Flashmobs für die Sterne
Am morgigen „Super-π-Tag“, 14. März, sind Citizen-Scientists in Berlin und Mannheim aufgerufen, den Nachthimmel zu vermessen.
Start der Flashmobs ist 21:15 Uhr. Dann heißt es anlässlich des UNESCO Year of Light gemeinsam mit anderen Gruppen in aller Welt Sternezählen von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang. In Berlin treffen sich Teilnehmer im Park am Gleisdreieck hinter dem Technikmuseum, Möckernstraße, 10965 Berlin. Treffpunkt in Mannheim ist die Bunsenstraße, Nähe ICE-Brücke, 68169 Mannheim.
Abb.: Im Zuge der Weiterentwicklung der App berücksichtigten Christopher Kyba und sein Team auch Anregungen und Verbesserungsvorschläge von Bürgerwissenschaftlern. (Bild: A. Freyhoff)
Bürgerwissenschaftler auf der ganzen Welt werden dann gemeinsam Sterne zählen. Ihre Beobachtungen fließen in eine globale Datenbank ein, mit deren Hilfe Wissenschaftler herausfinden wollen, wie sich die Helligkeit des Nachthimmels durch den Einfluss von künstlichem Licht verändert. Einer dieser Wissenschaftler, die sich für den Wandel des Nachthimmels interessieren, ist Dr. Christopher Kyba, Mitarbeiter am Deutschen Geoforschungszentrum und Mitorganisator des Events.
„Je mehr künstliche Beleuchtung es am Standpunkt des Beobachters gibt, desto heller erscheint der Himmel und desto weniger Sterne sind zu sehen. Skyglow nennen wir dieses Phänomen, das die Nacht durch zunehmende künstliche Beleuchtung immer heller werden lässt“, sagt Kyba. „Es ist eine Form der Umweltverschmutzung, über die wir leider noch recht wenig wissen.“ So sei der Einfluss auf Ökosysteme und die menschliche Gesundheit noch weitgehend unerforscht. Ökologen nehmen jedoch an, dass künstliches Licht eine erhebliche Umweltbeeinträchtigung darstellt, die beispielsweise Räuber-Beute-Beziehungen beeinflusst. So können tagaktive Räuber länger jagen, nachtaktive Beutetiere sind weniger geschützt.
Wissenschaftler erwarten für die nächsten Jahre eine umfassende Veränderung dieses Phänomens, vor allem weil Städte dazu übergehen, alte Leuchtmittel im öffentlichen Raum durch moderne LED-Lampen mit völlig anderen Lichteigenschaften auszutauschen. Ob dieser Wandel den Skyglow reduzieren oder verstärken wird, verfolgen die Forscher im Rahmen ihrer Untersuchungen.
Abb.: Im Rahmen des ersten Flashmobs für die Wissenschaft in Berlin wurde die App „Verlust der Nacht“ von zahlreichen Mitstreitern am exakt gleichen Ort zur exakt gleichen Zeit genutzt. (Bild: Chr. Kyba, Verlust der Nacht)
Wie die Wissenschaftler betonen, sei die Beteiligung von Bürgerwissenschaftlern dabei der beste Weg, um diese Veränderungen zu messen und zu bewerten. „Bislang wurde die nächtliche Helligkeit hauptsächlich mit Hilfe von Satelliten ermittelt“, erklärt Dr. Franz Hölker vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), der den Forschungsverbund „Verlust der Nacht“ leitet. Diese würden aber nur das nach oben abgestrahlte Licht messen, nicht die Helligkeit, die am Boden von Menschen und anderen Organsimen erlebt wird. „Man könnte dies zwar auch mit Modellen erreichen, doch um diese zu testen, sind Vergleichsdaten nötig – und genau solche liefern uns Bürgerwissenschaftler“, sagt er.
Je mehr Menschen an möglichst vielen Orten an den Sternenzählungen teilnehmen, desto besser ist die Datengrundlage für die Wissenschaft. Am 14. März soll deshalb an jedem Ort der Erde zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang gemessen werden, wie viele Sterne sichtbar sind, also wie stark der Skyglow ist. „Bei den deutschen Flashmobs geht es uns vor allem darum, Beobachtungen zur exakt selben Uhrzeit am gleichen Ort durchzuführen, um die Messungen unserer Bürgerwissenschaftler eichen zu können“, ergänzt Christopher Kyba. Im Anschluss an den Flashmob bieten die Forscher in Berlin eine geführte Tour an.
An der Himmelsbeobachtung kann jeder teilnehmen, und zwar ganz ohne astronomische Vorkenntnisse. Große und kleine Lichtforscher können sich eine kostenlose App herunterladen, die das Sternezählen ermöglicht und die Daten an GLOBE at Night übermittelt.
FVB / OD