Flugzeuge beeinflussen Niederschläge
Luftströmungen an Propeller- und Düsenflugzeugen lassen Kondensationskeime für Regentropfen und Schneeflocken wachsen.
Luftströmungen an Propeller- und Düsenflugzeugen lassen Kondensationskeime Für Regentropfen und Schneeflocken wachsen.
Der Luftverkehr im Umfeld von Flughäfen führt zu mehr lokalen Niederschlägen. Die Ursache dafür fanden US-Forscher in Löchern und Kanälen, die Flugzeuge in Wolken mit einem hohen Anteil an unterkühltem, flüssigen Wasser reißen. Mit Hilfe von Satellitenaufnahmen und Start- und Landelisten kamen sie diesem bisher ungeklärten Wetter-Phänomen auf die Spur. Dadurch werde zwar das lokale Wetter beeinflusst, doch Auswirkungen auf das Erdklima seien eher unwahrscheinlich, berichten die Wissenschaftler in ihrer Studie.
Abb.: Von einem FLugzeug erzeugtes Wolkenloch über Texas. Die lokale Abkühlung in der Wolke führt zur Bildung von Kondensationskeimen und schließlich zu zusätzlichen Niederschlägen. (Bild: AAAS/Science)
"Ein Flugzeugpropeller drückt die Luft nach hinten und lässt sie dort um bis zu 30 Grad abkühlen", sagt Andrew Heymsfield vom Nationalen Zentrum für Atmosphärenforschung (NCAR) in Boulder. Verantwortlich dafür sind die Strömungsverhältnisse hinter einem Flugzeug, die den lokalen Luftdruck partiell sinken lassen. Die Folge: Das in Wolken enthaltene flüssige Wasser gefriert zu kleinen Eiskristallen. Und diese dienen dann als Kondensationskeime für größere Kristalle, Schneeflocken und Regentropfen. Auch die auftriebsspendenden unterschiedlich schnellen Luftströmungen oberhalb und unterhalb der Tragflächen von Düsenflugzeuge zeigten in der Analyse einen ähnlichen Effekt.
Auf Satellitenbildern im Umfeld mehrerer Flughäfen, darunter Frankfurt, London-Heathrow, Paris-Charles de Gaulle, Chicago und Seattle, konnten Heymsfield und seine Kollegen diese Auswirkungen des Luftverkehrs direkt beobachten. Je nach Flugbahn hinterließen die Flugzeuge Löcher oder Kilometer lange Kanäle in einer zuvor lockeren Wolkendecke. Über einem Flughafen in Texas hielt sich ein Wolkenloch sogar etwa vier Stunden lang und erreichte eine Ausdehnung von bis zu 100 Kilometern. Das zuvor in der Wolke enthaltene Wasser fiel durch die zusätzliche Abkühlung als Regen oder Schnee zu Boden.
Nach den Abschätzungen der Forscher trete dieser Effekt an allen größeren Flughäfen täglich im Durchschnitt für eine gute Stunde auf und sei vor allem in der Nähe der Polarregionen stark ausgeprägt. Wie relevant diese vom Menschen verursachten Niederschläge in den tropischen Regionen sind, untersucht Heymsfield derzeit auf den Jungfraueninseln in der Karibik.
Heute ist bereits bekannt, dass die Kondensstreifen der Düsenflugzeuge weltweit zu einer stärkeren Wolkenbildung führen und einen nachweisbaren Effekt auf das Erdklima haben. Für die lokal rund um die Flughäfen begrenzten Wolkenlöcher sehen die Forscher jedoch keinen Zusammenhang mit dem Klima. Allerdings sollten vor allem in Polargebieten wissenschaftliche Untersuchungen von Wolken, die für verbesserte Klimamodelle genutzt werden, in größerer Entfernung von Flughäfen erfolgen. Sonst bestünde die Gefahr, dass die Messungen durch die von Flugzeugen verursachten Wolkenlöcher verfälscht würden.
Jan Oliver Löfken
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MH