Flug über den Mars-Nordpol
Die permanente Eiskappe hat einen Durchmesser von etwa 1100 Kilometern.
Wie eine gigantische Spirale aus Eis und Schnee sieht sie aus, die Nordpoleiskappe des Mars. Dunkle Gräben, in denen sich durch Wind transportierter Staub und Ablagerungen angesammelt haben, wechseln sich ab mit weißen, eisbedeckten Hügeln. Ein besonders auffälliger Graben ist Chasma Boreale. Ein simulierter Überflug über den Nordpol zeigt die permanente Eiskappe und das Tal Chasma Boreale. Die für das Video verwendeten Bilder stammen von der vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR betriebene Kamera HRSC (High Resolution Stereo Camera) an Bord der ESA-Raumsonde Mars Express.
Abb.: Der simulierte Überflug zeigt die permanente Eiskappe am Nordpol des Mars, die auch als Sommereiskappe bezeichnet wird und überwiegend aus Wassereis besteht. (Bild: DLR / ESA / FU Berlin)
Das bis zu 100 Kilometer breite und 500 Kilometer lange Tal schneidet sich zwei Kilometer tief in die Nordpoleiskappe ein. Am Boden von Chasma Boreale sind dunkle Ablagerungen zu erkennen. Das sind zumeist Dünen aus schwarzem Sand, der durch Wind in die Schlucht transportiert wurde. Die Entstehung von Chasma Boreale ist noch ungeklärt: Die Struktur könnte durch die wechselweise Ablagerung von Eis und Staub gebildet worden sein, durch Schmelzprozesse oder durch Windabtragung.
Die permanente Eiskappe des Marsnordpols hat einen Durchmesser von etwa 1100 Kilometern und ragt bis zu drei Kilometer über die umliegende Ebene auf. Sie wird auch als Sommereiskappe bezeichnet und besteht überwiegend aus Wassereis. Während des sechsmonatigen Marswinters bildet sich über der permanenten Wassereiskappe eine zusätzliche Schicht aus Kohlendioxideis, da das gasförmige Kohlendioxid der Marsatmosphäre bei Temperaturen unterhalb minus 120 Grad Celsius aus der Atmosphäre ausfällt und als festes Kohlendioxideis die bestehenden Strukturen überdeckt.
Diese Kohlendioxid-Wintereiskappe ist dann nur ungefähr einen Meter dick. Da Kohlendioxid jedoch der Hauptbestandteil der Marsatmosphäre ist, fällt der Luftdruck im Marswinter deutlich ab, da bis zu einem Drittel des atmosphärischen Kohlendioxids als Eis gebunden in der Polkappe abgelagert wird. Die dadurch entstehenden jahreszeitlichen Luftdruckschwankungen verursachen auf der ganzen Nordhalbkugel des Planeten große Staubstürme, durch die das Luftdruckgefälle wieder ausgeglichen und auch der Staub über die gesamte Marsoberfläche verteilet wird.
Der Winter auf dem Mars dauert ungefähr doppelt so lange wie der Winter auf der Erde, da unser Nachbarplanet weiter von der Sonne entfernt ist und somit fast zweimal so lange für eine Umrundung benötigt. Die Ursache hierfür ist wie auf der Erde eine um 25 Grad geneigte Rotationsachse. Da die Nordpoleiskappe des Mars im Winter typischerweise in dicke Kohlendioxidwolken eingehüllt ist, kann sie zu dieser Jahreszeit durch die Kamera HRSC nur schlecht abgebildet werden. Die in dem Video verwendeten Aufnahmen stammen daher überwiegend aus den Sommerhalbjahren.
DLR / JOL










