11.11.2025 • Energie

Gedruckte Solarzellen werden effizienter und haltbarer

DFG-Forschungsgruppe POPULAR führt nun universitätsübergreifend Alterungsuntersuchungen an den organischen Zellen durch.

Die Arbeitsgruppe um Arved Hübler vom Institut für Print- und Medien­technik der Tech­nischen Univer­sität Chemnitz stellte 2011 die erste auf Papier gedruckte Solarzelle vor – damals ein großer Erfolg. „Die Machbar­keit war damit zwar gezeigt, aber mit einer Leistungs­effizienz von nur 1,7 Prozent und einer sehr redu­zierten Haltbar­keit waren die Werte noch nicht über­zeugend“, so Hübler. Nun ist es seiner Arbeits­gruppe gelungen, Solar­zellen mit einer Effizienz von neun Prozent und deutlich verbes­serter Haltbarkeit zu drucken. Dabei liegt die Ausbeute bei der Produk­tion der gut funktio­nierenden Zellen bereits bei über 88 Prozent und ist damit schon sehr hoch.

David Holzner, Svitlana Taranenko, Robert Eland und Martin Mellendorf (v. l.)...
David Holzner, Svitlana Taranenko, Robert Eland und Martin Mellendorf (v. l.) an einer Rollendruckmaschine mit dem Testdruck einer leitfähigen PEDOT:PSS-Schicht, die für den Abfluss der Ladungen in den Solarzellen sorgt.
Quelle: pmTUC

Hübler erläutert die Herstel­lung im Forschungs­labor: „Orga­nische Halb­leiter befinden sich in der zentralen, photo­aktiven Schicht der Solar­zelle und wandeln einfal­lendes Licht in einen Elek­tronen­strom um. Die an der TU Chemnitz gedruckten Zellen nutzen hierfür die Polymer­mischung PM6:Y12, die in fünf weitere Schichten eingebettet ist. Mithilfe dieser Schichten kann die gewon­nene elek­trische Leistung nutzbar gemacht werden. Die Schichten werden wie eine Zeit­schriften­seite auf einer Rollen­druck­maschine gedruckt. Dabei werden flüssige Druck­farben auf­einander­gelegt und getrocknet. Aller­dings werden diese Schichten nicht aufgrund ihrer Farbe genutzt, sondern aufgrund ihrer elek­trischen Funktionen.“

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Annika Janßen • 9/2025 • Seite 81

Optimal gedruckt

Dieser Erfolg wurde im Rahmen der von der DFG geför­derten Forschungs­gruppe „POPULAR – Gedruckte & stabile organische Photo­voltaik mit Nicht-Fulleren­akzep­toren“ erreicht. Carsten Deibel, Inhaber der Pro­fes­sur Optik und Photo­nik kon­den­sier­ter Materie an der TU Chemnitz und Sprecher des Projekts, berichtet, dass die in Chemnitz gedruckten Solar zellen zur Unter­suchung der Halt­bar­keit zu der Gruppe von Chris­toph Brabec an der Uni­ver­sität Erlangen-Nürnberg gebracht wurde. Dort werden sie derzeit einer beschleu­nigten Alterung unter­zogen. Nach sechs Wochen können diese gealterten Solarzellen mit frischen, an der TU Chem­nitz gedruckten Solar­zellen verglichen werden, um die Ursachen der Alte­rung zu ermitteln. Diese Unter­suchungen erfolgen in der Arbeits­gruppe von Prof. Deibel und Diet­rich Zahn im Institut für Physik der TU Chemnitz sowie bei den Mit­glie­dern des POPULAR-Teams Yana Vainzof (TU Dresden), Eva Herzig (U Bayreuth) und Safa Shoaee (U Potsdam). Die Ergeb­nisse fließen in Auswertungen durch Simu­lations­programme der gedruckten Solarzellen ein, die vom Team um Martin Stoll von der Fakultät für Mathe­matik der TU Chemnitz in Zusammenarbeit mit Jan-Frederik Pietsch­mann (U Augs­burg) und Rode­rick Mac­Kenzie (U Durham) durchge­führt werden. Die gewon­nenen Erkennt­nisse helfen bei der Entwicklung neuer organi­scher Halb­leiter, die bei Michael Sommer vom Ins­titut für Chemie der TU Chem­nitz ange­siedelt ist.

Hübler zufolge sind gedruckte Solar­zellen ein aussichts­reicher Kandidat für die nächste Solar­zellen­generation. „Heutige Solar­zellen sind trotz ihrer sehr energie­intensiven Herstel­lung relativ kosten­günstig, weil sie in China mit äußerst günstigem Kohle­strom produ­ziert werden. Die nächste Technologie­generation müsse jedoch deutlich effi­zienter produ­zieren, wofür sich das Drucken anbiete, so der Chem­nitzer Pro­fes­sor. Seiner Ansicht nach können mit geringem Energie­einsatz in kurzer Zeit Quadrat­kilometer Solarzellen auf Papier oder Folie gedruckt und auf den Markt gebracht werden. „Poten­zielle Märkte sind bereits bekannt. Der Klima­wandel erfordert immer häufiger Verschattungen, beispielsweise in der Land­wirt­schaft. Kilo­meter­lange Solar­bahnen können einfach über die Felder gezogen und später wieder abgeräumt werden. Für eine erfolg­reiche Anwen­dung muss jedoch die Lebens­dauer der gedruckten Solar­zellen stimmen“, sagt Hübler. Mit den Arbeiten der Forscher­gruppe können nun grund­legende Fragen geklärt werden, um einen Grund­stein für eine Solar­zellen-Industrie der nächsten Generation zu legen – dann hoffentlich wieder in Deutsch­land. [TU Chemnitz / dre]

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