18.04.2017

Gegen den Gegenwind

Neues Antriebskonzept für erdnahe Satelliten.

Wie auf der Erde der Luftwiderstand auf ein Fahrzeug wirkt, so bremst im Weltall die Rest­atmo­sphäre Satel­liten aus. Diese werden deswegen langsamer und langsamer und verglühen schließ­lich in der Atmo­sphäre. Besonders gravie­rend ist dieses Problem im Very Low Earth Orbit in 120 bis 250 Kilo­metern Höhe, denn in diesem erd­nahen Bereich ist die Atmo­sphäre dichter und der Luft­wider­stand ent­spre­chend höher als in ferneren Regionen des Alls. Satel­liten für eben diese nied­rigen Flug­höhen zu ent­wickeln ist das Ziel des EU-Projekt DISCOVERER, an dem unter Feder­führung der Univer­sity of Manchester auch die Univer­sität Stutt­gart beteiligt ist. Das Projekt DISCOVERER startete Anfang 2017 und wird von der Europä­ischen Union im Rahmen des Programms Horizon 2020 mit circa 5,7 Millionen Euro auf 51 Monate gefördert.

Abb.: Im Projekt DISCOVERER werden neue Techno­logien für erdnahe Satel­liten ent­wickelt, wie es zum Beispiel der ESA-Satellit GOCE war. (Künst­lerische Darstel­lung; Bild: ESA / AOES-Medialab)

Solche erdnahen Satelliten können kleiner und billiger gebaut werden und schicken zudem Bilder mit besserer Qualität an die Erde. Voraus­setzung ist aller­dings, dass man den Gegen­wind in den Griff bekommt.

Als Teil von DISCOVERER arbeitet daher ein Team um Georg Herdrich am Institut für Raum­fahrt­systeme der Uni Stuttgart daran, das Problem in eine Lösung umzu­wandeln. Die Idee der Wissen­schaftler: Sie wollen die Atmo­sphäre, die den Luft­wider­stand produ­ziert, als Treib­stoff verwenden. Hierfür arbeitet das Team an einem Antriebs­system, das sich von der heutigen Techno­logie funda­mental unter­scheidet. Es wird keine auf dem Satel­liten gelagerten Treib­stoffe verwenden, sondern statt­dessen elek­trische Antriebe, die luft­atmend sind. Dies trägt nicht nur dazu bei, die Lebens­dauer der Satel­liten zu verlängern, sondern mindert auch die Gefahren für All und Erde, die von ver­glühenden Satel­liten in Form von Welt­raum­müll aus­gehen.

U. Stuttgart / RK

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