Flexible Laserstrahlformung für die additive Fertigung
Programmierbarer Faserlaser in Kombination mit optische Ablenkeinheit revolutionieren den AM-Bereich.
Das Tempo der Innovation in der additiven Fertigung beschleunigt sich mehr und mehr. Dazu trägt schon seit Jahren der Einsatz modernster Lasertechnologie bei. Als schneller Läufer im Produktions-Spiel hat sich der Ring-Mode-Laser in Sachen Schweißen einen Namen gemacht. Für das „LPBF – Laser Powder Bed Fusion“-Verfahren beim 3D-Druck braucht es aber mehr. Hier bietet ein neuer Laser mit flexibel umschaltbarer Single- und Ring-Mode-Funktion unterschiedliche Strahlqualitäten von fein zu breit. Seit kurzem hat sich ein neuer Mitspieler auf dem Feld der Lasermaterialbearbeitung in der additiven Fertigung zu ihm gesellt. Dabei ist die Zusammenarbeit der beiden so einzigartig und vielversprechend, dass die Ergebnisse einer kleineren Sensation für den AM-Bereich gleichen.
Derzeit untersucht Katrin Wudy von der TU München die besondere Kombination aus Faserlaser AFX-1000 von nLIGHT mit optischer Ablenkeinheit AM MODULE NEXT GEN von Raylase. Im Fokus ihrer Untersuchungen stehen dabei der Einfluss des Strahlprofils auf die Mikrostrukturausbildung. „Die so erzeugten Werkstücke schneiden wir auseinander und schauen uns unter dem Mikroskop die Kornstruktur Schliffbildern an,“ so Wudy. Durch die geänderten Schmelzspurgeometrien bei der Verwendung alternativer Strahlprofile liegt ein veränderter Wärmehaushalt vor. Die ersten Mikroskopieaufnahmen zeigen, sowohl andere Korngrößen als auch andere Texturen der Körner. Die Korngröße und -textur ist aber wesentlich für das Verhalten der Bauteile wie etwa deren Zugfestigkeit oder Bruchdehnung.
„Wenn wir nun das Kornwachstum durch die gezielte Auswahl an Prozessparametern und Strahlprofilen genau steuern können, lassen sich resultierende Bauteileigenschaften einstellen und so etwa besonders feste oder duktile Bauteilbereiche ohne zusätzliche Nachbehandlung erzeugen. Die Eigenschaften können durch geschickte Belichtungsstrategien auch innerhalb eines Bauteils variiert werden,“ erklärt Wudy die großen Vorzüge der Laserstrahlformung mittels Faserlaser und Ablenkeinheit.
„Die TUM, Optoprim, der deutsche Vertriebspartner von nLIGHT-Lasern und Raylase haben hier ihre Kräfte gebündelt, um die kritischen Prozessbeschränkungen bei Laser LPBF-Anwendungen wie mangelnde Homogenität des Schmelzbades und reduzierte Produktionsgeschwindigkeit zu lösen“, betont Wolfgang Lehmann, Produktmanager bei Raylase, die Vorteile der außergewöhnlichen Kooperation. So entstehen bei herkömmlichen AM-Verfahren mit nur einem Single-Mode Laser eine Reihe von Mängeln, wie Keyhole-Bildung durch Überhitzung, zu geringe Tiefe der Schmelzspur, pulverfreie Zone um das erstarrte Schmelzbad oder Ballen im Schmelzbad. Mit dem Kombi-Produkten, bestehend aus dem programmierbaren Faserlaser AFX-1000 von nLIGHT und der Ablenkeinheit AM MODULE NEXT GEN mit Zoom Achse von Raylase gehören diese Probleme der Vergangenheit an.
Dabei ist wichtig zu wissen: Beim Faserlaser AFX-1000 kann die Intensitätsverteilung der Strahlquellen des Lasers, bestehend aus einem Single-Mode-Zentrums- und einem Ringstrahl im Handumdrehen von einem typischen Gauß-Profil auf sechs verschiedene ringförmige Profile umgeschaltet werden. Die unterschiedlichen Leistungen der beiden übereinanderliegenden Laserstrahlen erzeugen einen äußerst attraktiven homogenen Energieeintrag bei Vermeidung von Spritzern und Hitzerissen. Das ist beim „Hatchen“, dem mäanderförmigen Abfahren der zu belichtenden Geometrien in der additiven Fertigung von zentraler Bedeutung.
Denn hier geht es darum, bestimmte Flächenquadrate wie Schachbretter von der Fläche her aufzubauen. Je breiter die Laserstrahlspur desto schneller können diese befüllt werden und umso schneller läuft der Produktionsvorgang der Bauteile. Dabei sollten die Kanten des Werkstückes möglichst sauber sein und können mit dem feinen Single-Mode-Strahl der Zentralfaser des Lasers sehr gut nachgearbeitet werden. Durch den variablen Einsatz von Single- und Ringmode-Modus erhöht sich die Produktivität bereits etwa um das 2,8-Fache. Zusammen allerdings sind sie unschlagbar. Mit dem Zoom des AM MODULES vergrößert sich die Schmelzspur auf die 5,5-fache Breite.
Hat schon der programmierbare Faserlaser viel zu bieten, verdoppeln sich die Möglichkeiten in der Kombination mit der Zoom-Optik der Ablenkeinheit. „Wir können die Laserspuren mit sehr hoher Genauigkeit je nach Prozessfeldgröße mit bis zu fünf Mikrometern positionieren“, so Lehmann. „Eine sinnvolle Breite der Schmelzpfade hängt sehr stark von der Korngröße der Pulverteilchen ab. Diese liegt in der Regel zwischen 15 und 100 Mikrometern. Dementsprechend muss die Spotgröße angepasst werden. Mit dem AM-MODULE NEXT GEN lässt sich der Spotdurchmesser während des Prozesses stufenlos anpassen und damit auch hochdynamisch verdoppeln.“
Mit seinen hochdynamischen Ablenkspiegeln vermag die Ablenkeinheit zudem sehr schnell scharfe Ecken zu fahren. Für den Hatching-Prozess bietet die Ablenkeinheit einen integrierten Faserkollimator, ein ausgeklügeltes Zoom-Achssystem zur dynamische Spotgrößeneinstellung sowie mannigfache Prozess-Monitoring-Möglichkeiten, um die Qualität zu überwachen. Konstante Spotgrößen und Leistungsdichten werden so an jedem Punkt im Prozessfeld sichergestellt.
Damit steigern die beiden innovativen Produkte die AM-Wertschöpfungskette beim Laser Power Bed Fusion von Metallen nicht nur deutlich, sondern verschieben auch bis dato feste Grenzen in der seriellen Produktion. Denn das Ziel in der Additiven Fertigung liegt schließlich darin, den Aufbauprozess der Bauteile zugleich zeiteffizient als auch qualitativ hochwertig zu organisieren.
Raylase / RK
Weitere Infos:
- Raylase GmbH, Weßling
- Laserbasierte additive Fertigung (K. Wudy), Fklt. Maschinenwesen, technische Universität München