02.11.2018

Gefahrlos einatmen

Innovatives Raumluftsystem reduziert mit kaltem Plasma die Keimbelastung in Krankenhäusern.

Das Risiko, sich im Kranken­haus mit einem Erreger an­zu­stecken, wenn der Körper durch die Folgen einer Operation oder Erkrankung geschwächt ist, ist nicht un­be­trächt­lich. So geht die Deutsche Gesell­schaft für Kranken­haus­hygiene von jährlich 900.000 Infek­tionen bundes­weit und 30.000 bis 40.000 Todesfällen aus. Am häufigsten treten bei den Betrof­fenen Atem­wegs- und Harn­wegs­infekte, aber auch Wund­infek­tionen oder Sepsis auf. Auslöser sind nicht immer mangel­hafte Hygiene­prozesse in Kliniken, häufig werden die Keime auch von Patienten oder Besuchern ein­ge­schleppt.

Abb.: Modul mit dielektrisch behinderten Entladungen. (INP/Eric Timmermann)

Vor diesem Hinter­grund haben das Leibniz-Institut für Plasma­forschung und Techno­logie (INP) in Greifswald, das Medizin­technik­unter­nehmen Pneu­matik Berlin sowie das Unter­nehmen Haus­technik Bachmann aus Stein­berg in Sachsen innerhalb des Verbund­projektes „PlasClean“ ein intelli­gentes, modular aufge­bautes Raum­luft­system für OP-Säle entwickelt, dessen Herz­stück eine spezielle Plasma­stufe darstellt. Dabei konnte in Labor­experi­menten, aber auch in einer Pilot­anlage unter Real­bedingungen die Wirk­samkeit dieses bereits paten­tierten Dekon­taminations­verfahrens nach­gewiesen werden. Das zwei­einhalb­jährige Vor­haben wurde vom Bundes­mini­sterium für Wirt­schaft und Ener­gie finanziell gefördert.

Durch modi­fizierte Elek­troden­platten, zwischen denen di­elek­trisch behinderte Ent­ladungen (siehe Bild) erzeugt werden, gelang es den Forschern, die Belas­tung der Raum­luft mit Mikro­organismen deutlich zu senken. Ebenso können chemi­sche Stoffe auf diese Weise abgebaut werden. Bei sämt­lichen Tests wurden die DIN-An­for­de­rungen für inten­siv­medi­zinische Bereiche berück­sichtigt: Das Plasma reinigte die Abluft auch bei den vor­geschrie­benen hohen Luft­um­sätzen.

„Unser Konzept ist auch für andere An­wen­dungs­berei­che zukunfts­weisend und lässt sich auf Rein­räume, Labore, Tier­ställe oder die Lebens­mittel­logistik übertragen“, sagt Dr. Manfred Kettlitz, Projekt­leiter im INP. Die Plasma­stufe sei skalier­bar, wodurch eine noch höhere Reduk­tion der Mikro­organismen erreicht werden könne. „Die tech­nische Umsetz­barkeit muss jedoch im Rah­men weiterer Projekte er­forscht werden“, betont er. Der Projekt­verantwortliche bei Pneu­matik Berlin, Oliver Siegel, zieht folgen­des Fazit: „Durch die Inte­gration dieser neuen System­lösung könnten keim­belastete Luft­ein­strömungen in Räumen mit hohen An­forderungen an die Keim­armut wie etwa ein Operations­raum zu­verlässig unter­bunden werden. Hiermit wird ein wert­voller Beitrag für das Hygiene­management in Kranken­häusern geleistet“.

INP / LK

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