17.12.2015

Fluktuierende Mond-Exosphäre

Extrem dünne Gashülle des Erdtrabanten zeigt periodisch variierenden Anteil von Natrium und Kalium.

Als die Crew von Apollo 17 kurz vor Sonnen­aufgang ihren Blick über die Mond­ober­fläche schweifen ließ, bot sich ihnen ein unerwarteter Anblick: Sie erspähten ein leichtes Glimmen hoch über dem Boden, das auf eine dünne Atmo­sphäre hindeutete. Der Mond ist zwar zu klein, um mit seiner geringen Schwer­kraft eine wirkliche Atmo­sphäre an sich zu binden. Doch besitzt er eine extrem dünne Exosphäre, wie sie die Erde etwa oberhalb der Flugbahn der Inter­nationalen Raum­station aufweist. Um dieses extrem dünne Gasgemisch zu unter­suchen, haben die japanische Raum­sonde Kaguya und der US-amerikanische Lunar Atmosphere and Dust Environment Explorer LADEE die Mond-Exosphäre in den letzten Jahren spektro­skopisch untersucht.

Abb.: Die wichtigsten Quellen und Senken für Natrium und Kalium in der...
Abb.: Die wichtigsten Quellen und Senken für Natrium und Kalium in der Mond-Exosphäre. (Bild: A. Colaprete et al. / AAAS)

Bei einem Druck von wenigen 10-10 Pascal besteht die Mond-Exosphäre zu ähnlichen Teilen aus Helium, Neon, Wasser­stoff und Argon. In Spuren sind auch Methan, Ammoniak und Kohlen­dioxid vorhanden, sowie Natrium und Kalium. Die letzten beiden Elemente machen zwar nur einen geringen Anteil aus, lassen sich wegen ihrer hellen Linien­emission aber besonders gut beobachten. Im Laufe eines Mond­tages zeigt die Häufig­keit dieser Elemente eine deutliche Fluktuation. Ein Team von Nasa-Wissen­schaftlern ist nun mit Hilfe von LADEE-Daten dem Ursprung dieses periodischen Verhaltens auf den Grund gegangen.

So ist schon seit längerem bekannt, dass Sonnen­wind und Sonnen­strahlung Elemente aus der Mond­ober­fläche lösen und in die Exosphäre befördern können, bevor sie sich wieder auf dem Boden absetzen. Den mit Abstand stärksten Effekt bewirkt die Sonnen­strahlung per photo­induzierter Desorption. Hoch­energetische Elektronen aus dem Sonnen­wind können zudem per Sputtering Natrium oder Kalium freisetzen. Die Rolle dieser beiden Prozesse konnten die Forscher bestimmen, wenn der Mond sich in den Magnet­schatten der Erde bewegte und dadurch vor dem Sonnen­wind abgeschirmt war. Dabei sank zunächst der Anteil dieser Elemente, da sie sich auf der Mond­ober­fläche ablagerten. Nach Heraus­treten aus dem Erd­schatten nahmen die Natrium- und Kalium-Konzentrationen wieder zu.

Unklar blieb dabei aber zunächst, welche Rolle Meteor­ströme für die Natrium- und Kalium­konzentrationen in der Mond-Exosphäre spielen. Über die Lebens­dauer von LADEE ist der Mond durch die Geminiden, Leoniden und Quadrantiden geflogen. Dabei stieg jeweils vor allem die Kalium-Konzentration kurz­fristig deutlich an. Ein ähnliches Verhalten ist auch vom Merkur bekannt. Die gemessene Dynamik spricht nach Ansicht der Forscher gegen Modelle, denen zufolge inter­planetarische Teilchen von der Mond­ober­fläche größten­teils wieder abprallen. Statt­dessen verdampfen sie durch den Aufprall und lagern ihr Material in der Umgebung ab. Trifft starke Sonnen­strahlung darauf, wird es zum Teil wieder in die Exosphäre frei­gesetzt.

Dirk Eidemüller

 

Weitere Infos

RK

Anbieter des Monats

Dr. Eberl MBE-Komponenten GmbH

Dr. Eberl MBE-Komponenten GmbH

Das Unternehmen wurde 1989 von Dr. Karl Eberl als Spin-off des Walter-Schottky-Instituts der Technischen Universität München gegründet und hat seinen Sitz in Weil der Stadt bei Stuttgart.

Veranstaltung

Spektral vernetzt zur Quantum Photonics in Erfurt

Spektral vernetzt zur Quantum Photonics in Erfurt

Die neue Kongressmesse für Quanten- und Photonik-Technologien bringt vom 13. bis 14. Mai 2025 internationale Spitzenforschung, Industrieakteure und Entscheidungsträger in der Messe Erfurt zusammen

Meist gelesen

Themen