassen. Das könnte sich mit einer Entwicklung der Harvard University in Cambridge ändern. Die Arbeitsgruppe um Federico Capasso fertigte nun mehrere extrem flache Metalinsen aus Titandioxid-
Abb.: SEM-Aufnahme einer Metalinse aus einem Areal aus Titandioxid-Nanoflossen (Bild: F. Capasso, Harvard University)
„Unsere Metalinse besteht aus einem Areal winziger Wellenleiter, das Lichtwellen effizient beugen kann“, sagt Capasso. Zusammen mit seinen Kollegen nutzte er lithographische Methoden, um Metalinsen aus unterschiedlich dimensionierten Arealen aus Titandioxid-
Die Dimensionen der Nanoflossen passten die Wissenschaftler – basierend auf vorhergehenden Computersimulationen – an verschiedene Wellenlängen (405, 532, 660 Nanometer) an. Mit einer Höhe von etwa 600 Nanometern variierten die Kantenlängen der Nanoflossen zwischen 40 und 410 Nanometern. Dabei achteten sie auf einen gleichmäßigen Abstand von etwa 200 Nanometern. Darauf bestimmten sie die optischen Eigenschaften dieser Prototypen.
Die fertigen Metalinsen, alle mit einigen Mikrometern sehr viel dünner als ein Blatt Papier, zeigten eine hohe Transparenz. Einfallende Lichtwellen wurden wie gewünscht stark gebeugt. Die numerische Apertur der Linsen bestimmten Capasso und Kollegen auf einen sehr hohen Wert von NA=0,8. Damit ließ sich blaues Licht mit der optimierten Nanoflossen-
Abb.: Eine Metalinse aus einem Areal aus Titandioxid-Nanoflossen bündelt sichtbares Licht in einem bis zu 280 Nanometer (FHWM) schmalen Fokus. (künstler. Illustration; Bild P. Allen / Harvard Paulson School)
Diese vielversprechenden Ergebnisse stießen bei anderen Forschergruppen bereits auf großes Interesse. „Diese Metalinsen für den sichtbaren Bereich genügen sehr hohen Anforderungen, die mit herkömmlichen Linsen schwer zu erreichen sind“, sagt Vladimir M. Shalaev von der Purdue University, der nicht an der Entwicklung beteiligt war. Bisher sind die Metalinsen auf einen jeweils engen Spektralbereich optimiert. Doch ist es nicht ausgeschlossen, schon bald Metalinsen zu entwickeln, die nicht nur für einzelne Lichtfarben, sondern für ein möglichst breites Spektrum eine starke Fokussierung zeigen.
Im Vergleich zu komplexen Systemen aus Glas- oder Kunststofflinsen sticht der einfache Herstellungsprozess – aufbauend auf ausgereifte Lithographie-
Metalinsen könnten so nicht nur zu günstigeren und zugleich hochauflösenden Lichtmikroskopen führen. Auch für die in Smartphones und Tablets integrierten Kameras ließen sich sich nutzen. Der Vorteil liegt neben niedrigeren Produktionskosten in einem deutlich geringeren Platzbedarf bei vergleichbaren optischen Eigenschaften. So könnten diese Linsen zu ersten wirtschaftlich relevanten Anwendungen von dielektrischen Metamaterialien führen, lange bevor sich tatsächlich nutzbare Tarnkappen für den sichtbaren Spektralbereich entwickeln lassen.
Jan Oliver Löfken
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