Forscher entdecken eine der ältesten Staubgalaxien
Die neu entdeckte Submillimeter-Galaxie ist zwölf Milliarden Lichtjahre entfernt.
Die neu entdeckte Submillimeter-Galaxie ist zwölf Milliarden Lichtjahre entfernt.
Ein Astronomen-Team unter Leitung der Universität Bonn hat eine zwölf Milliarden Lichtjahre entfernte Staubgalaxie entdeckt. Sie existierte zu einer Zeit, als das Universum erst 1,5 Milliarden Jahre jung war, und ist damit die älteste ihrer Art, die bislang gefunden wurde. Wie am Fließband entstanden in ihr damals jede Menge neue Sterne.
Die Forscher um Kirsten Kraiberg Knudsen vom Bonner Argelander-Institut für Astronomie nutzten für ihre Entdeckung eine Art "natürliches Teleskop": Zufällig befand sich die neu entdeckte Staubgalaxie nämlich hinter einer Formation von massereichen Vordergrund-Galaxien. Große Massen können das Licht aufgrund des Gravitationslinsen-Effekts ablenken - dadurch wurde das Bild der Staubgalaxie wie durch ein Fernrohr vergrößert.
Abb.: Ein Bild des Hubble Space Teleskops vom Galaxien-Cluster Abell 2218. Die Forscher nutzten dieses Cluster als natürliches Teleskop. Die eingefügte Vergrößerung zeigt die neu entdeckte Staubgalaxie. (Bild: K.K. Knudsen (Uni Bonn), NASA, ESA, SMA)
Die neu entdeckte Galaxie gehört zu den schwach leuchtenden Staubgalaxien. Sie ist zwölf Milliarden Lichtjahre entfernt. Als das Licht seine Reise startete, war der Kosmos erst 1,5 Milliarden Jahre alt. Mit Hilfe ihres kosmischen Teleskops konnten die Wissenschaftler also in die Kindheit des Universums blicken.
Die Galaxie ist nur ein Zehntel so groß wie die Milchstraße. Allerdings ist sie bei weitem produktiver: Wie am Fließband entstehen in ihr neue Sterne - 100mal schneller als in unserer Muttergalaxie. Sie zählt zu den so genannten Submillimeter-Galaxien. Diese sind nur sichtbar, weil der interstellare Staub in ihnen durch große Mengen junger massereicher Sterne erhitzt wird. Man hat bereits Submillimeter-Galaxien im frühen Universum gefunden, aber keine, die so schwach leuchtet.
"Es ist aufregend zu sehen, dass es derart schwach leuchtende Galaxien damals überhaupt schon gab", sagt Kirsten Knudsen. "Unsere Beobachtung stellt gängige Theorien in Frage, wonach die meisten Sterne in größeren und helleren Galaxien gebildet wurden." Die nächsten Jahre werden zeigen, ob die Staubgalaxie eine Ausnahmeerscheinung bleibt. Die Forscher hoffen dabei auf neue Teleskope wie das Atacama Large Millimeter Array in Chile, das in Kürze seine Arbeit aufnehmen wird. Die aktuellen Beobachtungen wurden mit vier Teleskopen auf Hawaii sowie dem Hubble Space Teleskop durchgeführt.
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn / AL