Geformter Ultraschall
Akustisches Metamaterial beeinflusst Wellenausbreitung ganz nach Wunsch.
Mit symmetrisch aufgebauten Metamaterialien lassen sich Licht- und Mikrowellen nach Wunsch selbst um Objekte herum lenken. Erste Tarnkappen und extrem flache Linsen wurden bereits entwickelt. Analog lassen sich mit speziell geformten Bauelementen aus Kunststoff auch akustische Metamaterialien herstellen. Wissenschaftler der University of Sussex und der University of Bristol stellen jetzt ein modular aufgebautes akustisches Metamaterial vor, mit dem sie die Ausbreitung von Ultraschallwellen nahezu nach Belieben kontrollieren konnten. Mögliche Anwendungen sehen die Forscher etwa in stark fokussierten Ultraschallwellen, die gezielt Tumorgewebe zerstören könnten.
Abb.: Prototyp eines akustischen Metamaterials, modular aus kleinen Bauelementen aus Kunststoff aufgebaut. (Bild: Interact Lab, U. Sussex)
Gianluca Memoli und seine Kollegen entwarfen ihr Metamaterial für Ultraschallwellen mit einer Frequenz von vierzig Kilohertz. Mit einem 3D-
Im Computer berechneten Memoli und Kollegen die Anordnung einzelner Bauelemente in einer Fläche, um ein gewünschtes Schallfeld bilden zu können. Dabei ließ sich der akustische Fokus zwischen 3 und 47 Wellenlängen variieren. Zur Demonstration der fokussierenden Eigenschaften eines flachen akustischen Metamaterials aus bis zu 64 einzelnen Modulen, richteten sie das manipulierte Ultraschallfeld auf eine kleine Plastikkugel und ließen diese durch den konzentrierten Schalldruck schweben – eine akustische Levitation.
„Unsere Elemente können einfach zusammengesetzt und wieder umgeordnet werden, um jedes gewünschte akustische Feld zu erzeugen“, sagt Memoli. Ein großen Vorteil sieht er in den günstigen, mit 3D-
Abb.: Einzelne Bauelemente für ein akustisches Metamaterial, bei dem die Phasen von Ultraschallwellen beeinflusst werden, um ein beliebiges Schallfeld zu erzeugen. (Bild: Interact Lab, U. Sussex)
Das Team ist nicht das einzige, das mit akustischen, modular aufgebauten Metamaterialien experimentiert. So präsentierten vor wenigen Monaten Sahab Babaee und seine Kollegen von der Harvard University in den USA Metamaterialien, die die Schallausbreitung über die verschiedene Anordnungen von Würfeln, Hexaedern oder Oktaedern beeinflussten. Die berechneten Baupläne bildeten die Grundlage für Metamaterialien, die Schallwellen im hörbaren Frequenzbereich in alle drei Raumrichtungen fast nach Belieben umleiten sollten.
Für die praktische Umsetzung wählten Babaee und Kollegen kleine Kunststoffplättchen aus Polyethylen. Diese Plättchen verknüpften sie mit variablen Gelenken aus Doppelklebeband zu den symmetrisch aufgebauten, akustischen Metamaterialien. Ein würfelförmiger Prototyp mit einer Kantenlänge von knapp dreißig Zentimetern bestätigte die gute Kontrolle über Schallwellen, die sich zudem schnell und einfach über verschiedene Winkel zwischen den Plättchen verändern ließ. Dazu sendete an einer Stelle ein Lautsprecher Schallwellen in das Metamaterial. Rund um den Prototyp angeordnete Mikrofone zeichneten die mehr oder weniger stark umgelenkten Schallwellen auf. Die Messungen bestätigten, dass sich der Schall über einen breiten, hörbaren Frequenzbereich in verschiedene Wunschrichtungen leiten ließ.
Die Versuche zeigten allerdings noch einige Unterschiede zwischen der berechneten und der gemessenen Schallausbreitung. Dieses Problem könnte mit einer verbesserten Fertigungsmethode, wie etwa mit einem 3D-
Jan Oliver Löfken
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RK